IHK Darmstadt

Lagebericht zum Jahresabschluss zum 31.12.2022



A. Geschäfts- und Rahmenbedingungen

I. Organisation und Aufgaben

Gemäß § 1 Abs. 1 IHKG hat die IHK Darmstadt Rhein Main Neckar (IHK Darmstadt) die Aufgabe, das Gesamtinteresse der ihr zugehörigen Gewerbetreibenden wahrzunehmen, für die Förderung der gewerblichen Wirtschaft zu wirken und dabei die wirtschaftlichen Interessen einzelner Gewerbezweige oder Betriebe abwägend und ausgleichend zu berücksichtigen. Die IHK Darmstadt ist damit die Organisation der südhessischen Unternehmen.
Dem Gesetzgeber ist es an einer Institution der Wirtschaft gelegen, die deren Bedürfnissen Rechnung trägt und dabei unabhängig vom Einfluss oder speziellen Interessen einzelner Wirtschaftszweige, Branchen oder Unternehmen ist. Eine IHK muss demnach das Interesse aller zu ihr gehörenden Unternehmen im Blick behalten und vor diesem Hintergrund die Wirtschaft ihrer Region insgesamt fördern. Dort, wo wirtschaftliche Tätigkeit im Interesse der Allgemeinheit staatlich geregelt werden muss, kann die IHK als eigene Einrichtung der Wirtschaft Aufgaben übernehmen und so den staatlichen Einfluss auf Unternehmen möglichst geringhalten.
Was heißt das für die IHK Darmstadt?
Die IHK Darmstadt fördert den Wirtschaftsstandort Südhessen und setzt sich für gute Bedingungen für die Südhessischen Unternehmen ein. Die Interessen der südhessischen Wirtschaft vertritt sie mit breitgefächertem Sachverstand und ist in allen Wirtschaftsfragen kompetenter Gesprächspartner für Staat, Kommunen und Verwaltung sowie anderer Interessengruppen. Sie äußert sich zu Gesetzes- oder Verwaltungsvorhaben, die die Wirtschaft berühren, ist Gutachter oder Berater in Fachausschüssen oder Partner bei vielen unterschiedlichen Initiativen in der Region. Dort, wo staatliche Regelung unvermeidbar ist, übernimmt sie hoheitliche Aufgaben, gestaltet diese unbürokratisch und erfüllt sie effizient. Die südhessischen Unternehmen unterstützt sie mit einer Fülle an Dienstleistungen. Die IHK Darmstadt erhält trotz der gesetzlichen Regelung ihrer Aufgaben und Struktur grundsätzlich keine staatlichen Zuschüsse, sondern finanziert sich aus Beiträgen und Gebühren, über die die südhessischen Unternehmer in der Vollversammlung entscheiden sowie durch Entgelte für einige Service- und Dienstleistungen. Auf diese Weise bleibt die IHK Darmstadt als freie Organisation der südhessischen Unternehmer auch finanziell unabhängig von staatlicher Einflussnahme oder dem Wohlwollen einzelner finanzstarker Unternehmen und deren spezifischer Interessen.

II. Wirtschaftsentwicklung in Südhessen 2022

Von den Verwerfungen der Corona-Pandemie hat sich die südhessische Wirtschaft weiter erholt. Ende 2022 erreichte die Wirtschaft wieder das Niveau, das sie vor Ausbruch der Pandemie hatte. Es war ein langer Weg. Was ihn so lang werden ließ, waren auch die Folgen des Ukrainekriegs, allen voran die extrem angestiegenen Energie- und Rohstoffpreise. Hinzu kamen anhaltende Material- und Lieferengpässe sowie der Mangel an Fachkräften. Trotz dieser schwierigen Bedingungen erwies sich die südhessische Wirtschaft alles in allem als widerstandsfähig.
Dabei verlief die Entwicklung in den Wirtschaftsbereichen sehr unterschiedlich:
  • Das Dienstleistungsgewerbe profitierte nach Wegfall der letzten Corona-Schutzmaßnahmen von Nachholeffekten.
  • Ausgehend von einem hohen Niveau machten dem Baugewerbe hohe Preise, Materialengpässe und steigende Zinsen zu schaffen.
  • Die Industrie hatte zunehmend zu kämpfen, ihrer Rolle als Zugpferd der Konjunktur konnte sie nicht gerecht werden. Mehr als andere Wirtschaftszweige ächzte sie unter den hohen Energiepreisen. Aber auch Lieferkettenprobleme und die Weltkonjunktur bremsten die Industrie aus.
Im Herbst 2022 spitzte sich die konjunkturelle Situation nochmals zu. Energiekosten auf Rekordniveau, zögernde Konsumenten und Lieferkettenprobleme nahmen den Unternehmen die Luft zum Atmen. Eine Rezession war wahrscheinlich.
Zum Jahresende entspannten sich die Rahmenbedingungen allerdings wieder. Ein Glücksfall war der milde Winter, der zu einer geringeren Energienachfrage führte. Dies nahm den Unternehmen die Sorge vor Energieengpässen. Die befürchtete Gasmangellage blieb aus. Auch das Krisenmanagement der Bundesregierung mit der Einführung von Strom- und Gaspreisbremse hat zur Beruhigung der Energiepreise und zur Stützung des Verbrauchervertrauens geführt.
Für 2023 ist allenfalls mit einem marginalen Wirtschaftswachstum zu rechnen. Der anhaltende Ukrainekrieg, noch immer hohe Energiepreise und Inflation belasten die Konjunktur weiter negativ. Sorgen bereitet auch die lahmende Weltkonjunktur, die sich in der Industrie in einem rückläufigen Auftragseingang niederschlägt.

III. Schwerpunkte der IHK

Die Coronapandemie hat den Geschäftsverlauf der IHK Darmstadt auch im Jahr 2022 beeinflusst. Bei der Beratung der Mitgliedsunternehmen stand das Thema Corona weiterhin im Vordergrund.
Auch im Bereich der Aus- und Weiterbildung war der Alltag durch die Pandemie und steten Anpassungen unseres Corona-Hygienekonzeptes geprägt. Unter enormen organisatorischen Anstrengungen konnten wir trotz allem 2.000 Ausbildereignungs- und Weiterbildungsprüfungen sowie knapp 5.000 Ausbildungsprüfungen erfolgreich durchführen.
Bei den Lehrgängen und Seminaren haben sich digitale Fortbildungsformate etabliert. Sie sind heute Standard im Portfolio des Weiterbildungsangebotes.
Der Einmarsch des russischen Militärs in die Ukraine hat die Rahmenbedingungen für viele Unternehmen grundlegend verändert und zu einem hohen Ausmaß an politischer und ökonomischer Verunsicherung geführt. Die Unternehmen geraten in allen Bereichen unter Druck: Nachfrage- und Produktionsausfälle, Kostenexplosionen bei der Leistungserbringung, Embargo-Vorschriften, alternativen Beschaffungsstrategien bis hin zu Spritgeldforderungen von Mitarbeitern haben maßgeblich unser Beratungsgeschäft bestimmt.
Ungeachtet der Corona- und Kriegsauswirkungen ist es der IHK Darmstadt auch im Geschäftsjahr 2022 gelungen, Maßnahmen zur Weiterentwicklung ihrer Leistungssteigerung fortzusetzen, die Digitalisierung voranzutreiben und neue Produkte im Bereich der Mitgliederbindung und Fachkräftesicherung zu entwickeln.
So haben wir zur Stärkung der beruflichen Ausbildung wieder Azubi-Speed-Datings organisiert und mit unseren Ausbildungsbotschaftern an rund 50 Schulen für Duale Ausbildung geworben. Daneben war uns die berufliche Orientierung im Jahr 2022 ein zentrales Anliegen. Zudem konnten wir mit dem MINT-Zentrum Darmstadt einen weiteren außerschulischen MINT-Lernort eröffnen, der praxisnahe berufliche Orientierung für die technischen Ausbildungsberufe ermöglicht.


B. Vermögens-, Finanz- und Ertragslage

I. Ertragslage


Die Ertragslage ist erheblich durch die Beiträge geprägt. Sie tragen mit knapp 65% zu den Betriebserträgen bei. Bei dem Beitragsaufkommen in Höhe von 13,5 Mio. EUR entfallen 8,1 Mio. EUR (60%) auf Umlagen rund 5,3 Mio. EUR (40%) auf Grundbeiträge. Gegenüber dem Vorjahr haben sich die Beiträge um rund 320 TEUR reduziert (minus 2,3%). Die Beiträge lagen im IST rund 1 Mio. EUR über Plan.
Neben zwei angepassten Vorauszahlungen (plus 550 TEUR), sind die Mehreinnahmen auf insgesamt höhere Bemessungsgrundlagen und Nachzahlungen, eine höhere Zahl an Existenzgründern und die Aufnahme und Veranlagung von nicht angemeldeten IHK-Mitglieder, die über die Finanzamtsmeldung bekannt werden, zurückzuführen.
Die Gebühren, die die IHK Darmstadt für hoheitliche Tätigkeiten erhebt, tragen mit 3,8 Mio. EUR zu den Erträgen bei. Allein rund 68% (rund 2,6 Mio. €) entfallen auf die Betreuungs- und Prüfungsgebühren der Berufsausbildung.
Die sonstigen Gebühren setzen sich aus den Prüfungs- und Unterrichtungsgebühren der Sach- und Fachkunde, den Beglaubigungen von Außenhandelsdokumenten sowie Mahngebühren zusammen.
Entgelte und sonstige betriebliche Erträge machen mit rund 3,3 Mio. EUR rund 16% des Gesamtaufkommens der IHK Darmstadt aus. Die Erträge aus Entgelten - überwiegend aus Lehrgängen, Seminaren und Veranstaltungen - haben daran einen Anteil von 2,2 Mio. EUR.
Beim Betriebsaufwand bilden der Personalaufwand (9,33 Mio. EUR) und die sonstigen betrieblichen Aufwendungen (6,58 Mio. EUR) die größten Posten. Von dem Personalaufwand entfallen auf Gehälter (einschl. Aushilfen, Altersteilzeit, Veränderung der Personalrückstellungen) rund 7,55 Mio. EUR. Er ist damit gegenüber dem Vorjahr gleichgeblieben. Die Veränderung für Pensionsrückstellungen auf Basis des Prognosegutachtens fällt aufgrund von Todesfällen leicht geringer aus als ursprünglich geplant. Aufgrund der momentanen Prognosen zum HGB-Rechnungszinssatz (§ 253 Abs. 2 HGB) – weitere Absenkungen – ist auch in den kommenden Jahren mit weiterem Zuführungsbedarf zu den Pensionsrückstellungen zu rechnen.
Beim Materialaufwand von 2,34 Mio. EUR entfielen 388 TEUR auf Materialeinsatz und rund 1,95 Mio. EUR auf sogenannte bezogene Leistungen (vor allem Dozentenhonorare und Prüferentschädigungen). Unter Materialaufwand sind alle nach außen gerichteten betrieblichen Leistungen und Produkte zu verstehen, unabhängig davon, ob eine Gebühr oder ein Entgelt erhoben wird.
Das Finanzergebnis schließt im Geschäftsjahr 2022 mit einem Verlust von 1,95 Mio. EUR ab.
Das Jahresergebnis von plus 145 TEUR führt zu einer Zunahme des Sonstigen Eigenkapitals. Die Zusammensetzung des Finanz- und Geldvermögens und der dem gegenüberstehenden Vorsorge sind in der Übersicht "Finanz- und Geldvermögen" dargestellt. Durch finanzielle Deckung der Vorsorgebedarfe ist eine solide Finanzlage gegeben, die Handlungsfähigkeit und die sachgerechte Aufgabenerfüllung der IHK Darmstadt sind sichert. Zur Dotierung der Risikovorsorge nutzt die IHK Darmstadt ein bundesweit in der IHK-Organisation abgestimmtes IT-gestützten Modell auf Basis dessen entsprechende Prognoseberechnungen angestellt werden. Eine solche Risikoprognose hat die Geschäftsführung zuletzt am 1. Dezember 2022 der Vollversammlung vorgelegt.

II. Vermögenslage

Das Bilanzvolumen der IHK Darmstadt hat sich gegenüber dem 31. Dezember 2021 um 243 TEUR erhöht und beträgt damit rund 40,3 Mio. EUR.
Die Entwicklung der Aktivseite war im Wesentlichen durch die Reduzierung des Anlagevermögens um rund 1 Mio. EUR sowie die Erhöhung des Umlaufvermögens um rund 911 TEUR geprägt. Im Sachanlagevermögen stand den Abschreibungen, im Wesentlichen auf das Gebäude der IHK Darmstadt, nur geringe Investitionen entgegen. Im Finanzanlagevermögen reduzierten sich vor allem das Wertpapiervermögen (320 TEUR) sowie die sonstigen Ausleihungen (515 TEUR, Innovationsfonds), maßgeblich ebenfalls durch Abschreibungen.
Im Umlaufvermögen reduzierten sich die Forderungen aus Beiträgen, Gebühren, Entgelten und sonstigen Lieferungen und Leistungen um 264 TEUR. Die flüssigen Mittel erhöhten sich hingegen um rund 1 Mio. EUR.
Die Passivseite war im Wesentlichen durch die Erhöhung des Sonstigen Eigenkapitals um 145 TEUR aus dem positivem Jahresergebnis und einer Zunahme der Rückstellungen (213 TEUR), v. a. für Pensionen, Altersteilzeit und Prüfung des Jahresabschlusses, geprägt.
Die Zuschüsse von Bund und Land für die Modernisierung des Maschinenparks in den Bildungszentren Erbach und Heppenheim wurden als Sonderposten mit 152 TEUR (VJ 185 TEUR) passiviert.

III. Finanzlage

Gemäß § 23 des Finanzstatuts der IHK Darmstadt verfolgt die IHK Darmstadt eine grundsätzlich risikoaverse, konservative Anlagestrategie. Ausreichend Liquidität ist durch Mittel im Umlauf- und Finanzanlagevermögen sichergestellt. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurde aus der laufenden Tätigkeit ein Cashflow von 934 TEUR Euro und aus der Investitionstätigkeit ein Cashflow von 117 TEUR Euro erzielt.
Der Bestand an flüssigen Mittel hat sich um 1 Mio. Euro auf 11,3 Mio. Euro erhöht.

IV. Investitionen

Die IHK Darmstadt hat im Geschäftsjahr 2022 insgesamt 187 TEUR in das immaterielle Vermögen und in Sachanlagen investiert. Des Weiteren wurden 11 TEUR für Investitionen in das Finanzanlagevermögen aufgewendet.

C. Personalbericht

Zum Jahresende beschäftigte die Industrie- und Handelskammer Darmstadt Rhein Main Neckar 134 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Kernpersonal. Dies entspricht 116,6 Vollzeitäquivalenten (VZÄ), die sich aufteilen in: 1 VZÄ Hauptgeschäftsführer (±0), 4,0 VZÄ Geschäftsbereichsleiter (-0,8), 111,6 VZÄ Angestellte (+3,4).
Von den 134 Beschäftigten arbeiten 46 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem Teilzeitarbeitsverhältnis. Dieser Anteil entspricht einer Quote von 34,3% und ist damit im Vergleich zum Vorjahr gesunken (-2,1%). Der Frauenanteil insgesamt stieg zuletzt um 1,9% auf 72,4% an.
War im vorangegangenen Geschäftsjahr unter dem Eindruck der Corona-Pandemie noch einmal ein grundsätzlicher Ausgabestopp sowohl bei den befristeten als auch den unbefristeten Plan- und Aushilfsstellen beschlossen worden, orientiert sich die Besetzung freiwerdender Stellen im Geschäftsjahr stärker an den veränderten strategischen Prämissen der IHK Darmstadt. Mit Blick auf die erwarteten Auswirkungen der Pandemie wurden keine neuen Planstellen geschaffen; in 16 Fällen wurden freiwerdende Stelle nachbesetzt. Das betraf vor allem die Bereiche der Fachkräftesicherung und der Beratung von kleinen und mittelständischen Unternehmen.
Wir setzen auf hervorragend qualifizierte und engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für unsere Tätigkeit als Mittler zwischen Staat und Wirtschaft. Deshalb zielt unsere Personalarbeit auch darauf, die Attraktivität der IHK als Arbeitgeber intern und extern kontinuierlich zu verbessern. Trotzdem ist auch bei uns die Anzahl der durchschnittlichen Bewerbungen pro Stellenausschreibung im Jahr 2022 um 5,4% auf 26,3 Bewerbungen je Stellenausschreibung gesunken.
Als familienfreundliche IHK unterstützen wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei, Familie und Beruf in Einklang zu bringen. Von den Angeboten können Frauen genauso wie Männer, Mitarbeiter genauso wie Fachkräfte profitieren. Zu den unterstützenden Rahmenbedingungen gehören z. B. flexible Arbeitszeiten, unterschiedliche Teilzeitmodelle sowie die Möglichkeit, mobil zu arbeiten. Seit 2019 gilt das Modell der Arbeit in Vertrauensarbeitszeit für alle Mitarbeiter/innen der IHK Darmstadt. Ausgenommen von dieser Regel sind sämtliche Auszubildenden und Werkstudentinnen/Werkstudenten.
Seit März 2020 arbeiten aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Hygiene- und Abstandsregeln viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mobil, um die Kontakte am Arbeitsplatz auf ein Minimum zu reduzieren. Sämtliche notwendigen organisatorischen und technischen Voraussetzungen, um mobile Arbeit während und nach der Pandemie als festen Bestandteil in den Arbeitsalltag bei der IHK Darmstadt zu integrieren, wurden im Jahr 2020 geschaffen und seit 2021 weiter ausgebaut.
Zur langfristigen Sicherung des Fachkräftebedarfs setzt die IHK auf Aus- und Weiterbildung. Die IHK bildet im Ausbildungsberuf „Kaufleute für Büromanagement (m/w/d)“ aus. Auch im Jahr 2022 haben zwei Auszubildende diese Ausbildung in unserem Hause begonnen. Zudem bilden wir seit Oktober 2022 in Kooperation mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mannheim eine Duale Studentin im Studiengang „BWL - Öffentliche Wirtschaft, Schwerpunkt Verwaltungswirtschaft“ aus. Darüber hinaus beschäftigen wir regelmäßig Volontäre sowie Rechtsreferendare im Rahmen ihrer Verwaltungs- und Wahlstationen.
Ein zentrales Schlüsselelement für einen nachhaltigen Erfolg bildet zudem die Entwicklung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter; sowohl in den Bereichen der Fach- und Führungskompetenz als auch in der persönlichen Kompetenz. Die Weiterqualifizierung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sichern wir weitgehend durch unsere DIHK-Gesellschaft für berufliche Bildung und durch unsere eigene Weiterbildungsabteilung.


D. Prognosebericht

Wirtschaftsführung

Die Wirtschaftsführung 2023 der IHK Darmstadt steht wie in den Vorjahren unter dem Primat der strengen Haushaltsführung. Dazu gehört insbesondere eine effiziente Personal- und Finanzstrategie, ohne dabei Abstriche an der Leistungsfähigkeit zu machen. Der Wirtschaftsplan 2023 trägt deshalb den Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit Rechnung.
Der Umlagesatz bei den Beiträgen liegt wie im Vorjahr bei 0,20%. Im Erfolgsplan 2023 prognostizierte die IHK Darmstadt Erträge aus Beiträgen in Höhe von rund 14,3 Mio. EUR. Eine Prognose, die über den Beitragserträgen der Vorjahre liegt (2020: 12,78 Mio. EUR, 2021: 13,77 Mio. EUR, 2022: 13,45 Mio. EUR). Nach aktueller Hochrechnung kann diese Prognose erreicht werden. Inwieweit Insolvenzen und Zahlungsausfälle das Ergebnis aufgrund von Nachwirkungen aus der Corona-Krise und den Entwicklungen des Ukraine-Krieges schmälern, ist noch nicht abzusehen. Zum Zeitpunkt der Planung gab es hierauf keine Hinweise, die eine andere Prognose stützten. Auch bei den weiteren Erträgen erwarten wir, nicht zuletzt durch die sich noch auswirkenden Erhöhungen der Gebühren für die Eintragung und Betreuung von Berufsausbildungsverträgen konstante Erträge. Im Plan 2023 erwarten wir damit, maßgeblich geprägt durch die höheren Beitragserträge, Betriebserträge von rund 21,4 Mio. EUR und damit rund 700 TEUR mehr als im IST 2022 (20,7 Mio. EUR).
Der Betriebsaufwand wird im Plan 2023 mit rund 20,5 Mio. EUR prognostiziert. Maßgeblich für den Anstieg gegenüber dem IST 2022 (18,6 Mio. EUR) sind gestiegene Energiepreise, Personalaufwand, Digitalisierungskosten und Inflation.
Das Jahresergebnis wird mit plus 129,7 TEUR erwartet, was zu einer Zunahme des Sonstigen Eigenkapitals führt.
Es bestehen größere Unsicherheiten aus der allgemeinen konjunkturellen Entwicklung, im Speziellen im Zusammenhang mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie und den Folgen des Ukrainekrieges sowie den verhängten wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland.
Diese Faktoren werden voraussichtlich auch im Wirtschaftsjahr 2023 ökonomische Nachwirkungen zeigen und Einfluss auf das IHK-Beitragsaufkommen haben.
Während die Gewerbesteuereinnahmen in den ersten beiden Pandemie-Jahren 2020 und 2021 stark zurückgingen, blieben sie 2022 auf einem konstant hohen Niveau. Gleichwohl ist das Vorkrisenniveau noch nicht erreicht. Weil die Unternehmen von der Möglichkeit der Anpassung der Vorauszahlungen in den Jahren 2021 und 2022 keinen vermehrten Gebrauch machten, müssen wir mit Auswirkungen der Corona-Pandemie für 2023 und auch noch 2024 sowohl bei den Vorauszahlungen als auch den Abrechnungen rechnen.
Des Weiteren haben die Folgen des Krieges in der Ukraine, der am 24. Februar 2022 mit dem Angriff der russischen Armee begann und dessen Ende nicht absehbar ist, in kurzer Zeit die ökonomischen Rahmenbedingungen für deutsche Unternehmen geändert. Daneben hat China mit seiner Null-Covid-Politik und seinem aggressiven Verhalten auf der Weltbühne viele deutsche Investoren verschreckt. Die Folgen sind für die Wirtschaft in Deutschland derzeit nicht absehbar. Russland-Ukraine-Krieg, Energiekrise, unsichere Lieferketten, Inflation: Selten zuvor gab es so viele Risikofaktoren an den Märkten wie in den vergangenen Monaten und machen jede wirtschaftliche Prognose unsicher.
Die IHK Darmstadt ist dahingehend betroffen, dass die Beitragserträge zurückgehen könnten, ein Anstieg der Forderungsausfälle zu verzeichnen sein könnte und die Gebühren und Entgelte auf Grundlage reduzierter Ausbildungsverhältnisse und Nachfrage nach Aus- und Weiterbildungsangebote sinken könnten. Dem würden korrespondierend Rückgänge der Aufwendungen gegenüberstehen. Der Wirtschaftsplan 2023 sieht Betriebserträge in Höhe von 21,4 Mio. Euro und Betriebsaufwendungen in Höhe von 20,5 Mio. Euro vor. Aufgrund der Energiekrise hat die IHK Darmstadt umfangreiche Energiesparmaßnahmen getroffen und konnte den Energiebedarf deutlich senken. Dennoch ist, auf Basis der zu erwartenden Energiepreisentwicklung, in der Planung eine Steigerung der Energiekosten berücksichtigt worden. Ebenso ist die hohe Inflation in die Prognosen der Betriebsaufwendungen eingeflossen.
Inhaltlich wird das Geschäftsjahr 2023 durch die geschilderten Risiken geprägt.
Zum anderen lässt es aber im Vergleich zum Vorjahr wieder mehr Raum für die Verfolgung notwendiger inhaltlicher Schwerpunkte. Folgende Aspekte und Maßnahmen prägen vor allem den Wirtschaftsplan 2023:
  • Neben den Energiekosten ist für die Unternehmen der Fachkräftemangel das größte Geschäftsrisiko: wir werden uns daher mit unserer Dachorganisation DIHK verstärkt dafür einsetzen, dass der Zuzug von Fachkräften aus Drittstaaten erleichtert wird.
  • Mit der Weiterführung unserer Ausbildungsoffensive sollen mehr Talente für die südhessische Wirtschaft entwickelt und dem Fachkräftemangel entgegengetreten werden. Die Anzahl betrieblicher Ausbildungsplätze bei IHK-Unternehmen soll gesteigert werden. Die Anzahl der aktiven Ausbildungsbetriebe soll nicht nur stabilisiert, sondern es sollen weitere Betriebe hierfür gewonnen werden. Ziel ist es, sämtliche potenziellen Zielgruppen für Ausbildung zu erschließen (auch leistungsstarke und Studienaussteiger) und sich auf sämtliche Bausteine einer betriebsnahmen Ausbildung (Betriebspraktika, Ausbildung, höhere Berufsbildung, Duale Studiengänge) zu fokussieren. Die notwendige politische Durchschlagskraft soll durch die aktive politische Begleitung der Ausbildungsinitiative erzielt werden – angefangen durch eine gezielte Ausbildungskampagne der IHK-Organisation bis zum konkreten Regierungshandeln.
  • Wir wollen noch näher an unsere Mitglieder heranrücken, das Ehrenamt umfangreicher involvieren und auf noch mehr Gehör in der Politik stoßen. Daher stärken wir weiter unsere Marketing- und Kommunikationsaktivitäten.
  • Mit der IHK-Vollversammlungswahl Anfang 2024 werden die Grundsteine für die nächsten fünf Jahre gelegt. Dabei ist Ziel, möglichst viele Mitglieder zu erreichen.
  • Inhaltlich setzt sich die IHK Darmstadt nach wie vor dafür ein, Nachhaltigkeit zu leben, ihre politischen Positionen nachhaltig auszurichten sowie Produkte und Unterstützungsangebote für ihre Mitgliedsunternehmen zu entwickeln. Mit Produkten insbesondere zur Beratung und gegenseitigen Vernetzung sollen die Mitgliedsunternehmen befähigt werden, selbst nachhaltig zu wirtschaften.
  • Fortgeführt wird der Digitalisierungsprozess der IHK Darmstadt.
  • Zudem erwarten wir 2023 eine Entscheidung zu einem Neubau unseres IHK-Gebäudes und betreiben hierfür angemessene Vorsorge.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, des Ukrainekrieges und der Energiekriese auf die Südhessische Wirtschaft spiegeln sich auch im Wirtschaftsplan der IHK Darmstadt explizit wider. Trotzdem erwarten wir, bei den Beiträgen als auch den Gebühren das Vorkrisenniveau wieder zu erreichen.


E. Chancen und Risikobericht

Die Chancen der IHK sind in dem von der Vollversammlung beschlossenen Programm für die Legislaturperiode 2019 bis 2024 dargestellt. Vertieft werden die Ziele durch jährliche Arbeitsprogramme, die ebenfalls von dem Gremium verabschiedet werden. Risiken, die nicht bereits durch den Wirtschaftsplan oder Versicherungen abgedeckt sind, werden auf der Grundlage des von der IHK-Organisation entwickelten Konzeptes unter Anwendung des bereitstehenden Risiko-Tools ermittelt. Es handelt sich vor allem um Risiken aus der wirtschaftlichen Entwicklung, Klumpenrisiken und IT-Risiken. Die Risikoprognose wird der Vollversammlung jährlich vorgelegt. In der im Jahresabschluss enthaltenen Übersicht Finanz- und Geldvermögen sind die Risikovorsorge sowie die weiteren Vorsorgen für Bau, Digitalisierung, Vollversammlungswahlen und Pensionsverpflichtungen dotiert. Durch finanzielle Deckung der Vorsorgebedarfe ist eine solide Finanzlage gegeben, die Handlungsfähigkeit und die sachgerechte Aufgabenerfüllung der IHK Darmstadt sind gesichert.
Auf Gefährdungen, die die täglichen Geschäftsabwicklungen beeinträchtigen könnten, reagiert die IHK Darmstadt mit internen Kontrollmechanismen. Bereits im Jahr 2010 wurde das interne Kontrollsystem um eine Innenrevision erweitert. Die im Jahr 2010 erstmalig erfolgte Erhebung und Bewertung der Risiken anhand des DIHK-Risikokompasses wurde 2013 in das vorhandene Controlling-Informationssystem CIS (eCo) integriert. Mittels eines Wiedervorlagekonzeptes ist die regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung der lokalisierten Risiken gewährleistet. Eine Innenrevision durch externe Dienstleister erfolgt seit 2021.
Als wesentliches finanzielles Einzelrisiko sind die aktuellen Auswirkungen des Ukrainekrieges auf Beiträge, Entgelte und Gebühren sowie den korrespondierenden Aufwendungen zu nennen. Bei den Beiträgen liegt das Risiko für das Geschäftsjahr 2023 in steigenden Stundungen und Zahlungsausfällen sowie in sinkenden Gewerbesteuervorauszahlungen. Durch die großen Unsicherheiten im Hinblick auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung könnten Unternehmen Fortbildungen und Ausbildungen zurückfahren. Damit besteht das Risiko, dass entsprechend weniger Dienstleistungen nachgefragt werden.

Digitalisierung

Die Digitalisierung ist ein massiver Treiber wirtschaftlichen Wachstums – sie wird auch die Arbeit in der IHK Darmstadt weiter verändern. Schon jetzt sehen wir neue Formen der Zusammenarbeit, noch nicht da gewesene Geschäftsmodelle und ein erhöhtes Maß an Automatisierung von Tätigkeiten. Dazu kommt, dass wir durch gesetzliche Rahmenbedingungen – insbesondere dem Online-Zugangs-Gesetz – zu schnellem Handeln bei der Digitalisierung von Kundenprozessen verpflichtet sind.
Als IHK Darmstadt wollen wir die Chancen der Digitalisierung in allen Bereichen unserer Arbeit nutzen, um so die Erwartungen unserer Mitgliedsunternehmen und Partner an eine moderne IHK zu erfüllen. Gemeinsam mit der IHK-Organisation werden wir die Digitalisierung unserer Produkte weiter vorantreiben, interne Prozesse neu ausrichten und unsere Führungskräfte und Mitarbeiter mit digitalen Kompetenzen ausstatten.
Grundlage dafür ist eine umfassende Erneuerung der IT-Landschaft und -Struktur. Diese wurde in den letzten Jahren stark vorangetrieben und wird uns auch in den nächsten Jahren noch begleiten.
Anfang August trennte die IHK-GfI, IT-Servicedienstleister der IHK-Organisation, aufgrund eines Cyberangriffs die IT-Systeme der 79 Industrie- und Handelskammern vom Internet. Der Angriff wurde rechtzeitig bemerkt, so dass keine Daten abgeflossen oder verschlüsselt worden sind. Die anschließende Überprüfung, Härtung und teilweise Neuinstallation aller IT-Anwendungen hat sich über mehrere Monate hingezogen und war auch zum Jahresende 2022 noch nicht vollständig abgeschlossen.
Als Folge des Cyberangriffs haben wir unser IT-Sicherheitseinstelllungen verschärft. Im Rechenzentrum unseres IT-Dienstleisters wird in der 1. Jahreshälfte 2023 zusätzliche Sicherheitssoftware installiert. Daneben trainieren wir seit Herbst 2022 unsere Mitarbeiter bedarfsgerecht und vollautomatisch mit einer „Awareness Engine“. Im Ergebnis erwarten wir dadurch eine aktive Sicherheitskultur und aufgeklärte Mitarbeiter.
Die Vorsorge für Digitalisierungsmaßnahmen ist in der Übersicht Finanz- und Geldvermögen ersichtlich und beträgt im zum 31.12.2022 rund 902 TEUR.


F. Nachtragsbericht

Über die normale Entwicklung der Geschäftstätigkeit hinaus sind keine Ereignisse nach dem Bilanzstichtag eingetreten, die die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage wesentlich beeinflussen.
Darmstadt, 8. Mai 2023

gez.
Matthias Martiné
Präsident

gez.
Robert Lippmann
Hauptgeschäftsführer