Energie, Umwelt und Nachhaltigkeit
IHK-Energiewende-Barometer 2024: Bürokratieaufwand und fehlende Infrastruktur hemmen Wettbewerbsfähigkeit – Standorttreue bröckelt
Beiträge zum Klimaschutz und zur Energiewende bleiben für die Unternehmen in Deutschland weiterhin Themen von besonderer Relevanz, sowohl in Bezug auf das eigene Geschäftsmodell als auch auf die Wettbewerbsfähigkeit und den Wirtschaftsstandort Deutschland. Belege dafür liefert die bundesweite Online-Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und der Industrie- und Handelskammern, das „Energiewende-Barometer“, mit 3283 Befragten aus allen Regionen und Branchen. Insgesamt sehen die Betriebe in Deutschland deutliche Risiken für die eigene Wettbewerbsfähigkeit: Für 44% der Unternehmen wirkt sich die Energiewende sehr negativ oder negativ auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit aus. Demgegenüber beurteilen nur 16% der Unternehmen die Auswirkungen der Energiewende auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit als sehr positiv oder positiv. Im Saldo ergibt sich auf einer Skala von minus 100 („sehr negativ“) bis plus 100 („sehr positiv“) ein Barometerwert von minus 20. Im Gegensatz zum Wert des Vorjahreszeitraums (minus 27), welcher der schlechteste Wert seit dem Start der Befragung im Jahr 2012 darstellte, zeigt sich nunmehr eine leichte Besserung. Gleichzeitig wird auch deutlich, dass wesentlicher Handlungsbedarf der Politik besteht.
- Energie und Stromkosten
- Auswirkungen der Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit und Investitionstätigkeit
- Hürden für die Transformation zur Klimaneutralität
- Außenbeziehungen: Standorttreue weiterhin ausgeprägt, Tendenz jedoch abnehmend
- Zögern bei Erschließung neuer Märkte, Fokus auf neue Produkt- und Geschäftsfelder
- Forderungen der Unternehmen für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
- Energieeffizienz und Eigenerzeugung – Unterstützungsangebote der IHK zu Dortmund
Dieses Jahr beteiligten sich 135 Unternehmen aus dem Bezirk der IHK zu Dortmund. Der Großteil entfiel auf Industrie- und Dienstleistungsunternehmen mit einer Mitarbeiterzahl zwischen 20 und 250 (etwa 30 % der befragten Unternehmen), gefolgt von den Branchen Bau und Handel. Insgesamt spiegeln die Umfrageergebnisse die vielfältige Unternehmensstruktur unserer Region wider.
Energie und Stromkosten
Der Bundestrend gestiegener Energie- und Strompreise zeigt sich auch im Antwortverhalten unserer Mitgliedsunternehmen. In den letzten 12 Monaten sind die Strompreise sowie die Energiepreise für Wärme und Transport für mehr als die Hälfte der Unternehmen (56 %) unabhängig von der Branche gestiegen.
Auswirkungen der Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit und Investitionstätigkeit
Ähnlich wie die Umfragedaten auf Landes- und Bundesebene beurteilen die befragten Unternehmen aus der Region die Auswirkungen der Energiewende auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit mit mehr als einem Drittel negativ bis sehr negativ. Die negative Einschätzung äußert sich ebenfalls in der Investitionstätigkeit der heimischen Unternehmen. Als Reaktion auf die hohen Energiepreise sprachen sich 28 % der Unternehmen für die Zurückstellung von Investitionen in Kernprozesse aus. Knapp 42 % der Befragten sehen durch die höheren Ausgaben für Strom- und Gaspreise einen Verlust der Wettbewerbsfähigkeit ihres Unternehmens am Standort Deutschland.
Hürden für die Transformation zur Klimaneutralität
Trotz aller Herausforderungen durch hohe Energiepreise haben sich mehr als 55 % der Unternehmen das Ziel gesetzt, klimaneutral zu werden. Die wesentlichen Hindernisse der Transformationsbemühungen sehen die Unternehmen insbesondere in langsamen Planungs- und Genehmigungsverfahren bzw. fehlender Infrastruktur sowie zu viel Bürokratie. Die Maßnahmen der Bundesregierung zum Abbau von Bürokratie und der Beschleunigung von Genehmigungsprozessen kommen bislang nicht spürbar bei den Betrieben an. Dies bestätigt auch der DIHK-Beschleunigungsmonitor.
Außenbeziehungen: Standorttreue weiterhin ausgeprägt, Tendenz jedoch abnehmend
Als Reaktion auf die Veränderungen der Energiewirtschaft und –politik bestätigt sich der Bundes- und Landestrend abnehmender Standorttreue durch Verlagerung von Kapazitäten ins Ausland bzw. Einschränkung der Produktion im Inland.
Zögern bei Erschließung neuer Märkte, Fokus auf neue Produkt- und Geschäftsfelder
Weitere Auswirkungen der Entwicklungen in der Energiewirtschaft und -politik beeinflussen auch die Außenbeziehungen der regionalen Unternehmen und übertragen sich auf Kunden und Lieferanten im In- und Ausland. Mit rund 54 % geben mehr Befragte als im Vorjahr an, zusätzliche Energiekosten an Kunden weiterzugeben oder dies vorzuhaben. Andere Maßnahmen spiegeln den bereits beschriebenen Willen zur Transformation der eigenen Geschäftstätigkeit wider. Besonders hervorzuheben sind hierbei „die Umstellung der eigenen Lieferkette auf klimaschonende Vorprodukte“ (42 %), „die Erschließung neuer Geschäftsfelder aufgrund der Energiewende“ (42 %) sowie „die Ausrichtung auf klimaschonende Produkte/Dienstleistungen“ (57 %).
Forderungen der Unternehmen für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Der Blick in die unternehmerische Zukunft trübt sich angesichts der Veränderungen in der Energiewirtschaft und -politik zunehmend. Die Resultate der aktuellen Umfrage zum IHK-Energiewende-Barometer verdeutlichen, dass trotz des Engagements vieler Unternehmen die Belastungsgrenze erreicht ist. Die Wettbewerbsfähigkeit am Standort ist an vielen Stellen nicht mehr gegeben und Investitionen in Kernprozesse werden teilweise zurückgestellt.
Was sollte die Politik dringend tun, um zukünftig Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit grüner Energie zu gewährleisten und auf dem Weg zu einem klimaschonenden Energiesystem nicht den Wirtschaftsstandort aufs Spiel zu setzen?
An welchen Stellen fordern die regionalen Unternehmen 2024 besonders das Eingreifen oder Nachsteuern der Politik?
Knapp 80 % der regional befragten Unternehmen plädieren einerseits für Wirtschaftlichkeit, Freiwilligkeit sowie Technologieoffenheit als Leitprinzipien von Energieeffizienzmaßnahmen. Andererseits spricht sich ein gleicher Anteil der Unternehmen für die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Eigenversorgung mit erneuerbaren Energien und Direktlieferverträgen aus. Darüber hinaus sehen drei Viertel der Befragten Engpässe bei Übertragungs- und Verteilnetzen als ein zunehmendes Problem für die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten der Energiewende und sprechen sich gleichzeitig für eine weitere Absenkung der Stromsteuer aus.
Die gesamten Umfrageergebnisse sind auf den Seiten der DIHK zu finden.
Energieeffizienz und Eigenerzeugung – Unterstützungsangebote der IHK zu Dortmund
Trotz der aufgezeigten Herausforderungen der Energiewende in Bezug auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zeigen die regionalen Umfragedaten konkrete Bemühungen die eigene Energieeffizienz zu steigern. Mit mehr als 60% der Befragten tätigen die Unternehmen bereits Investitionen in effiziente Technik oder streben eine energetische Gebäudesanierung an (40%). Die IHK zu Dortmund stellt in diesem Zusammenhang eine Übersicht der Beratungs- und Förderangebote im Bereich der Energieeffizienz zur Verfügung. Gleichzeitig möchten wir unsere Mitgliedsunternehmen auf die konkrete Bundesförderung Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft (EEW), Energieeffizienznetzwerk sowie die kostenlose Zusatzqualifikation der Energie-Scouts für Auszubildende aufmerksam machen.
Redaktioneller Hinweis: Durch Rundung können die Prozentangaben in den Grafiken und dem Pressebericht vom Text des Energiewende-Barometers abweichen und summieren die Balken nicht immer auf 100%.