5. November 2024

Kritische konjunkturelle Lage und Künstliche Intelligenz

Eine besondere Ehre kam der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund am 5. November in Selm zuteil: Als eine der ersten Organisationen richtete sie mit ihrem IHK-Wirtschaftsgespräch eine Veranstaltung in der neuen „VolksbankHalle“ aus. Dazu konnten Joachim Horn, Inhaber des gleichnamigen Reisebüros und Mitglied der IHK-Vollversammlung, IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber und die für Selm zuständige IHK-Regionalbetreuerin Franziska Strecker mehr als 50 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung begrüßen. Diese hatten vor Beginn der Veranstaltung Gelegenheit, sich bei einer Führung ein Bild des Gebäudes mit seiner modernen Ausstattung und flexiblen Raumkonzepten zu machen.
„Ich freue mich sehr, dass wir uns hier in der neuen VolksbankHalle treffen können. Sie ist eine der großen Meilensteine, die Selm seit den ersten Planungen 2016 zur Gestaltung der Aktiven Mitte umgesetzt und erreicht hat“, betonte IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber. In einer Podiumsrunde analysierten Thomas Orlowski, Bürgermeister der Stadt Selm, Uwe Ringelsiep, Geschäftsführer des Jobcenters Kreis Unna, und IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber moderiert von Thorsten Wagner, Chefredakteur Antenne Unna, die wirtschaftliche Lage Selms.
„Als Stadt haben wir nur eine Möglichkeit, finanziell nach vorne zu kommen. Dies ist durch die Ansiedlung von Gewerbe. Dafür muss uns die Möglichkeit gegeben werden, Flächen zu entwickeln“, betonte Bürgermeister Thomas Orlowski und rannte damit bei Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber offene Türen ein und lobte den Wirtschaftsstandort: „Selm hat gute Chancen, sich in den nächsten Jahrzenten gut weiterzuentwickeln.“ Den Eindruck, dass die Stadt eine tolle Entwicklung genommen hat, konnte auch Uwe Ringelsiep bestätigen. „Wir möchten den erfolgreichen Weg, den die Stadt Selm in den vergangenen Jahren beschritten hat, weiter gehen. Dies wird vor dem Hintergrund vielfältiger Herausforderungen aber nicht einfach“, so die Analyse des Bürgermeisters.
Auf Herausforderungen für die gesamte Wirtschaft ging der IHK-Hauptgeschäftsführer ein. Die schlechte Stimmung bei den Unternehmen in der gesamten IHK-Region mit den Städten Dortmund, Hamm und dem Kreis Unna hält an und hat sich gegenüber dem Jahresbeginn 2024 sogar noch einmal verschlechtert. „Die Wirtschaft steckt in der Rezession und viele Betriebe sind stark verunsichert“, sagte Schreiber. Mittlerweile bewertet nicht einmal mehr jedes fünfte Unternehmen (18,6 Prozent) seine Geschäftslage mit gut. Zum Jahresbeginn 2024 waren es immerhin noch knapp 25 Prozent. Gut 20 Prozent der Unternehmen schätzen ihre Situation als schlecht ein, gut 60 Prozent sprechen aktuell von einer zumindest befriedigenden Lage.
Diese Werte sind das Ergebnis der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage. Der negative Trend bestätigt sich auch mit Blick auf das gesamte Ruhrgebiet. „Seit mehr als 15 Jahren haben wir im Ruhrgebiet keine so lang anhaltend schlechten Umfragewerte beobachtet“, betonte der IHK-Hauptgeschäftsführer. Die Corona-Pandemie und die Energiekrise nach Beginn des Russland-Ukraine-Krieges seien externe Auslöser für Krisensituationen gewesen. „Unsere Wirtschaft hat sich in beiden Fällen schnell gefangen und wieder Tritt gefasst. Das sehen wir derzeit nicht. Diese Krise ist struktureller Natur.“
Als größtes Risiko aber für die Entwicklung der Wirtschaft werden branchenübergreifend zu 65 Prozent die schlechten wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen genannt. Ausufernde Bürokratie und zu lange Genehmigungsverfahren sorgen dafür, „dass der Wirtschaftsmotor immer mehr stottert“, kritisierte Schreiber. Er sagte deshalb ganz klar: „Es braucht keine politischen Lippenbekenntnisse, sondern echte Wachstumsimpulse. Bund und Land müssen ein Umfeld schaffen, in dem unsere Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben und wachsen können. Sonst verlieren wir Unternehmen ans Ausland.“
Mit seinem Vortrag „Von Daten zu Entscheidungen: Wie KI-Agenten Unternehmen transformieren“ eröffnete Thomas Chmielnik, Head of AI bei AIVISOR – KI-Modelle made in Europe, den zweiten Schwerpunkteil es IHK-Wirtschaftsgesprächs. Die Angebote rund um die KI-Beratungen und -Netzwerken für KMU stellte in diesem Rahmen Lara Willberg von der IHK zu Dortmund vor, darunter #gemeinsamdigital, eine monatliche Online-Informationsveranstaltung der IHK-Organisation zu verschiedenen Schwerpunktthemen rund um KI.
Ganz konkret lud sie zum KI-Praxisworkshop „Make or Buy“ am 10. Dezember von 9:00 Uhr bis 12:00 Uhr in die IHK ein. Dabei geht es insbesondere darum Unternehmen zu helfen, Anforderungen zu formulieren, diese zu bewerten und dann zu entscheiden, ob diese eingekauft oder inhouse gelöst werden. Mit einer dreiteiligen KI-Praxisworkshopreihe im Januar 2025 sollen in erster Linie Mitarbeitende in den Unternehmen angesprochen und deren Ängste und Herausforderungen im Umgang mit KI thematisiert werden. Mit Networking und Imbiss klang das IHK-Wirtschaftsgespräch Selm 2024 in der „VolksbankHalle“ aus.
5. November 2024