Startup-Szenen weltweit

Frankreich: Startup-Szene europaweit auf Platz drei

Gemeinsam mit London und Berlin ringt Paris um den Spitzenplatz in der europäischen Startup-Szene.
Von Dominik Stute, nach Informationen von Germany Trade & Invest
In Frankreich gilt Paris als das Zentrum der dortigen Startup-Szene – etwa die Hälfte der rund 10.000 französischen Startups sind im Großraum rund um die Hauptstadt aktiv. Die große Attraktivität von Paris rührt aus seiner überragenden Position im französischen Städtesystem. Hier leben nicht nur rund 18 Prozent der Bevölkerung, sondern hier gibt es auch ein ausgesprochen dichtes Netz an Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Außerdem befinden sich rund um die Hauptstadt die mit Abstand meisten Niederlassungen ausländischer Firmen. Die Stadt bemüht sich zudem besonders intensiv um die Ansiedlung ausländischer Startups. Bei der Initiative „French Tech Ticket“ werden ausländische Jungunternehmer mit staatlichen Zuschüssen und administrativer Unterstützung bei der Umsetzung ihrer Pläne gefördert. Teilnahmevoraussetzung ist ein sechs- bis zwölfmonatiger Aufenthalt in Frankreich. Aber auch andere Großstädte wie Marseille, Lyon, Lille, Bordeaux oder Montpellier konnten durch neue Inkubatoren, die Hilfe lokaler Business Angels oder direkte Subventionen in den vergangenen Jahren aufholen.
Unter dem Label „French Tech“ versucht die französische Regierung außerdem, heimische Startups bei ihrem Weg ins Ausland zu unterstützen. Landesweit werden Städte dazu angeregt, innovative Startups zu fördern. Ende 2015 waren 13 französische Großstädte und Regionen mit dem Label „Métropole French Tech“ versehen. Darüber hinaus gibt es im Ausland sogenannte „French Tech Hubs“ – Kontaktbörsen, die beim Start auf Auslandsmärkten helfen sollen. Nach New York, Tokio, London und Barcelona sind am 13. Oktober zehn neue Standorte dem weltweiten Netzwerk beigetreten, darunter auch Berlin.
Die weltweit stark steigenden Aufwendungen von Risikokapital spiegeln sich auch in der französischen Startup-Szene wider. Frankreich lag mit etwa 1,8 Milliarden Euro eingesetztem Risikokapital in Europa auf Platz drei hinter dem Vereinigten Königreich und Deutschland. Nach einer Studie des Beratungsunternehmens EY entfielen rund 13 Prozent der Investitionen und 21 Prozent der Projekte in der EU auf Frankreich.
Praxisbeispiele
  • Der Studie zufolge sind die meisten französischen Startups im Bereich E-Commerce aktiv. Der internetbasierte Vermittler von Mitfahrgelegenheiten BlaBlaCar ist eines der erfolgreichsten französischen Startups der vergangenen Jahre und genau in dieser Branche aktiv. Mit einer Kapitalaufnahme von 177 Mio. Euro war das Unternehmen 2015 Spitzenreiter unter den innovativen jungen Firmen des Landes. Gegründet 2006 als Covoiturage.com, war die Internationalisierung von Anfang an Teil der Geschäftsidee. Durch Übernahme ähnlicher Dienste in anderen Ländern, wie Carpooling.com in Deutschland, beschleunigte sich das Wachstum. Anfang 2016 hatte das Startup 25 Millionen Mitglieder und war in 22 Ländern vertreten.
Frankreich hat demnach eine sehr aktive, erfolgreiche Startup-Szene. Aber es gibt auch in Frankreich Schattenseiten. Die französische Bürokratie ist sehr ineffizient und das dortige Arbeitsrecht eines der strengsten der Welt. Umfangreicher Kündigungsschutz, die 35-Stunden-Woche, ein hoher Mindestlohn sowie eine hohe Belastung mit Steuern und Sozialabgaben erschweren vor allem die Wachstumsphase der Startups. Daher gaben in einer Studie der halbstaatlichen Agentur für Unternehmensgründungen im Februar 2016 auch 48 Prozent der befragten Startups komplexe Verwaltungsvorgänge als Haupthindernis bei der Gründung eines Unternehmens an. weit vor der Angst zu scheitern (34 Prozent) und Finanzierungsproblemen (30 Prozent).