Startup-Szenen
Russland: Hidden Champion der Startup-Welt
Der rote Platz in Moskau.
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In Russland hat sich in den letzten Jahren ein spannendes Startup-Ökosystem entwickelt, das weltweit immer bekannter wird. |
Von Dmitrij Kononenko, AHK Russland |
Wenn in Deutschland von Ländern mit einem starken Startup-Ökosystem die Rede ist, dann sind neben der heimischen Gründerszene in der Regel die USA, Israel, Finnland und vielleicht noch Frankreich gemeint. Russland dagegen wird eher mit Rohstoffabhängigkeit und Rückständigkeit assoziiert, nicht aber mit Hochtechnologie, Innovationen und starkem Unternehmertum. Bislang zumindest, denn nun macht sich eine neue Unternehmergeneration daran, diesen Eindruck zu widerlegen und Russland als Hidden Champion der globalen Startup-Szene zu positionieren.
Die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft verschafft russischen Startups gute Erfolgsaussichten im In- und Ausland. Trends wie Industrie 4.0, Smart City und Fintech führen zu einer zunehmenden Durchdringung des Alltags mit IT-Lösungen. Und gerade im IT-Bereich zählen russische Startups zu den innovativsten weltweit, weil die traditionelle Stärke Russlands in Informatik und Ingenieurswissenschaften auch in der Gründerszene ihren Ausdruck findet. Hochbegabte Programmierer gelten als die größte Stärke des russischen Startup-Ökosystems. Bezeichnend dafür ist, dass im Jahr 2017 der überwiegende Teil der Investitionen in russische Startups in Bereichen wie e-Commerce, Big Data, Blockchain, künstliche Intelligenz und VR/AR erfolgte.
Licht und Schatten
Die Unternehmensgründung gestaltet sich in Russland relativ unkompliziert. So werden laut dem aktuellen Doing Business-Report der Weltbank für die Gründung einer GmbH vier Schritte und elf Tage benötigt, und das bei einem Mindeststammkapital von lediglich 10.000 RUB (ca. 150 Euro). Damit nimmt Russland in der Kategorie „Starting a Business“ weltweit den 28. Platz ein, während Deutschland hier nur auf Platz 113 liegt.
Die Unternehmensgründung gestaltet sich in Russland relativ unkompliziert. So werden laut dem aktuellen Doing Business-Report der Weltbank für die Gründung einer GmbH vier Schritte und elf Tage benötigt, und das bei einem Mindeststammkapital von lediglich 10.000 RUB (ca. 150 Euro). Damit nimmt Russland in der Kategorie „Starting a Business“ weltweit den 28. Platz ein, während Deutschland hier nur auf Platz 113 liegt.
Jedoch sind die Chancen an Venture Capital (VC) zu kommen, derzeit eher gering, denn das Volumen des russischen VC-Markts ist während der Wirtschaftskrise 2015–16 geschrumpft und der Markt erholt sich trotz einer wachsenden Anzahl von VC-Fonds und Business Angels nur langsam. Vermutlich aus diesem Grund flog Moskau, wo 80 Prozent aller russischen Startups ansässig sind, aus den Top 20 des Global Startup Ecosystem Reports 2017, während es 2015 noch den 13. Platz belegte. Der russische Staat hat diese Finanzierungslücke als Bremsklotz erkannt und hilft Jungunternehmern mit kostspieligen Unterstützungsprogrammen. So verteilt die Russian Venture Company (RVC) staatliche Mittel an VC-Fonds, damit diese zielgerichtet in Startups investieren. Auch die Bortnik Foundation verteilt staatliche Fördermittel an Startups im Hightech-Bereich. Und das riesige Innovationszentrum Skolkovo bietet den 1.700 Residenten seines Technologieparks nicht nur Steuervorteile, sondern ebenfalls finanzielle Zuschüsse für Forschung und Entwicklung.
Es ist somit nicht verwunderlich, dass alle genannten Institutionen große Internationalisierungsprogramme haben, bei denen die geförderten Startups intensiv auf eine Expansion in ausländische Märkte vorbereitet werden. Neben Ostasien und Amerika gilt Deutschland als einer der interessantesten Märkte für russische Startups, was sich auch bei der von der IHK zu Dortmund in Kooperation mit anderen IHKs und dem globalen AHK-Netzwerk organisierten Start.up! Germany Tour im Oktober 2017 gezeigt hat.
Dabei tourten Vertreter von 46 Startups aus 16 Ländern eine Woche lang durch Berlin, Hamburg sowie das Ruhrgebiet und kamen mit deutschen Firmen ins Gespräch. Darunter waren auch sechs russische Unternehmen. Das Interesse an einer Zusammenarbeit war auf allen Seiten groß, denn auch deutsche Firmen haben erkannt, dass eine Kooperation und Co-Innovation mit russischen Startups erfolgsversprechende Wege sein können.