Handel
Wissenswertes zum Thema Großhandel
Zahlen, Daten, Fakten
Der Großhandel ist das unverzichtbare Bindeglied zwischen den Wirtschaftsstufen Industrie, Handwerk und Einzelhandel. Die Abnehmer des Großhandels sind Einzelhandelsfirmen, Gastgewerbe, nachgelagerte, regionale Großhändler oder weiterverarbeitende gewerbliche und industrielle Betriebe. Nicht nur neue Güter sind gefragt, sondern auch Dienstleistungen, Organisation, Logistik und Marketing. Der Umsatz im Großhandel liegt bei 600 Mrd. Der Großhandel bietet ca. 1,2 Millionen Menschen Arbeitsplätze, das entspricht etwa 2,3 % aller Erwerbstätigen Deutschlands. In allen Branchen und auf verschiedensten Wertschöpfungsstufen von Rohmaterialien über Halbfabrikate bis zu fertigen Investitions-, Verbrauchs-, und Konsumgütern spielt der Großhandel eine kaum wegzudenkende Rolle.
Zitat Frankfurter Allgemeine Zeitung : "Aus dem einstigen reinen Zustellgroßhandel, der die Waren der Industrie zum Einzelhandel brachte, ist ein moderner Dienstleister geworden, der sich zusätzlichen Herausforderungen gegenübersieht. Der moderne Großhandel übernimmt die Lagerhaltung, betreibt Regalpflege, fungiert als Kreditgeber und berät seine Einzelhandelskunden in Sortimentsfragen. Gerade in den letzten Jahren ist die Investitionsquote der Branche erheblich gestiegen."
Großhandel: Rolle und Perspektiven
Die zunehmende Arbeitsteilung und der allgemeine Wohlstandsanstieg haben die Vielfalt und Menge von angebotenen und nachgefragten Gütern deutlich erhöht. Wettbewerb und technischer Fortschritt führen laufend zu Innovationen, durch die ständig neue Produktions- und Konsumgüter entstehen. Der strukturelle Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft ergänzt das Warenangebot durch eine wachsende Zahl von Serviceleistungen. Der fortschreitende wirtschaftliche Zusammenschluss Europas sowie die kontinuierliche Öffnung der Weltmärkte schaffen neue, unermessliche Handelsräume.
Das Aufgabenfeld des Großhandels verändert sich im Zuge all dieser Entwicklungen kontinuierlich
Wurden einst lediglich Getreide, Tee, Kaffee, Baumwolle oder Porzellan gehandelt, ist der heutige Großhändler in der Lage, die Qualität seiner Waren durch ein detailliertes Angebot an eigenen Dienstleistungen zu vervollständigen. Dabei kommen in hohem Maße modernste Kommunikations- und Informationstechnologien zum Einsatz.
Großhandel: Funktionen
Der Großhandel übernimmt eine Vielzahl von Vermittlungs- und Überbrückungsfunktionen. Sie haben alle zum Ziel, Angebote (Produkte und Dienstleistungen) von Lieferanten möglichst effektiv mit der Nachfrage von Abnehmern in Übereinstimmung zu bringen:
Der Großhandel verringert die Anzahl der Schnittstellen zwischen Hersteller und Endabnehmer, indem er jeden Anbieter mit vielen Abnehmern verbindet. Dadurch trägt er zur Effizienzsteigerung und Kostensenkung innerhalb der Wertschöpfungskette bei.
Der Großhandel gestaltet Produkte
Dank seiner Marktnähe und breiten Produkterfahrungen gibt der Großhändler bei der Produktgestaltung oft wichtige Impulse. Diese Funktion wird mit dem zunehmenden Wunsch der Verbraucher nach maßgeschneiderten Produkten immer bedeutsamer.
Der Großhandel ist Logistik-Manager
Die Steuerung und das Timing der Informations- und Warenflüsse zwischen Lieferanten und Abnehmern (Supply Chain Management) sowie die Organisation von Transporten gehören zu den Kernfunktionen der Großhandels.
Der Großhandel finanziert und übernimmt Risiken
Während der Großhandel die vom Anbieter gelieferten Waren direkt bezahlt, erleichtert er diese um ein erhebliches Risiko (Absatz- und Debitorenrisiko) und dessen Verwaltung. Andererseits übernimmt der Großhandel das Beschaffungsrisiko der Abnehmer (Lagerhaltungs-, Transport-, Preis-, Qualitätsrisiko).
Der Großhandel beliefert nicht nur Produzenten oder Einzelhändler. Er ermöglicht es, Produkte und Dienstleistungen effizient mit den Bedürfnissen der Produzenten und Konsumenten in Übereinstimmung zu bringen und die Transaktionskosten des Handels zu verringern, indem umfangreiche Informationen über Beschaffungs- und Absatzmärkte sowie die verschiedenen Produkte erteilt werden können.
Großhändler erschließen neue Märkte, führen Produkte ein und bieten umfangreiche Marketingkonzepte an. So wird es kleineren Firmen überhaupt erst möglich Außenhandel zu betreiben. Sie übernehmen logistische Aufgaben, Transport und Lagerhaltung der Ware nach den modernsten Systemen. Finanzielle und technische Dienstleistungen (technische Beratung, Service- und Wartungsaufgaben zum Beispiel bei Maschinen oder Personaltrainings). Mit seinen Leistungen übernimmt der Großhandel ferner einen erheblichen Teil von Beschaffungs- und Absatzrisiken der Produktion. Die Übernahme von Währungs- und Transportrisiken oder auch von Lagerhaltungsrisiken steigern letztendlich die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft.
Beispiel: Autoindustrie
Die JIT-Anlieferung (Just-in-time) von Einzelteilen und ganzen Baukomponenten verringert die Lagerhaltungskosten der Hersteller enorm. Gleichermaßen wird durch immer weiter optimiertes Qualitätsmanagement die Anzahl defekter Komponenten reduziert, was ebenfalls die Kosten durch Nachbearbeitung und Produktionsausfall senkt. Sinkende Kosten führen durch den harten Wettbewerb auch zu günstigeren Konditionen für den Endkunden.
Großhandel: Struktur
Der Großhandel gehört zum deutschen Mittelstand. Trotz der Wachstumskrise der deutschen Volkswirtschaft stieg der Anteil des Großhandels an der Wertschöpfung des Bruttoinlandsprodukts von rund 4 auf knapp 5 Prozent an. Der Großhandel gehört zum deutschen Mittelstand. Trotz der Wachstumskrise der deutschen Volkswirtschaft stieg der Anteil des Großhandels an der Wertschöpfung des Bruttoinlandsprodukts von rund 4 auf knapp 5 Prozent an. Die Anzahl der in der gesamten Branche Beschäftigten beträgt knapp 1,2 Millionen. Das sind 2,3 Prozent aller Erwerbstätigen Deutschlands.
Viele der Unternehmen handeln auf dem deutschen Binnenmarkt und im Ausland zugleich. Dabei fragen sowohl Produzenten als auch Handwerksbetriebe und Einzelhandelsunternehmen die Leistungen des Großhandels nach. Deshalb spricht man beim ersteren vom Produktionsverbindungshandel und beim letzteren vom Konsumtionsverbindungshandel. Zum Produktionsverbindungshandel werden der Handel mit landwirtschaftlichen Grundstoffen etc., der Großhandel mit Rohstoffen etc. und der Handel mit Maschinen etc. gezählt. Zum Konsumtionsverbindungshandel zählen der Tendenz nach der Großhandel mit Nahrungsmitteln etc., der Handel mit Gebrauchs- und Verbrauchsgütern und der sonstige Großhandel (handelt verschiedene Fertigwaren). Die übergeordnete Branchenstruktur des Großhandels ist in der Abbildung dargestellt.
Der Geschäftserfolg des Großhandels lässt sich auf eine einfache Formel reduzieren: Funktioniert die Volkswirtschaft funktioniert auch der Handel.
Großhandel: Zukunft
Der Großhandel ist bereits heute umfassender Dienstleister. Für die zunehmende Geschwindigkeit, mit der sich der internationale Austausch von Waren und Dienstleistungen vollzieht, ist der deutsche Großhandel bestens gerüstet und kann flexibel auf Umfeldänderungen reagieren.
Die Entwicklung hin zu Marketing- und Vertriebsorganisatoren und das damit verbundene Know-how sichern dem Großhandel auch in Zukunft eine kaum ersetzbare Position zwischen Produzent und Verbraucher.
Die oft zitierte "Ausschaltungsgefahr" durch moderne elektronische Medien besteht nicht. Vielmehr ergibt sich durch das immer breiter werdende Angebot an Dienstleistungen und kompletten Problemlösungen ein "Einschaltungschance" für den Großhandel, der bestens vorbereitet in eine erfolgversprechende Zukunft blickt.