Azubi-Recruiting
Sehen Sie den Menschen hinter den Zahlen!
Hand aufs Herz: Erhält der Schulabgänger mit dem Vierer-Zeugnis von Ihnen eine Einladung zum Vorstellungsgespräch? In Zeiten, in denen dem Ausbildungsmarkt weniger Bewerber zur Verfügung stehen, rückt auch das Thema „Bewerbungsprozess“ in den Fokus – und die Frage, welche Ansprüche Unternehmen aktuell noch stellen dürfen.
In der Ausbildungsumfrage 2023 der Deutschen Industrie- und Handelskammer gaben 47 Prozent der befragten Betriebe an, dass sie 2022 nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen konnten. Mehr als jedes dritte Unternehmen mit offenen Ausbildungsplätzen habe laut Erhebung keine einzige Bewerbung erhalten.
Besser ein „schlechter“ Bewerber als eine unbesetzte Stelle?
Vor diesem Hintergrund empfiehlt es sich, nicht nur die Qualität und Attraktivität Ihrer Ausbildung, sondern darüber hinaus auch Ihr Bewerbungsverfahren auf den Prüfstand zu stellen. Das bedeutet keineswegs, dass Sie als Ausbildungsbetrieb Ihre Ansprüche in Bezug auf potenzielle Azubis vollständig über Bord werfen sollen. Gewisse Mindestanforderungen machen ohne Frage Sinn. So würde es ein angehender Konstruktionsmechaniker ohne jegliches handwerkliche Geschick wohl nicht weit bringen – und wäre in einem anderen Bereich deutlich besser aufgehoben. Zudem kann die Wirtschaft nur mit sehr guten Fachkräften die Qualität liefern, die der Markt nachfragt.
Schulnoten: Der Bewerber in Zahlen
Ein entscheidendes Kriterium im Auswahlprozess ist in vielen Betrieben nach wie vor das Zeugnis – seien es die Noten in bestimmten Schulfächern oder der Notendurchschnitt insgesamt. Auf der anderen Seite gibt es Firmen, die den Personal- und Fachkräftemangel als Anstoß nehmen, neue Wege einzuschlagen – und beim Azubi-Recruiting gänzlich auf die Angabe von Schulnoten zu verzichten.
Fakt ist: Schulnoten sagen einiges – aber längst nicht alles. Sie sollten sich bewusst machen, dass diese Zahlen auf einem Blatt Papier eine Momentaufnahme darstellen, die nicht zwingend Aufschluss über die Motivation eines Bewerbers gibt. Die fünf in Mathe muss keineswegs das Ergebnis von Desinteresse, Faulheit oder gar mangelnder Intelligenz sein, sondern ist womöglich einem zu schnellen Lerntempo im Unterricht oder einer falschen Lerntechnik geschuldet. Daran kann der Bewerber im Rahmen seiner Ausbildung arbeiten – im Idealfall von Ihren Ausbildern zusätzlich motiviert und angeleitet.
Harte Fakten und Soft Skills in Relation setzen
Wo die Bedeutung von Schulnoten sinnvoll abgewogen wird, gewinnen andere Faktoren an Relevanz. Ein potenzieller Azubi, der Sie nicht mit den harten Fakten überzeugen kann, punktet vielleicht im Bereich der Soft Skills. Indem er sich vor der Abgabe seiner Bewerbungsunterlagen bereits persönlich über die ausgeschriebene Stelle und Ihr Unternehmen informiert. Indem er seine Freizeit nutzt, um erste Erfahrungen in der Branche zu sammeln. Indem er Teamfähigkeit, Kommunikationsstärke, Ehrgeiz, Kreativität, Organisationstalent und nicht zuletzt echte Begeisterung für die angestrebte Ausbildung in Ihrem Betrieb mitbringt.
Das Azubi-Recruiting: So individuell wie ihr Betrieb
Ein Patentrezept für den perfekten Auswahlprozess gibt es nicht. Vom Assessment-Center bis zum mehrwöchigen Betriebspraktikum – die Möglichkeiten, Potenziale aufzudecken, sind vielfältig und sollten Ihrer Branche, Ihrem Unternehmen und dem jeweiligen Ausbildungsberuf Rechnung tragen. Auch Ihre personellen und finanziellen Ressourcen spielen bei einer eventuellen Umstrukturierung des Bewerbungsprozesses eine wesentliche Rolle.