IHK Darmstadt

Lagebericht zum Jahresabschluss zum 31.12.2023

A. Geschäfts- und Rahmenbedingungen

I. Organisation und Aufgaben

Gemäß § 1 Abs. 1 IHKG hat die IHK Darmstadt Rhein Main Neckar (IHK Darmstadt) die Aufgabe, das Gesamtinteresse der ihr zugehörigen Gewerbetreibenden wahrzunehmen, für die Förderung der gewerblichen Wirtschaft zu wirken und dabei die wirtschaftlichen Interessen einzelner Gewerbezweige oder Betriebe abwägend und ausgleichend zu berücksichtigen. Die IHK Darmstadt ist damit die Organisation der südhessischen Unternehmen.
Dem Gesetzgeber ist es an einer Institution der Wirtschaft gelegen, die deren Bedürfnissen Rechnung trägt und dabei unabhängig vom Einfluss oder speziellen Interessen einzelner Wirtschaftszweige, Branchen oder Unternehmen ist. Eine IHK muss demnach das Interesse aller zu ihr gehörenden Unternehmen im Blick behalten und vor diesem Hintergrund die Wirtschaft ihrer Region insgesamt fördern. Dort, wo wirtschaftliche Tätigkeit im Interesse der Allgemeinheit staatlich geregelt werden muss, kann die IHK als eigene Einrichtung der Wirtschaft Aufgaben übernehmen und so den staatlichen Einfluss auf Unternehmen möglichst geringhalten.
Was heißt das für die IHK Darmstadt?
Die IHK Darmstadt fördert den Wirtschaftsstandort Südhessen und setzt sich für gute Bedingungen für die südhessischen Unternehmen ein. Die Interessen der südhessischen Wirtschaft vertritt sie mit breitgefächertem Sachverstand und ist in allen Wirtschaftsfragen kompetenter Gesprächspartner für Staat, Kommunen und Verwaltung sowie andere Interessengruppen. Sie äußert sich zu Gesetzes- oder Verwaltungsvorhaben, die die Wirtschaft berühren, ist Gutachter oder Berater in Fachausschüssen oder Partner bei vielen unterschiedlichen Initiativen in der Region. Dort, wo staatliche Regelung unvermeidbar ist, übernimmt sie hoheitliche Aufgaben, gestaltet diese unbürokratisch und erfüllt sie effizient. Die südhessischen Unternehmen unterstützt sie mit einer Fülle an Dienstleistungen. Die IHK Darmstadt erhält trotz der gesetzlichen Regelung ihrer Aufgaben und Struktur grundsätzlich keine staatlichen Zuschüsse, sondern finanziert sich aus Beiträgen und Gebühren, über die die südhessischen Unternehmer in der Vollversammlung entscheiden, sowie durch Entgelte für einige Service- und Dienstleistungen. Auf diese Weise bleibt die IHK Darmstadt als freie Organisation der südhessischen Unternehmer auch finanziell unabhängig von staatlicher Einflussnahme oder dem Wohlwollen einzelner finanzstarker Unternehmen und deren spezifischer Interessen.

II. Wirtschaftsentwicklung in Südhessen 2022

Für Deutschland war 2023 ein Jahr der Rezession und die Erholung von den Verwerfungen der Coronajahre hat sich nicht fortgesetzt. Zwar hat die Energiekrise in Folge des Ukraine-kriegs ihren Höhepunkt überschritten, trotzdem belasteten die noch immer hohen Energiepreise die Wirtschaft deutlich. Auch geopolitische Spannungen nahmen zu und trugen zur Verunsicherung bei. Zum Jahresende sorgte schließlich das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu den Sondervermögen des Bundes für Ernüchterung.
Von dieser Entwicklung konnte sich Südhessen nicht abkoppeln. Vor allem die in Südhessen starke Industrie sieht in der Belastung mit hohen Energiepreisen ein Standortrisiko. Aber auch im Exportgeschäft spürt die Industrie zunehmend Gegenwind.
Für den südhessischen Handel waren der Jahresverlauf und insbesondere das Weihnachtsgeschäft eine Enttäuschung. Zwischenzeitlich hohe Inflationsraten sorgten bei Privathaushalten für Kaufzurückhaltung. Vor allem Anschaffungen bei langlebigen Gebrauchsgütern wurden von den Haushalten zurückgestellt.
Die Bauwirtschaft wurde durch verteuerte Finanzierungsbedingungen ausgebremst. Und über allen südhessischen Wirtschaftszweigen schwebt ein demografiebedingter Fachkräftemangel.
Für 2024 ist nur mit einem geringen Wirtschaftswachstum zu rechnen. Auch ein möglicher Rückgang des Zinsniveaus ist frühestens Mitte des Jahres zu erwarten. Der anhaltende Ukrainekrieg, noch immer hohe Energiepreise und der Konsolidierungszwang der öffentlichen Haushalte sind Konjunkturrisiken, die die Entwicklung Südhessens beeinträchtigen werden.

III. Schwerpunkte der IHK

Im Jahr 2023 wurde die Beteiligung der Mitgliedsunternehmen der IHK Darmstadt ausgebaut. Umfragen zu den Themen „elektronische Rechnungsstellung“, „technische Sicherheitseinrichtungen in elektronischen Kassen“ und zu Berichtspflichten für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) im Kontext von „Sustainable Finance“ stießen auf reges Interesse und bildeten eine sehr gute Basis für den Dialog mit der Politik. Highlight der Gesamtinteressenvertretung für die Unternehmen der Region war die Koalitionsvereinbarung der neu gewählten Landesregierung. Hier sind konkrete Maßnahmen für eine bessere Berufsorientierung in den Lehrplänen und kreative Ideen zur Bewältigung des Fachkräftemangels verankert.
Aufgenommen wurde auch die Forderung, mit einem „Reallabor Nachfolge“ die Unternehmensübergabe zu erleichtern, ebenso die Notwendigkeit, den Standort Hessen mit aktiven Maßnahmen wieder attraktiv für Industriebetriebe zu machen. Für politische Signale dieser Art hat sich die IHK Darmstadt in den letzten vier Jahren massiv eingesetzt, wie auch dafür, dass wirtschaftliche Entwicklung Fläche braucht. Schließlich will die Landesregierung auch das von der IHK und der Stadt Darmstadt initiierte Technologie‑ und Gründerzentrum HUB31 stärker unterstützen. Mit der Technischen Universität Darmstadt und der Hochschule Darmstadt konnten 2023 neue Gesellschafter gewonnen werden.
Das Thema Green Deal birgt neben regulatorischen Änderungen rund um das Thema Kreislaufwirtschaft auch enorme Chancen für Unternehmen, weshalb die IHK Darmstadt das Thema Kreislaufwirtschaft für ihre Mitgliedsunternehmen systematisch erschlossen hat. Besonders in der Bau- und Immobilienwirtschaft stecken enorme Effizienzpotenziale, daher lag ein Fokus der Aktivitäten auf dieser Branche, der 2024 mit Veranstaltungen zu klimaresilienten Gewerbegebieten fortgeführt wird.
Die Energieeffizienznetzwerken ETA Plus und ETA Metropol bieten für Betriebe in der Region gute Austauschplattformen, um bei der Energiewende zu unterstützen. Sie werden bis mindestens 2025 fortgeführt.
Die Cybersicherheitsoffensive ist ein weiteres Schwerpunktthema der IHK Darmstadt. Mit zahlreichen Veranstaltungen wurde das Thema branchenspezifisch und für alle Kenntnisstufen erfolgreich in Südhessen platziert. Das Programm wird 2024 weitergeführt.
2023 haben die Vollversammlungen aller hessischen IHKs der Gründung des Hessischen Außenwirtschaftszentrums (AWZ) zugestimmt. Durch die Bündelung von Aufgaben steigert das AWZ Hessen die landesweite Wahrnehmung und das regionale Beratungsprofil der hessischen IHKs. Durch die Schaffung eines gemeinsamen Außenwirtschaftsportals Hessen in Kooperation mit den IHKs in Bayern und Nordrhein-Westfalen werden Umfang und Tiefe der für die Unternehmen bereitgestellten Informationen erhöht. Gemeinsam und arbeitsteilig werden schnell Angebote bei neuen Themen erarbeitet und die regionale Beratungskompetenz verbessert. Damit wird den aktuellen Entwicklungen mit sich ständig ändernden Rahmenbedingungen Rechnung getragen.
Der Abwärtstrend im Außenhandel setzte sich 2023 fort. Lieferketten waren gestört, die Nachfrage auf dem Weltmarkt sank insgesamt und die geopolitischen Entwicklungen der vergangenen Jahre beeinflussten den Welthandel. Zudem sind bereits seit Jahren weltweit zunehmender Protektionismus und Abschottungstendenzen zu beobachten. Entsprechend sind die Zahlen bei den Außenwirtschaftsdokumenten weiter rückläufig (2023 29.140; 2022: 32.151; Minus 9,4 Prozent).
Bei den Themen Aus- und Weiterbildung zieht die IHK Darmstadt eine positive Bilanz für 2023. Die Ausbildungszahlen im IHK-Bezirk sind im dritten Jahr in Folge angestiegen. Insgesamt wurden im Berichtsjahr 2.703 Ausbildungsverträge geschlossen. Mit über 650 Betriebsbesuchen und zahlreichen Fortbildungsangeboten für das betriebliche Ausbildungspersonal leistet die IHK Darmstadt einen Beitrag dazu, dass Betriebe und Ausbildungsinteressierte zusammenfinden können. Auch die breitflächige Umsetzung der bundesweiten Azubi-Kampagne #könnenlernen hat im letzten Jahr Aufmerksamkeit für die duale Ausbildung erzeugt.
In den Bildungszentren Bergstraße und Odenwald werden die Betriebe aus der Region seit 1966 bei der Ausbildung in Metall- und Elektroberufen unterstützt. 2023 haben 49 Betriebe 79 zusätzliche Auszubildende geschickt – damit setzte sich der positive Trend aus dem Vorjahr fort.
Wie im Jahr zuvor hat der Bereich 2.000 Weiterbildungsprüfungen und rund 5.000 Ausbildungsprüfungen abgenommen. Dabei gab es erstmals auch eine digitale Zwischenprüfung. Insgesamt schreitet die Digitalisierung im hoheitlichen Ausbildungs- und Prüfungsbereich voran: Seit Juli 2023 können Ausbildungsverträge über ein interaktives Tool online eingereicht werden. Zudem haben im Berichtsjahr bereits 3.500 Auszubildende die Möglichkeit einer Online-Prüfungsanmeldung genutzt. Und schließlich laufen digitale Formate des Weiterbildungsangebots gut verzahnt mit klassischen Präsenzschulungen.
Rund 1.800 Teilnehmende haben IHK-Weiterbildungsveranstaltungen besucht. Die Angebotspalette wurde um Angebote rund um KI, Transformation und Nachhaltigkeit ausgebaut.
In der beruflichen Orientierung wurde in 130 Schuleinsätzen für die duale Ausbildung geworben und 520 Lehrkräfte geschult. Der Erfolg der sechs MINT-Zentren strahlt über die Kammerregion hinaus: 2023 wurde die IHK‑Hanau beim Aufbau eines MINT-Zentrums unterstützt.

B. Vermögens-, Finanz- und Ertragslage

I. Ertragslage

Die Ertragslage ist erheblich durch die Beiträge geprägt. Sie tragen mit knapp 67% zu den Betriebserträgen bei. Bei dem Beitragsaufkommen in Höhe von 15,3 Mio. EUR entfallen 9,4 Mio. EUR (62%) auf Umlagen rund 5,9 Mio. EUR (38%) auf Grundbeiträge. Gegenüber dem Vorjahr haben sich die Beiträge um rund 1,9 Mio. EUR erhöht (plus 14%). Die Beiträge lagen im IST rund 1 Mio. EUR über Plan. Die Mehreinnahmen bei den Beiträgen sind auf insgesamt höhere Bemessungsgrundlagen und mehrere Nachzahlungen zurückzuführen.

Die Gebühren, die die IHK Darmstadt für hoheitliche Tätigkeiten erhebt, tragen mit 3,8 Mio. EUR zu den Erträgen bei. Allein rund 68% (rund 2,6 Mio. €) entfallen auf die Betreuungs- und Prüfungsgebühren der Berufsausbildung.
Die sonstigen Gebühren setzen sich aus den Prüfungs- und Unterrichtungsgebühren der Sach- und Fachkunde, den Beglaubigungen von Außenhandelsdokumenten sowie Mahngebühren zusammen.
Entgelte und sonstige betriebliche Erträge machen mit rund 3,38 Mio. EUR rund 14,8% des Gesamtaufkommens der IHK Darmstadt aus. Die Erträge aus Entgelten - überwiegend aus Lehrgängen, Seminaren und Veranstaltungen - haben daran einen Anteil von 2,2 Mio. EUR.
Beim Betriebsaufwand bilden der Personalaufwand (10,7 Mio. EUR) und die sonstigen betrieblichen Aufwendungen (7,09 Mio. EUR) die größten Posten. Von dem Personalaufwand entfallen auf Gehälter (einschl. Aushilfen, Altersteilzeit, Veränderung der Personalrückstellungen) rund 8,23 Mio. EUR. Er ist gegenüber dem Vorjahr um 674 TEUR gestiegen. Die Veränderung für Pensionsrückstellungen auf Basis des Prognosegutachtens fällt höher aus als ursprünglich geplant. Der in der Planungsphase erwartete Reduzierungseffekt durch Todesfälle wirkte sich auf die Veränderung der Pensionsverpflichtungen nicht im geplanten Maße aus.
Beim Materialaufwand von 2,52 Mio. EUR entfielen 392 TEUR auf Materialeinsatz und rund 2,13 Mio. EUR auf sogenannte bezogene Leistungen (vor allem Dozentenhonorare und Prüferentschädigungen). Unter Materialaufwand sind alle nach außen gerichteten betrieblichen Leistungen und Produkte zu verstehen, unabhängig davon, ob eine Gebühr oder ein Entgelt erhoben wird.
Das Finanzergebnis schließt im Geschäftsjahr 2023 mit einem Verlust von 142 TEUR ab.
Das Jahresergebnis von plus 2,09 Mio. EUR führt zu einer Zunahme des Sonstigen Eigenkapitals. Die Zusammensetzung des Finanz- und Geldvermögens und der dem gegenüberstehenden Vorsorge sind in der Übersicht "Finanz- und Geldvermögen" dargestellt. Durch finanzielle Deckung der Vorsorgebedarfe ist eine solide Finanzlage gegeben, die Handlungsfähigkeit und die sachgerechte Aufgabenerfüllung der IHK Darmstadt sind sichert. Zur Dotierung der Risikovorsorge nutzt die IHK Darmstadt ein bundesweit in der IHK-Organisation abgestimmtes IT-gestütztes Modell auf Basis dessen entsprechende Prognoseberechnungen angestellt werden. Eine solche Risikoprognose hat die Geschäftsführung zuletzt am 30. November 2023 der Vollversammlung vorgelegt.

II. Vermögenslage

Das Bilanzvolumen der IHK Darmstadt hat sich gegenüber dem 31. Dezember 2022 um 2,3 Mio. EUR erhöht und beträgt damit rund 42,6 Mio. EUR.
Die Entwicklung der Aktivseite im Anlagevermögen war im Wesentlichen geprägt durch die Erhöhung der entgeltlich erworbenen Lizenzen (plus 13,7 TEUR), der Beteiligungen (plus 43,8 TEUR) durch eine Zuführung in die Kapitalrücklage der IHK Digital GmbH gemäß VV-Beschluss aus dem September 2023 und der Wertpapiere (plus 274 TEUR). Die Sachanlagen reduzieren sich durch Abschreibungen (minus 240 TEUR), ebenso wie die sonstigen Ausleihungen (minus 380 TEUR).
Im Umlaufvermögen erhöhten sich die unfertigen Leistungen (plus 314 TEUR), die Forderungen aus Beiträgen, Gebühren, Entgelten und sonstigen Lieferungen und Leistungen (plus 929 TEUR) sowie die Rechnungsabgrenzungsposten (plus 251 TEUR). Die flüssigen Mittel erhöhten sich um rund 1,3 Mio. EUR.
Die Passivseite war durch die Erhöhung des sonstigen Eigenkapitals um 2,08 Mio. EUR aus dem positivem Jahresergebnis, der Zunahme der sonstigen Rückstellungen (244 TEUR), der Verbindlichkeiten (178 TEUR) sowie des Rechnungsabgrenzungspostens (336 TEUR) geprägt. Die Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen reduzierten sich gemäß versicherungsmathematischem Gutachten um 514 TEUR.
Die Zuschüsse von Bund und Land für die Modernisierung des Maschinenparks in den Bildungszentren Erbach und Heppenheim wurden als Sonderposten mit 119 TEUR (VJ 152 TEUR) passiviert.

III. Finanzlage

Gemäß § 23 des Finanzstatuts der IHK Darmstadt verfolgt die IHK Darmstadt eine grundsätzlich risikoaverse, konservative Anlagestrategie. Ausreichend Liquidität ist durch Mittel im Umlauf- und Finanzanlagevermögen sichergestellt. Im abgelaufenen Geschäftsjahr betrug der Cashflow aus der laufenden Tätigkeit 1,76 Mio. EUR und aus der Investitionstätigkeit minus 456 TEUR.
Der Bestand an flüssigen Mitteln hat sich um 1,3 Mio. Euro auf 12,6 Mio. Euro erhöht.

IV. Investitionen

Die IHK Darmstadt hat im Geschäftsjahr 2023 insgesamt 104 TEUR in das immaterielle Vermögen und in Sachanlagen investiert. Des Weiteren wurden 352 TEUR für Investitionen in das Finanzanlagevermögen aufgewendet.

C. Personalbericht


Zum Jahresende 2023 beschäftigte die IHK Darmstadt 137 Mitarbeitende im Kernpersonal. Dies entspricht 118,4 Vollzeitäquivalenten (VZÄ), die sich aufteilen in: 1,0 VZÄ Hauptgeschäftsführer (±0), 5,0 VZÄ Geschäftsbereichsleiter*innen (+1,0), 112,4 VZÄ Angestellte (+0,8).
Von diesen 137 Beschäftigten arbeiten 48 Mitarbeitende in einem Teilzeitarbeitsverhältnis. Dieser Anteil entspricht einer Quote von 35,0% und ist damit im Vergleich zum Vorjahr leicht angestiegen (+0,7%). Der Frauenanteil insgesamt sank zuletzt um 1,6% auf 70,8%.
Die IHK Darmstadt setzt auf hervorragend qualifizierte und engagierte Mitarbeitende für ihre Tätigkeit als Mittlerin zwischen Staat und Wirtschaft. Deshalb zielt die Personalarbeit auch darauf, die Attraktivität der IHK Darmstadt als Arbeitgeberin sowohl intern als auch extern weiterhin kontinuierlich zu verbessern.
Die bereits hohe Attraktivität der IHK Darmstadt als Arbeitgeberin wird insbesondere durch eine niedrige Fluktuationsrate von 7,3 % (-2,5 %) und eine gestiegene durchschnittliche Anzahl der Bewerbungen (+30,8 %) je extern ausgeschriebener Stelle deutlich. Im Jahr 2023 wurden 13 Stellenangebote (-3) veröffentlicht, davon fünf ausschließlich intern und acht zusätzlich auch extern. Dabei ist die durchschnittliche Anzahl der Bewerbungen pro externer Stellenausschreibung auf 34,4 Bewerbungen je Stellenausschreibung (+8,1) gestiegen und es konnten alle vakanten Stellen besetzt werden. Zudem sind im Jahr 2023 vier Mitarbeiterinnen nach Beendigung ihrer Elternzeiten zu uns zurückgekehrt.
Die IHK Darmstadt unterstützt als familienfreundliche Arbeitgeberin alle Mitarbeitenden dabei, Familie und Beruf in Einklang zu bringen. Zu den unterstützenden Rahmenbedingungen gehören z. B. flexible Arbeitszeiten, unterschiedliche Teilzeitmodelle sowie die Möglichkeit, mobil zu arbeiten. Seit 2019 gilt das Modell der Arbeit in Vertrauensarbeitszeit für alle Mitarbeitende der IHK Darmstadt (Ausgenommen: Auszubildende, dual Studierende, Werkstudierende und geringfügig Beschäftigte).
Im Januar 2023 wurde das System zur elektronischen Zeiterfassung für alle Mitarbeitenden in Vertrauensarbeitszeit reaktiviert, um dem Beschluss des Bundesarbeitsgerichts vom 13. September 2022 (Az. 1 ABR 22/21) zur Erfassung der Arbeitszeit gerecht zu werden. Zuvor wurden von Mitarbeitenden in Vertrauensarbeitszeit, gemäß der rechtlichen Vorgabe (§ 16 Abs. 2 des Arbeitszeitgesetzes), lediglich die über acht Stunden hinausgehenden werktäglichen Arbeitszeiten dokumentiert. Mitarbeitende, für die unsere Gleitzeitordnung gilt (Auszubildende, dual Studierende, Werkstudierende und geringfügig Beschäftigte), haben dieses System auch zuvor zur Arbeitszeiterfassung genutzt und nutzen es unverändert weiter.
Seit Juli 2023 bietet die IHK Darmstadt allen Mitarbeitenden in Kooperation mit Viva FamilienService GmbH maßgeschneiderte Unterstützungslösungen zu den Themen Kinderbetreuung sowie Pflege von Angehörigen. Dieses professionelle Angebot zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für alle Mitarbeitenden kostenlos.
Zur langfristigen Sicherung des Fachkräftebedarfs setzt die IHK Darmstadt auf Aus- und Weiterbildung. Im Ausbildungsberuf „Kaufleute für Büromanagement (m/w/d)“ haben 2023 zwei Auszubildende diese Ausbildung im Haus begonnen. Seit Oktober 2022 beteiligt sich die IHK außerdem am dualen Studiengang „BWL - Öffentliche Wirtschaft, Schwerpunkt Verwaltungswirtschaft“ der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mannheim und betreut eine dual Studierende in der Praxisphase. Darüber hinaus werden regelmäßig Rechtsreferendar*innen im Rahmen ihrer Verwaltungs- und Wahlstationen beschäftigt.
Ein zentrales Schlüsselelement für nachhaltigen Erfolg bildet die Entwicklung der Mitarbeitenden in den Bereichen der Fach- und Führungskompetenz sowie in der persönlichen Kompetenz. Die Weiterqualifizierung wird weitgehend durch die DIHK‑Gesellschaft für berufliche Bildung und die hausinterne Weiterbildungsabteilung gesichert.

D. Prognosebericht

Wirtschaftsführung

Die Wirtschaftsführung 2024 der IHK Darmstadt steht wie in den Vorjahren unter dem Primat der strengen Haushaltsführung. Dazu gehört insbesondere eine effiziente Personal- und Finanzstrategie, ohne Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit. Der Wirtschaftsplan 2024 trägt deshalb den Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit Rechnung.
Der Umlagesatz bei den Beiträgen liegt wie im Vorjahr bei 0,20%. Im Erfolgsplan 2024 prognostizierte die IHK Darmstadt Erträge aus Beiträgen in Höhe von rund 15,98 Mio. EUR. Eine Prognose, die über den Beitragserträgen der Vorjahre liegt (2021: 13,77 Mio. EUR, 2022: 13,45 Mio. EUR, 2023: 14,3 Mio. EUR). Nach aktueller Hochrechnung kann diese Prognose erreicht werden. Inwieweit Insolvenzen und Zahlungsausfälle das Ergebnis aufgrund von Nachwirkungen aus den Entwicklungen des Ukraine-Krieges, der Energiekrise sowie der wirtschaftlichen Entwicklung schmälern, ist noch nicht abzusehen. Zum Zeitpunkt der Planung gab es hierauf keine Hinweise, die eine andere Prognose stützten. Auch bei den weiteren Erträgen erwarten wir konstante Erträge. Im Plan 2024 erwarten wir damit, maßgeblich geprägt durch die höheren Beitragserträge, Betriebserträge von rund 23,34 Mio. EUR und damit rund 480 TEUR mehr als im IST 2023 (22,86 Mio. EUR). 
Der Betriebsaufwand wird im Plan 2024 mit rund 21,23 Mio. EUR prognostiziert. Maßgeblich für den Anstieg gegenüber dem IST 2023 (20,63 Mio. EUR) sind gestiegener Personalaufwand, Digitalisierungskosten, Kosten für die VV-Wahl sowie Inflation. Aktuell liegen uns keine Erkenntnisse vor, die eine abweichenden Prognose zulassen.
Das Jahresergebnis wird mit plus 1,9 Mio. EUR erwartet, was zu einer Zunahme des sonstigen Eigenkapitals führt.
Russland-Ukraine-Krieg, Krieg im Nahen Osten, Energiekrise, unsichere Lieferketten, Inflation, Rezession: Selten zuvor gab es so viele Risikofaktoren an den Märkten wie in den vergangenen zwei Jahren und machen wirtschaftliche Prognosen unsicher. Diese Faktoren könnten nun in den Wirtschaftsjahren 2024 und 2025 ökonomische Nachwirkungen auf das IHK-Beitragsaufkommen haben.
Bei den Gewerbesteuereinnahmen ist 2022 auf 2023 ein Rückgang im IHK-Bezirk um rund 50 Mio. Euro (von 800 Mio. Euro auf 750 Mio. Euro) zu verzeichnen, das sind rund 6 Prozent. Der Rückgang betrifft vor allem die Stadt Darmstadt (minus 80 Mio. Euro), was die anderen Kreise nicht abfedern konnten.
Die IHK Darmstadt ist dahingehend betroffen, dass die Beitragserträge zurückgehen könnten, ein Anstieg der Forderungsausfälle zu verzeichnen sein könnte und die Gebühren und Entgelte auf Grundlage reduzierter Ausbildungsverhältnisse und Nachfrage nach Aus- und Weiterbildungsangebote sinken könnten. Dem würden korrespondierend Rückgänge der Aufwendungen gegenüberstehen. Der Wirtschaftsplan 2024 sieht Betriebserträge in Höhe von 23,3 Mio. Euro und Betriebsaufwendungen in Höhe von 21,2 Mio. Euro vor.
Inhaltlich wird das Geschäftsjahr 2024 durch die geschilderten Risiken geprägt.
Im Vergleich zu den stark durch Corona beeinflussten drei Vorjahren bietet 2024 wieder mehr Raum für inhaltliche Schwerpunkte. Folgende Aspekte und Maßnahmen prägen vor allem den Wirtschaftsplan 2024:
  • Neben den Energiekosten ist für die Unternehmen der Fachkräftemangel das größte Geschäftsrisiko: die IHK Darmstadt wird sich daher mit der Dachorganisation DIHK verstärkt dafür einsetzen, dass der Zuzug von Fachkräften aus Drittstaaten erleichtert wird.
  • Die IHK Darmstadt will noch näher an ihre Mitglieder heranrücken, das Ehrenamt umfangreicher involvieren und auf noch mehr Gehör in der Politik stoßen.  Hierfür werden Marketing- und Kommunikationsaktivitäten verstärkt.
  • Mit der IHK‑Vollversammlungswahl Anfang 2024 werden die Grundsteine für die nächsten fünf Jahre gelegt. Dabei ist Ziel, möglichst viele Mitglieder zu erreichen.
  • Die IHK Darmstadt setzt sich dafür ein, Nachhaltigkeit zu leben, ihre politischen Positionen nachhaltig auszurichten sowie Produkte und Unterstützungsangebote für ihre Mitgliedsunternehmen zu entwickeln. Erstmals wird 2024 ein Nachhaltigkeitsbericht nach Vorgaben des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) für die IHK Darmstadt erstellt, auch wenn per Gesetz keine Verpflichtung dazu besteht.
  • Die Digitalisierung ist auch 2024 ein zentrales Thema ‑ sowohl was die Leistungen und Angebote für Mitgliedsunternehmen, Kundinnen und Kunden betrifft, als auch zur Effizienzsteigerung der Arbeitsleistung. In der Umsetzung des Online-Zugangs-Gesetzes (OZG) wurden wichtige Weichen gestellt und die nötigen technischen Voraussetzungen geschaffen. Wir erwarten die Liveschaltung des OZG‑Leistungsportals für die hessischen Industrie- und Handelskammern Mitte 2024.
  • Die IHK Darmstadt wird auch weiterhin in der Rheinstraße 89 in Darmstadt ansässig sein. Nach intensiver Prüfung der verschiedenen Optionen wurde ein Neubau an einem alternativen Standort verworfen. Maßgeblich hierfür sind die hohen Kosten und die Tatsache, dass kein geeignetes Grundstück zur Verfügung steht. Für die Immobilie am Standort Rheinstraße erwarten wir 2024 eine Entscheidung über das Ausmaß der Sanierungs‑ bzw. Ertüchtigungsmaßnahmen.
Die Auswirkungen der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten sowie der inländischen Rezession auf die südhessische Wirtschaft spiegeln sich auch im Wirtschaftsplan der IHK Darmstadt explizit wider. Trotzdem erwarten wir sowohl bei den Beiträgen als auch bei den Gebühren das Vorkrisenniveau wieder zu erreichen.

E. Chancen und Risikobericht

Die Chancen der IHK sind in dem von der Vollversammlung beschlossenen Programm für die Legislaturperiode 2019 bis 2024 dargestellt. Vertieft werden die Ziele durch jährliche Arbeitsprogramme, die ebenfalls von dem Gremium verabschiedet werden. Monetäre Risiken, die nicht bereits durch den Wirtschaftsplan oder Versicherungen abgedeckt sind, werden auf der Grundlage des von der IHK-Organisation entwickelten Konzeptes unter Anwendung des bereitstehenden Risiko-Tools ermittelt. Es handelt sich vor allem um Risiken aus der wirtschaftlichen Entwicklung, Klumpenrisiken und IT Risiken. Die Risikoprognose wird der Vollversammlung jährlich vorgelegt. In der im Jahresabschluss enthaltenen Übersicht Finanz  und Geldvermögen sind die Risikovorsorge sowie die weiteren Vorsorgen für Bau, Digitalisierung, Vollversammlungswahlen und Pensionsverpflichtungen dotiert. Durch finanzielle Deckung der Vorsorgebedarfe ist eine solide Finanzlage gegeben, die Handlungsfähigkeit und die sachgerechte Aufgabenerfüllung der IHK Darmstadt sind gesichert.
Auf Gefährdungen, die die täglichen Geschäftsabwicklungen beeinträchtigen könnten, reagiert die IHK Darmstadt mit internen Kontrollmechanismen. Bereits im Jahr 2010 wurde das interne Kontrollsystem um eine Innenrevision erweitert. Die im Jahr 2010 erstmalig erfolgte Erhebung und Bewertung der Risiken anhand des DIHK Risikokompasses wurde 2013 in das vorhandene Controlling-Informationssystem CIS (eCo) integriert. Mittels eines Wiedervorlagekonzeptes ist die regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung der lokalisierten Risiken gewährleistet. Eine Innenrevision durch externe Dienstleister erfolgt seit 2021.
Als wesentliche Risiken sind die Auswirkungen des anhaltenden Ukrainekrieges, der nach wie vor hohen Energiepreise sowie einer Zunahme an Unternehmensinsolvenzen aufgrund der Rezession auf Beiträge, Entgelte und Gebühren sowie den korrespondierenden Aufwendungen zu nennen. Bei den Beiträgen liegt das Risiko für das Geschäftsjahr 2024 in steigenden Stundungen und Zahlungsausfällen sowie in sinkenden Gewerbesteuervorauszahlungen. Durch die großen Unsicherheiten im Hinblick auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung könnten Unternehmen Fortbildungen und Ausbildungen zurückfahren. Damit besteht das Risiko, dass entsprechend weniger Dienstleistungen nachgefragt werden.
Für Betriebe sind die politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen aktuell auf vielfältige Weise angespannt: Der Arbeitskräftemangel, Energiekosten, Lieferkettenbeeinträchtigungen durch die Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten, hohe Bürokratieerfordernisse etc. führen zu Planungsunsicherheiten.
Diese Unsicherheiten wirken sich auch auf die IHK Darmstadt aus. Neben möglichen Auswirkungen auf Beitragseinnahmen besteht das Risiko, dass Betriebe ihr Aus- und Weiterbildungsengagement zurückfahren. Letzteres würde zu einem Rückgang von Einnahmen des Bereichs Aus- und Weiterbildung führen, dem kein äquivalenter Rückgang der Aufwendungen gegenüberstünde.
Ungeachtet der herausfordernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen setzt die IHK Darmstadt ihre Anstrengungen fort, möglichst viele Betriebe für Aus-  und Weiterbildungsaktivitäten zu gewinnen. Die Anzahl abgeschlossener Ausbildungsverträge hat das Vor-Corona-Niveau noch nicht erreicht. Mit Blick auf den sich verschärfenden Fachkräftemangel ist Ausbildung jedoch ein gleichermaßen notwendiges wie sinnvolles Instrument. Zugleich verlangt der Fachkräftemangel einen langen Atem: Die IHK Darmstadt wird 2024 an ihrem Engagement der vorschulischen Berufsorientierung, speziell im Bereich MINT, festhalten. Im Ausbildungsbereich werden mit Betrieben Lösungen für alle Zielgruppen gesucht: Von Teilqualifikationen und Qualifizierungsbausteinen für Quereinsteiger bis hin zu „Fast Lanes“ für besonders leistungsstarke Auszubildende, die ohne zeitlichen Verlust auf das Bachelor-Professional-Niveau gehoben werden können. Außerdem sollen Betriebe speziell auch dabei unterstützt werden, ausländische Fachkräfte zu integrieren. Organisatorisch wird die IHK Darmstadt auch die Digitalisierung des Ausbildungsprozesses vorantreiben, damit Kundenanliegen mit weniger Aufwand erledigt werden können.
Die Digitalisierung ist ein massiver Treiber wirtschaftlichen Wachstums -  sie wird auch die Arbeit in der IHK Darmstadt weiter verändern. So haben neue Formen der Zusammenarbeit, innovative Geschäftsmodelle und ein erhöhtes Maß an Automatisierung von Tätigkeiten Einzug in den Arbeitsalltag gehalten. Dazu kommt, dass die IHK Darmstadt durch gesetzliche Rahmenbedingungen  - insbesondere dem Online-Zugangs-Gesetz -  zu schnellem Handeln bei der Digitalisierung von Kundenprozessen verpflichtet ist.
Als IHK Darmstadt wollen wir die Chancen der Digitalisierung in allen Bereichen unserer Arbeit nutzen, um so die Erwartungen unserer Mitgliedsunternehmen und Partner an eine moderne IHK zu erfüllen. Gemeinsam mit der IHK Organisation werden wir die Digitalisierung unserer Produkte weiter vorantreiben, interne Prozesse neu ausrichten und Führungskräfte und Mitarbeitende mit digitalen Kompetenzen ausstatten. Grundlage dafür ist eine umfassende Erneuerung der IT Landschaft und ¬Struktur. Diese wurde in den letzten Jahren stark vo-rangetrieben und wird uns auch in den nächsten Jahren noch begleiten.
Die Vorsorge für Digitalisierungsmaßnahmen ist in der Übersicht Finanz- und Geldvermögen ersichtlich und beträgt im zum 31.12.2023 rund 522 TEUR.

F. Nachtragsbericht

Über die normale Entwicklung der Geschäftstätigkeit hinaus sind keine Ereignisse nach dem Bilanzstichtag eingetreten, die die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage wesentlich beeinflussen.

Darmstadt, 2. Mai 2024

gez.
Matthias Martiné  
Präsident    

gez.
Robert Lippmann
Hauptgeschäftsführer