IHK-Wirtschaftsgespräch Hamm

Die wirtschaftliche Kraft des Sports

Ist Hamm eine Sportstadt? Und wenn ja: Wie können auch Unternehmen davon profitieren? Das war das Kernthema des IHK-Wirtschaftsgesprächs am 29. Mai in Hamm. Als besonderer Gast sprach IOC-Mitglied Michael Mronz dabei über die gesellschaftliche Bedeutung des Sports.
Für Marc Herter war die Sache klar: „Selbstverständlich ist Hamm eine Sportstadt. Sie hat einiges zu bieten – und dafür tut sich ja auch viel“, sagte der Oberbürgermeister. Allerdings räumte er umgehend ein: „Ich würde mir wünschen, dass noch mehr Unternehmen vor Ort die Bedeutung des Sports für die wirtschaftliche Entwicklung Hamms erkennen. Vor allem seine Anziehungskraft für unsere Stadt.“
Dass es hier durchaus unterschiedliche Ansichten gibt, machte zu Beginn eine kurze Umfrage unter den rund 70 Gästen des diesjährigen Wirtschaftsgesprächs der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund deutlich, das passenderweise in der WESTPRESS arena stattfand: Gut die Hälfte der Unternehmerinnen und Unternehmer schätzt demnach die Bedeutung des Wirtschaftsfaktors Sport für den eigenen Betrieb als „spürbar und wichtig“ ein – die andere Hälfte indes wenig bis gar nicht.
Doch auch die generelle wirtschaftliche Entwicklung der Stadt umriss Herter. Dank eines ausgeglichenen Haushalts stehe Hamm gut da. Man sei gut durch die Energiekrise gekommen – nicht zuletzt dank der umsichtigen Arbeit der hiesigen Stadtwerke, die er ausdrücklich lobte. Nun gelte es, „wieder ins Tun“ zu kommen. Neue Investitionen seien möglich – und die Stadt bewege sich hier auch. Als Beispiel nannte Herter vor allem das neue Wasserstoffzentrum, mit dem Hamm ab 2026 landesweit eine Vorreiterrolle einnehme in puncto Energieversorgung. „Die große grüne Steckdose ist hier in Hamm.“

Ausbildungszahlen steigen wieder
IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber untermauerte die wirtschaftliche Lage mit ein paar Zahlen: „Hamm ist spitze, was die Entwicklung der Ausbildung angeht“.  Mit aktuell 221 frischen Verträgen liege man elf Prozent über dem Vorjahresniveau. Dennoch sei damit das Vor-Corona-Niveau von 2019 noch nicht wieder erreicht. Um beim allgegenwärtigen Fachkräftemangel gegenzusteuern, lautete sein eindringlicher Appell daher: „Investieren Sie weiter in junge Leute!“
Mit Blick auf die Branchen machte Schreiber Unterschiede deutlich: Während die Bereiche Industrie (86 Prozent) und Dienstleistung (90 Prozent) laut einer IHK-Umfrage ihre aktuelle Geschäftslage als „gut“ bezeichneten, waren dies beim Handel lediglich 53 Prozent. Unterschiedlich wurden auch die Top-Probleme in den Branchen eingestuft. Schreiber: „Die Energie- und Rohstoffkosten sind es bei der Industrie, die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen im Dienstleistungssektor, wohingegen der Handel in erster Linie mit mangelnder Inlandsnachfrage zu kämpfen hat.“ Über alle Branchen hinweg sei das Thema Rahmenbedingungen für die Hammer Betriebe jedoch das stärkste: „Die überbordende Bürokratie wird auch in Hamm von vielen Unternehmen als Problem wahrgenommen. Wir als IHK sind da ständig mit der Politik im Austausch, damit sich da etwas ändert.“
Was der Sport zur wirtschaftlichen Entwicklung beitragen könne – und wie die IHK die Unternehmen konkret unterstützt, fragte Moderatorin Colleen Sanders, Chefredakteurin Radio Lippewelle Hamm, Stefan Peltzer. Peltzer ist nicht nur Regionalbetreuer der IHK für Hamm, sondern war früher selbst als Leichtathlet im Spitzensport aktiv. „Es sind vor allem die zum Teil engen rechtlichen Vorgaben, die Unternehmen verunsichern.“
Insbesondere bei Großevents – wie jüngst beispielsweise der EUFA EURO 2024 – würden Unternehmen erfahrungsgemäß häufig eher zurückhaltend agieren, weil sie nicht wüssten, ob und in welcher Form sie diese Events für sich nutzen können. Doch gerade solche Events böten ein enormes wirtschaftliches Potenzial, das nicht ungenutzt bleiben dürfe. Peltzer: „Als IHK können wir da wertvolle Hilfestellung geben im Sinne von: Was ist erlaubt?“ 
Das Potenzial der Basis 
Sport biete jedoch auch generell viel wirtschaftliches Potenzial. Das zu betonen war Michael Mronz wichtig, der einer Einladung der IHK zum Wirtschaftsgespräch gefolgt war. Seit 2023 ist der Unternehmer und Sportfunktionär Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). „Sport verbindet – über alle Grenzen hinweg“, lautete seine Kernbotschaft. Sport sei weltweit die einzige Bewegung, die immer unter den gleichen Regeln stattfinde. Er sei eine wichtige soziale Achse, transportiere Werte und spiegle die Sehnsucht der Menschen nach Gemeinschaft wider. 
Gleichzeitig sei er aber auch von enormer wirtschaftlicher Kraft: Gut 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts würde durch den Sport erwirtschaftet von rund 1,8 Millionen Menschen, die im oder für den Sport tätig seien. „Sport macht Menschen zudem leistungsfähiger. Deswegen ist es auch gesamtwirtschaftlich betrachtet wichtig, in den Sport zu investieren.“ Mit rund 1.000 Sportvereinen mit etwa 278.000 Mitgliedern sei die Region Dortmund, Kreis Unna und Hamm hier sehr gut aufgestellt. „Die Basis des Spitzensports ist die Basis vor Ort, ist der lokale Verein. Deswegen sollte es ein gesamtgesellschaftliches Anliegen sein, diese Basis zu stärken.“
Abschließend bat IHK-Chef Schreiber noch einen weiteren besonderen Gast nach vorne: Hans. J. Hesse, geschäftsführender Gesellschafter der Hesse GmbH & Co. KG. Der Unternehmer aus Hamm ist seit fast 34 Jahren ehrenamtlich in der IHK aktiv und war 14 Jahre lang Vizepräsident der IHK. Schreiber dankte ihm für seinen unermüdlichen Einsatz sowohl in verschiedenen Ausschüssen als auch als Vertreter der Region bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Berlin. „Ich wünsche meinem Nachfolger oder meiner Nachfolgerin eine gute Hand“, sagte Hesse – und versprach im selben Atemzug, sich nicht gleich komplett zurückzuziehen: Im Umweltausschuss in bei der DIHK wolle er sich auch weiterhin für die Belange der Unternehmerinnen und Unternehmer der Region stark machen.
Im gleichen Atemzug dankte Schreiber herzlich auch Colleen Sanders für ihren langjährigen Einsatz: „Viele Jahre hat sie unser Wirtschaftsgespräch moderiert – heute war es nun leider das letzte Mal. Wir danken ihr und wünschen ihr auf ihrem neuen Lebensweg aber in jedem Fall alles Gute.”

31. Mai 2024