IHK legt neue Studie zur Gesundheitswirtschaft in der Region vor
Eine zukunftsorientierte Wachstumsbranche im Westfälischen Ruhrgebiet
Die Gesundheitswirtschaft gehört zu den stärksten Branchen in Deutschland, Nordrhein-Westfalen und in der Region der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund. Der demografische Wandel sorgt für starke Wachstumsimpulse, der medizinisch-technische Fortschritt und das steigende Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung bieten vielen Unternehmen hervorragende Entwicklungsmöglichkeiten für ihre Produkte und Dienstleistungen. Allein in Dortmund, Hamm und dem Kreis Unna gibt es rund 3.660 Unternehmen und Selbstständige (davon 1.300 IHK-Unternehmen) mit etwa 83.900 Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialwesen - ein Plus von rund 13 Prozent in den vergangenen drei Jahren. In der Metropole Ruhr sorgen 340.800 Beschäftigte in 6.700 Unternehmen für einen Beschäftigtenanteil von insgesamt 19,5 Prozent. Damit hat die Gesundheitswirtschaft die Industrie (gut 19 Prozent) als größten Arbeitgeber abgelöst.
Die IHK zu Dortmund hat jetzt die neue Studie „Die Gesundheitswirtschaft“ veröffentlicht, um einen Überblick über die Struktur und Bedeutung dieser Zukunftsbranche im Westfälischen Ruhrgebiet zu geben. „Die Gesundheitswirtschaft ist zu einer der tragenden Säulen der regionalen Wirtschaft geworden. Sie sorgt für Wachstum und Innovationen und ist Motor des erfolgreichen Strukturwandels“, sagt IHK-Geschäftsführer Ulf Wollrath, der die Publikation zusammen mit IHK-Referent Patrick Voss erarbeitet hat. Auf rund 90 Seiten analysieren die Autoren in ihrem Branchenporträt Herausforderungen, Chancen und Trends. Dabei richten sie ihren Fokus neben der medizinischen Versorgung auch auf Pflege und Betreuung, die Krankenversicherungen, die Gesundheitsindustrie und den Handel mit Gesundheitsprodukten. „Eine zentrale Rolle wird zukünftig auch die Gesundheitsausbildung einnehmen müssen, um dem anstehenden Fachkräftemangel entgegen wirken zu können“, betont Patrick Voss.
Dieser Mangel ist bereits spürbar. Auf NRW-Ebene fehlen gegenwärtig 14.000 Beschäftigte für die Pflege und Betreuung. Mit aktuell rund 36.700 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in 420 Unternehmen ist dies neben der medizinischen Versorgung auch in der IHK-Region einer der wichtigsten Teilbereiche der Gesundheitswirtschaft. Der demografische Wandel und die deutliche Zunahme pflegebedürftiger Menschen – plus 22 Prozent bei den Senioren über 80 Jahre bis 2030 – führen zur erhöhten Nachfrage nach Pflegedienstleistungen. Als Folge wird es immer mehr ambulante Pflege- und Betreuungsdienste geben. Ab 2020 soll die größte NRW-Pflegeschule, der Canisius Campus im Dortmunder Hoeschpark, ihren Betrieb aufnehmen. Wachsen werden auch Netzwerke wie Mehrgenerationenhäuser und „Ambient Assisted Living“-Produkte und -Dienstleistungen.
Die medizinische Versorgung im Westfälischen Ruhrgebiet ist sehr gut. Beispielhaft dafür stehen die 25 Krankenhäuser in der Region mit 8.400 Betten und rund 18.300 Beschäftigten. Insgesamt verzeichnet der Bereich medizinische Versorgung gegenwärtig 36.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in 1.700 Unternehmen. Zukünftig wird es allerdings Herausforderungen bei der Hausarztversorgung im ländlichen Raum und bei der Finanzierung der Krankenhäuser geben. Die Studie plädiert vor diesem Hintergrund für eine fortschreitende Spezialisierung und die Vernetzung von Krankenhäusern.
Mit Dortmund als Heimat von fünf bedeutenden Unternehmen (SIGNAL IDUNA Gruppe, Continentale, VOLKSWOHL BUND, AOK NORDWEST und BIG) ist die Region auch ein wichtiger Standort der Krankenversicherungen. Die Gesundheitsindustrie zählt 40 IHK-Unternehmen, darunter etwa mit der Bayer AG in Bergkamen die größte Produktionsstätte für pharmazeutische Wirkstoffe des Konzerns. Die Boehringer Ingelheim microParts GmbH in Dortmund stellt 44 Millionen Inhalationsgeräte pro Jahr her. Dazu kommen Forschungseinrichtungen wie das Bio-Security-Center in Bönen, das BioMedizinZentrum in Dortmund und das Fraunhofer-Anwendungszentrum SYMILA in Hamm.
Die Gesundheitswirtschaft lebt ganz wesentlich auch vom Handel mit Gesundheitsprodukten. Dafür stehen stellvertretend die 260 Apotheken in der Region, die allerdings zunehmend den Wettbewerbsdruck durch Online-Anbieter spüren. Der Sanitätswarenmarkt wächst und wird vor allem durch viele inhabergeführte Familienunternehmen geprägt. Ernährungs- und Gesundheitsberatungen sowie Wellness- und Fitness-Anbieter profitieren vom Trend.
Die Gesundheitswirtschaft wird auch in den kommenden Jahren stark wachsen. „Für die erfolgreiche und qualitativ erstklassige Gesundheitsversorgung ist es notwendig, dass neben der medizinischen Versorgung auch Krankenkassen, Pharmaindustrie und Gesundheitsdienstleister enger zusammenarbeiten. Eine zentrale politische Aufgabe bleibt die Sicherung einer nachhaltigen Finanzierung des Gesundheitssystems“, so der Ausblick von Ulf Wollrath.
Die Studie steht hier zum Download (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 8529 KB)zur Verfügung.