Azubi-Recruiting
Drücken Sie nach der Vertragsunterzeichnung nicht die „Schlummertaste“!
Ein geeigneter Azubi ist gefunden, der Vertrag unterzeichnet – der Ausbildung in Ihrem Betrieb steht also nichts mehr im Wege. Oder etwa doch? Vielleicht hat auch Ihnen am ersten Ausbildungstag schon einmal das Wichtigste gefehlt: Ihr Azubi.
Der Ausbildungsumfrage 2023 der Deutschen Industrie- und Handelskammer zufolge konnten 47 Prozent der befragten Unternehmen im Jahr 2022 nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen. Davon gaben 15 Prozent an, dass die Stellen von den Auszubildenden nicht angetreten worden seien.
Kündigung vor Ausbildungsbeginn: Ärgerlich, aber erlaubt
Eine Kündigung vor Ausbildungsbeginn ist für die betreffenden Betriebe zwar unerfreulich, aber durchaus zulässig. Das Bundesarbeitsgericht hat diese gesetzlich nicht direkt geregelte Frage dahingehend entschieden, dass ein Berufsausbildungsvertrag bereits vor Beginn der Berufsausbildung ohne Einhaltung von Fristen von beiden Seiten gekündigt werden kann – sofern die Parteien keine abweichende Regelung vereinbart haben.
Auch während der Probezeit können die Vertragspartner den Ausbildungsvertrag jederzeit ohne Angabe von Gründen fristlos kündigen. Wobei auch die Kündigung während der Probezeit nicht gegen ein gesetzliches Verbot verstoßen darf (z.B. Entlassung einer Schwangeren).
Nach der Vertragsunterzeichnung ist vor dem Ausbildungsstart
Gänzlich verhindern lässt sich ein Ausbildungsabbruch nicht. Mit einem guten Onboarding-Prozess können Sie jedoch dazu beitragen, dass sich der angehende Azubi in Ihrem Unternehmen gut aufgehoben – und somit in seiner Entscheidung bestätigt – fühlt.
Ihre Willkommensmaßnahmen sollten dabei nicht erst ab Tag eins der Ausbildung greifen, sondern bereits nach der Vertragsunterzeichnung ansetzen. Häufig liegen mehrere Wochen oder gar Monate zwischen der Zusage und dem ersten Arbeitstag – reichlich Zeit für den angehenden Azubi, sich unter Umständen noch einmal umzuentscheiden. Für einen anderen Betrieb, eine andere Ausbildung oder gar einen anderen Bildungsweg.
Bleiben Sie daher mit dem künftigen Mitarbeiter in Kontakt und nutzen Sie die Zeit, um ihn bereits bestmöglich an Ihr Unternehmen zu binden. Ob Geburtstags- oder Feiertagsgrüße, Mitarbeiter-Newsletter, Begrüßungspaket oder Willkommensveranstaltungen – es gibt eine ganze Reihe von Aktivitäten, mithilfe derer Sie Ihren neuen Mitarbeiter an Bord holen können. Vergessen Sie während des Onboarding-Prozesses die Eltern Ihres Azubis nicht! Schließlich sind die Erziehungsberechtigten nach wie vor wichtige Ratgeber bei der Berufswahl.
Welche Preboarding-Maßnahmen realisierbar und sinnvoll sind, hängt am Ende ganz von Ihrem Unternehmen ab. Bleiben Sie authentisch und lassen Sie sich gegebenenfalls von Ihren aktuellen Auszubildenden Anregungen liefern.
Den Start in die Ausbildung erleichtern
Der erste Ausbildungstag ist da – und Ihr Azubi auch. Jetzt gilt es eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich der neue Mitarbeiter direkt wohlfühlt. Die richtige Planung ist dabei das A und O.
Stellen Sie sich vor, es ist Ihr erster Tag in einem neuen Job – und die Kollegen wissen nicht Bescheid; geschweige denn, was sie spontan mit Ihnen anfangen sollen. Eine unangenehme Situation für alle Beteiligten. Beugen Sie solchen Fauxpas vor, indem Sie bereits frühzeitig den ersten Tag beziehungsweise die erste Zeit des Azubis in Ihrem Betrieb planen.
-
Überlegen Sie sich, wie das Programm aussehen soll. Sind eine Begrüßung durch den Chef, ein Betriebsrundgang, ein gemeinsames Mittagessen oder gar Orientierungsseminare geplant?
-
Erstellen Sie ein Begrüßungspaket mit den wichtigsten Informationen zur Ausbildung und lassen Sie es rechtzeitig dem Azubi zukommen!
-
Klären Sie ab, wer zuständig ist und den neuen Mitarbeiter begrüßt, herumführt und einweist!
-
Stellen Sie sicher, dass die Vorgesetzten und Kollegen über den Neuzugang Bescheid wissen!
-
Prüfen Sie, ob bei Bedarf ein Arbeitsplatz für den neuen Mitarbeiter eingerichtet und die erforderlichen Arbeitsmaterialien beschafft wurden (zum Beispiel Arbeitskleidung, Schlüssel, Mitarbeiterausweis, E-Mail-Adresse)!
-
Kümmern Sie sich um ein kleines Begrüßungsgeschenk (sofern Sie dem Azubi eines übergeben möchten)!
Eine Begrüßungsmappe sagt mehr als tausend Worte
Neue Umgebung, neue Gesichter, neue Aufgaben – ganz klar, dass zu Anfang nicht alles im Kopf bleibt. Eine Begrüßungsmappe oder ein Willkommenspaket erleichtert Ihrem Azubi den Einstieg. Darin können Sie die wichtigsten Informationen zur Ausbildung, den Ansprechpartnern/ Kollegen sowie Ihrem Unternehmen bündeln. Im Idealfall stellen Sie dem Azubi das Material bereits vor Ausbildungsstart zur Verfügung, damit er sich in Ruhe damit vertraut machen und möglichst stressfrei in die Ausbildung starten kann.
Auch wenn Mappe oder Paket eine sehr gute Orientierungshilfe sein können – die persönliche Einweisung im Betrieb sollten sie auf keinen Fall ersetzen. Sorgen Sie daher dafür, dass Ihr Ausbilder die wesentlichen Inhalte noch einmal mit dem Azubi bespricht und offene Fragen klärt.
Mentor, Buddy, Pate – Ansprechpartner auf Augenhöhe
Manche Unternehmen stellen neuen Azubis auch einen erfahrenen Mitarbeiter zur Seite, der ihn in der Anfangszeit unterstützt. Dabei kann es sich um einen Azubi in einem höheren Lehrjahr oder eine ausgelernte Fachkraft handeln. Der ausgewählte Kollege bringt Ihrem Neuzugang die Unternehmenskultur und -abläufe näher und ist für den Azubi ein wichtiger Ansprechpartner bei Fragen und Problemen.