IHK Darmstadt

Lagebericht zum Jahresabschluss zum 31.12.2020

A. Geschäfts- und Rahmenbedingungen

I. Wirtschaftsentwicklung in Südhessen 2020

Zum Jahresauftakt zeigte sich die konjunkturelle Entwicklung in Südhessen gespalten. Dienstleister und Baugewerbe präsentierten sich dynamisch, aber die Wirtschaftsleistung derIndustrie lahmte. In der Außenwirtschaft blieb das handelspolitische Klima angespannt. Wenigstens das Brexitchaos lichtete sich im Verlauf des Jahres, so dass die auslandsaktive südhessische Industrie mehr Planungssicherheit bekam.
Ein Paukenschlag war das Auftreten des Coronavirus in ganz Deutschland. Um die Infektionswelle abzubremsen, schränkte der Staat das wirtschaftliche Leben massiv ein: Teile des Einzelhandels, des Gastgewerbes und des Dienstleistungsgewerbes mussten schließen, Lieferketten standen im Feuer und Quarantänemaßnahmen prägten das Bild. In der Folge gaben 71 Prozent der südhessischen Unternehmen an, unter stornierten Aufträgen und einer sinkenden Nachfrage zu leiden.
Investitionsentscheidungen wurden aufgeschoben und das Konsumklima sank auf einen Tiefstand. Noch nie wurde für so viele Beschäftigte Kurzarbeit beantragt. Die behördlichen Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung führten letztlich zu einer Rezession, die mit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 vergleichbar war.
Um den wirtschaftlichen Schock abzufedern, legten Bund und Land ein Soforthilfeprogramm auf. Im Juni folgte ein umfangreiches Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket mit Überbrückungshilfen, einer Mehrwertsteuersenkung für sechs Monate und einem kommunalen Solidarpakt. Zusammen mit zwischenzeitlichen Lockerungen der Maßnahmen
zur Pandemiebekämpfung führte dies zu einer wirtschaftlichen Erholung.
Mit der zweiten Infektionswelle im Herbst und dem erneuten Lockdown im 4. Quartal entpuppte sich der Erholungsprozess jedoch als Strohfeuer. Zu Jahresende zeigte sich die Konjunktur so gespalten wie zu Jahresbeginn, nur unter anderen Vorzeichen. Von guten Geschäften berichteten Industrie und industrienahe Dienstleister, denn das Exportgeschäft mit China und anderen asiatischen Ländern zog an. Auch die Auftragslage in der Industrie sorgte für Optimismus. Gastgewerbe, wichtige Teile des Einzelhandels und die Eventbranche lagen dagegen am Boden. Sie waren von den Maßnahmen der Pandemiebekämpfung am stärksten und längsten betroffen, und die Auszahlung der im 4. Quartal zugesagten Hilfen verlief nur schleppend. Entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung in der 1. Jahreshälfte 2021 wird sein, dass die Politik der Wirtschaft eine Öffnungsperspektive gibt.

II. Strategische Ausrichtung der IHK-Arbeit 

Auch im Geschäftsjahr 2020 orientierte sich die fachliche Schwerpunktsetzung der IHK-Arbeit an einem Katalog bereichsübergreifender „strategischer Kernziele“, den die Vollversammlung zu Beginn der neuen Legislaturperiode (ab April 2019) am 17. September 2019 beschlossen hat und der jährlich verdichtet wird.
Gemeinsames Kennzeichen der strategischen IHK-Kernziele ist deren nachhaltige Ausrichtung und Verfolgung im Interesse der regionalen Wirtschaft und der IHKWeiterentwicklung. Die strategischen Kernziele 2020 basieren wie in den letzten Jahren auf vier thematischen Kernzielen:
  • Fachkräfte: Fachkräftepotential erschließen
  • Standort: Standortbedingungen verbessern
  • Unterstützung: (kleine Unternehmen) unterstützen
  • Vernetzung: Unternehmer vernetzen und politische Zusammenarbeit verbessern
  • Verantwortung: Wandel des unternehmerischen Selbstverständnisses mitgestalten
Im Wesentlichen konzentrierte sich die IHK-Arbeit in 2020 auf folgende inhaltliche Themenfelder vor dem Hintergrund der Gesamtzielsetzung:

1) Fachkräftepotential erschließen

Der Fachkräftemangel bleibt auch in der Corona-Pandemie ein Thema in der südhessischen Wirtschaft. Über 50 Prozent der der Unternehmen rechneten im Jahr 2020 mit Engpässen. Mit rund 3.000 neuen Ausbildungsverträgen wurden im Zeitraum vom Oktober 2019 bis September 2020 im Bezirk der IHK Darmstadt ca. 450 bzw. 15,4 Prozent weniger Ausbildungsverhältnisse begonnen als im Jahr zuvor.
Die Fachkräftekrise hat sich Corona-bedingt noch einmal zugespitzt: Da die Berufliche Orientierung an den Schulen nur sehr eingeschränkt stattfinden konnte, haben viele Unternehmen Probleme, offene Ausbildungsstellen zu besetzen.
Unsere Hauptanstrengungen lagen 2020 daher in der Unterstützung von Schulen und Unternehmen, Alternativen für ausgefallene Betriebspraktika und andere Maßnahmen der Beruflichen Orientierung zu entwickeln. Beispielhaft seien hier virtuelle Betriebsrundgänge und virtuelle Einsätze von Ausbildungs- und Karrierebotschaftern genannt. Als lange einziger Anbieter von Lehrkräftefortbildungen zur Beruflichen Orientierung unter Corona-Bedingungen haben wir zahlreiche Lehrkräfte in Onlineveranstaltungen geschult. Das Azubi Speed Dating wurde trotz Corona-Einschränkungen als Open Air Veranstaltung durchgeführt.
Neu installiert haben wir ein Beratungsangebot für Eltern. Angesprochen werden Eltern mit Kindern aller Klassenstufen, die Unterstützung bei der Berufswahl wünschen. Neben der individuellen Beratung bieten wir in Online-Elternveranstaltungen Wissen zum Thema Berufswahl.
Unsere Ausbildungsbetriebe haben wir durch Beratung, unser Ausbilder-Praxis-Netzwerk und Online-Veranstaltungen dabei unterstützt, auch unter den schwierigen Bedingungen gut auszubilden und theoretische und praktische Inhalte so weit wie möglich zu vermitteln. In Kooperation mit Berufsschulen und Unternehmen haben wir Lösungen erarbeitet, wie
fehlende Ausbildungsinhalte in ergänzenden Online-Veranstaltungen geschult werden können.
Die Prüfungen in Aus- und Weiterbildung stellten unter Corona-Bedingungen eine besondere Herausforderung dar. Trotz Verschiebungen der Frühjahrs- und Sommerprüfungen konnten rund 6.000 Prüfungen in Aus- und Weiterbildung unter strengen Hygienemaßnahmen erfolgreich durchgeführt werden.
Die berufliche Weiterbildung hat ebenfalls einen starken Digitalisierungsimpuls erhalten. Der Unterricht wurde zum überwiegenden Teil in das virtuelle Klassenzimmer verlegt und die Dozenten entsprechend geschult. Auch nach der Corona-Pandemie planen wir einen Teil der 2020 entwickelten Online-Formate und -Angebote rund um die Fachkräftesicherung beizubehalten.
Das MINT-Zentrum in Michelstadt konnte im Juni 2020 seine Arbeit aufnehmen und ist derzeit ausgelastet. Weitere Schülerinnen und Schüler können erst nach der Aufhebung der Corona-Beschränkungen zugelassen werden.

2) Standort Darmstadt Rhein Main Neckar entwickeln

2.1 Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Darmstadt: Das „Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Darmstadt“ leistet seit 2017 hervorragende Arbeit und trägt wesentlich dazu bei, unsere Region auch für weitere Zukunftsthemen im Bundesvergleich gut aufzustellen. Die Laufzeit des Zentrums wird bis Herbst 2021 verlängert, eine Folgeförderung steht in Aussicht.
2.2. Kompetenzzentrum für Arbeit und künstliche Intelligenz: im Herbst 2020 ist das vom Bundesforschungsministerium mit 10,75 Millionen Euro geförderte „Kompetenzzentrum für Arbeit und künstliche Intelligenz im Rhein-Main-Gebiet“ gestartet. Unter der Koordination der Technischen Universität Darmstadt (TUD) sind elf Forschungspartner der TUD und der Hochschule Darmstadt sowie acht Unternehmen, die IHK Darmstadt und weitere assoziierte Partner beteiligt. Im Projekt werden unter anderem neue Potenziale für menschenzentrierte KI-Anwendung und deren Geschäftsmodelle erschlossen, neue Ansätze der kooperativen KI entwickelt, mit denen Anwender die KI transparenter und einfacher nutzen können, sowie neue Methoden zur Bewertung der Arbeit in KI-gestützten Arbeitssystemen entwickelt. Die gewonnenen Erkenntnisse werden in Pilotprojekten mit den schwerpunktmäßig aus dem Produktionsbereich stammenden Partnerunternehmen validiert. Alle Projektergebnisse werden noch während der Projektlaufzeit der regionalen Arbeitswelt und der Hochschulausbildung durch verschiedenste Informations- und Transferformate zugänglich gemacht.
2.3 Heimatshoppen: unter dem Motto „Heimat shoppen: Mach deinen Ort lebendig!“ haben wir unsere Aktivitäten während der Corona-Pandemie noch einmal verstärkt. Wie wichtig der lokale Einzelhandel, aber auch die Gastronomie und Dienstleistungsunternehmen für attraktive und lebenswerte Innenstädte sind, wurde dieses Jahr durch den Lockdown besonders deutlich. Um ein Zeichen für den Handel und lebendige Stadtzentren zu setzen, beteiligten sich im IHK-Bezirk erneut rund 25 Städte und Gemeinden an der von den Industrie- und Handelskammern (IHKs) initiierten Kampagne „Heimat shoppen“.

3) Vernetzung der Region vorantreiben

Vernetzung der Region vorantreiben IHK-Netzwerke: Trotz Corona fanden in den
Netzwerken Austauschformate statt.

4) IHK Darmstadt als Partner und Problemlöser für kleinere Unternehmen

Seit die Corona-Krise die Wirtschaft mit voller Wucht erfasst hat, standen die Telefone nicht mehr still. Rund 35.000 Anfragen im Zeitraum März bis Juli von Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistung gingen im letzten Jahr im Schnitt bei der IHK Darmstadt. Gut 25 Kollegen aus allen Bereichen – Juristen, die zu Recht und
Betriebswirtschaft beraten, Branchenexperten aus Handel, Gastgewerbe und Logistik, Fachleute für Zoll und Außenhandel sowie Ausbildungsberater – waren im Einsatz. Eines der
Top-Themen in 2020: die Corona-Soforthilfen.
Allein die IHK Darmstadt hat für die WI-Bank über 1.300 Anträge für die Mikroliquiditätshilfe entgegengenommen und damit dafür gesorgt, dass über 42 Millionen Euro in die Region
geflossen sind.
Auch die Themen Kurzarbeit, branchenspezifische Fragestellungen wegen der angeordneten Betriebsschließungen sowie Auskünfte rund um den Import von Schutzausrüstung oder den grenzüberschreitenden Personenverkehr waren in 2020 besonders aktuell.
Nachdem es den Unternehmen in den ersten Tagen der Krise vor allem um akute Themen ging – Darf ich mein Geschäft noch öffnen? Muss ich einen Betrieb wegen eines Corona-Falls schließen? – gingen die Beratungen Ende 2020 in Unmutsäußerungen über die bürokratischen und schleppenden Verfahren der finanziellen Hilfsmaßnahmen über.
Vor allem unsere beratenden Mitarbeiter haben während der Coronapandemie eine bis dahin noch nie da gewesene Herausforderung erlebt: sich selbst in einer herausfordernden
Situation zu erleben und nicht zu wissen, wie die Krise verlaufen wird, aber dennoch Sicherheit zu vermitteln.
Aus vielen positiven Rückmeldungen aus der Unternehmerschaft entstand in der Belegschaft ein starkes Gefühl der Wirksamkeit und Solidarität.

5) Verantwortung

In einer dynamischen, immer komplexer werdenden Welt mit wachsenden technologischen, ökologischen und sozialen Herausforderungen verändert sich auch die Erwartungshaltung daran, welche Rolle Unternehmertum innerhalb der Gesellschaft einnehmen sollte. Wir wollen die öffentliche Diskussion darüber stärker mitgestalten. Dazu haben wir 2020 das „Leitbild für verantwortungsbewusste, vertrauenswürdige Geschäftsleute“ entwickelt. Es definiert auf Basis der historisch gewachsenen Grundsätze des „Ehrbaren Kaufmanns“, was verantwortungsvolle Teilhabe am Wirtschaftsleben ausmacht. Darüber hinaus wurde ein Aktionsplan für 2021 erarbeitet: Verschiedene Projekte – Dialogformate, Leitfäden und mehr – sollen in den Fokus rücken, unter welchen Rahmenbedingungen Unternehmen bestmöglich ihr Potenzial als Problemlöser für gesellschaftliche Herausforderungen entwickeln können und welchen Wert Unternehmertum für eine Gesellschaft hat.

6) Digitalisierung

Neben den ausdrücklich formulierten Kernzielen haben wir im Berichtsjahr unsere Digitalisierungsstrategie konsequent fortgesetzt. Es wurden Maßnahmen zur umfassenden Erneuerung der IT-Landschaft und -Struktur ergriffen sowie die Prozessoptimierung durch geschäftsprozessunterstützende Systeme und digitale Kundenangebote forciert. Ziel der Digitalisierungsstrategie ist es, die Erwartungen externer Kunden an den Zugang zur IHK sowie die gesetzlichen Rahmenbedingungen – insbesondere das E-Government-Gesetz – zu erfüllen.

III. Geschäftsverlauf

Im Geschäftsjahr 2020 sind die Betriebserträge mit 19,8 Mio. EUR um rund 730 TEUR (minus 3,6%) schlechter als geplant ausgefallen. Gleichzeitig fiel der Betriebsaufwand mit rund
19,7 Mio. EUR um 776 TEUR (minus 3,8%) niedriger als geplant aus. Insgesamt ergab sich ein Betriebsergebnis von rund 47 TEUR. Das Finanzergebnis lag mit minus 1,82 Mio. EUR um
129 TEUR schlechter als der Planwert.
Das Jahresergebnis wird mit minus 1,8 Mio. EUR ausgewiesen.

B. Vermögens- Finanz- und Ertragslage

I. Vermögenslage

Das Bilanzvolumen der IHK Darmstadt hat sich gegenüber dem 31. Dezember 2019 um rund 310 TEUR auf 38,5 Mio. EUR reduziert.
Die Entwicklung der Aktivseite war im Wesentlichen durch die Erhöhung des Anlagevermögens um 217 TEUR und der Vorräte um 219 TEUR gekennzeichnet. Gegenläufig verringerten sich die flüssigen Mittel um 701 TEUR und die Rechnungsabgrenzungsposten um 11 TEUR.
Die Zunahme der Finanzanlagen im Vorjahresvergleich um 558 TEUR war im Wesentlichen durch einen Anstieg bei den sonstigen Ausleihungen (plus 543 TEUR Kapitaleinzahlung an Hessen Kapital I GmbH) bedingt.
Die Passivseite war im Wesentlichen durch die Abnahme des Sonstigen Eigenkapitals um 1,8 Mio. EUR und einer Zunahme der Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen um 2,1 Mio. EUR geprägt. Gegenläufig verringerten sich die übrigen Verbindlichkeiten um 252 TEUR.
Der Anstieg der Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen um 2 Mio. EUR ist zum einen durch einen im Vorjahresvergleich niedrigeren Rechnungszinssatz für die Ermittlung der Pensionsrückstellungen bedingt, zum anderen durch einen einmaligen Sondereffekt durch Neubewertung versicherungsmathematischer Parameter.
Die Zuschüsse von Bund und Land für die Modernisierung des Maschinenparks in den Bildungszentren Erbach und Heppenheim wurden als Sonderposten mit 218 TEUR (VJ 251 TEUR) passiviert.

II. Finanzlage

Im abgelaufenen Geschäftsjahr lag der Cashflow aus der laufenden Tätigkeit bei minus 43 TEUR.
Der Cashflow aus der Investitionstätigkeit betrug minus 658 TEUR und spiegelt vor allem Investitionen in das Finanzanlagevermögen.
Der Finanzmittelbestand war am Ende des Geschäftsjahres mit rund 8,5 Mio. EUR um 701 TEUR niedriger als 2019.

III. Ertragslage

 Die Ertragslage ist erheblich durch die Beiträge geprägt. Sie tragen mit annähernd 65% zu den Betriebserträgen bei. Bei dem Beitragsaufkommen in Höhe von 12,8 Mio. EUR entfallen 7,5 Mio. EUR (59%) auf Umlagen rund 5,3 Mio. EUR (41%) auf Grundbeiträge.
Gegenüber dem Vorjahr haben sich die Beiträge (vor allem die Umlagen) um rund 489 TEUR reduziert (minus 3,7%). Die IHK hat nach Rücksprache mit einigen großen Beitragszahlern deren vorläufige Veranlagung 2020 coronabedingt um insgesamt knapp 1 Mio. EUR nach unten korrigiert, gleichzeitig kam es 2020 zu einer Nachveranlagung (einmaliger Sondereffekt) eines großen Unternehmen in Höhe von plus 500 TEUR.
Die Gebühren, die die IHK Darmstadt für hoheitliche Tätigkeiten erhebt, tragen mit 3,4 Mio. EUR zu den Erträgen bei. Allein 66% (rund 2,3 Mio. €) entfallen auf die Betreuungsund Prüfungsgebühren der Berufsausbildung.
Die sonstigen Gebühren setzen sich aus den Prüfungs- und Unterrichtungsgebühren der Sach- und Fachkunde, den Beglaubigungen von Außenhandelsdokumenten sowie Mahngebühren zusammen.
Entgelte und sonstige betriebliche Erträge machen mit rund 3,3 Mio. EUR rund 17% des Gesamtaufkommens der IHK Darmstadt aus. Die Erträge aus Entgelten - überwiegend aus Lehrgängen, Seminaren und Veranstaltungen - haben daran einen Anteil von 2,4 Mio. EUR.
Beim Betriebsaufwand bilden der Personalaufwand (10,6 Mio. EUR) und die sonstigen betrieblichen Aufwendungen (rund 6,3 Mio. EUR) die größten Posten. Von dem Personalaufwand entfallen auf Gehälter (einschl. Aushilfen, Altersteilzeit, Veränderung der Personalrückstellungen) rund 7,8 Mio. EUR. Wesentlich für den Anstieg des Personalaufwands um rund 1 Mio. € sind die Veränderungen der Rückstellungen für Pensionen, resultierend zum einen durch einen im Vorjahresvergleich niedrigeren Rechnungszinssatz für die Ermittlung der Pensionsrückstellungen, zum anderen durch einen einmaligen Sondereffekt durch Neubewertung versicherungsmathematischer Parameter. Für die Veränderungen der Pensionsverpflichtungen waren im Berichtsjahr 1,5 TEUR beim Personalaufwand und im Finanzergebnis 2 Mio. EUR für die Aufzinsung aufzubringen.
Aufgrund der momentanen Prognosen zum HGB-Rechnungszinssatz (§ 253 Abs. 2 HGB) – weitere Absenkungen – ist auch in den kommenden Jahren mit weiterem Zuführungsbedarf zu den Pensionsrückstellungen zu rechnen.
Im Geschäftsjahr 2020 waren am 31. Dezember 134 Mitarbeiter (inkl. Auszubildende) beschäftigt, dies entspricht einer Personalkapazität von 115,4 Vollzeitäquivalenten.
Beim Materialaufwand von 2,3 Mio. EUR entfielen 436 TEUR auf Materialeinsatz und rund 1,9 Mio. EUR auf sogenannte bezogene Leistungen (vor allem Dozentenhonorare und Prüferentschädigungen). Unter Materialaufwand sind alle nach außen gerichteten betrieblichen Leistungen und Produkte zu verstehen, unabhängig davon, ob eine Gebühr oder ein Entgelt erhoben wird.
Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen betrugen 6,3 Mio. EUR.
Das Finanzergebnis schließt im Geschäftsjahr 2020 mit einem Verlust von 1,8 Mio. EUR ab.
Das Jahresergebnis beträgt -1.803 T€. Der Ausgleich erfolgt unter Berücksichtigung des Ergebnisvortrages (1.079 T€) durch Abnahme des Sonstigen Eigenkapitals (724 T€).
Die Zusammensetzung des Finanz- und Geldvermögens und der dem gegenüberstehenden Vorsorge sind in der Übersicht "Finanz- und Geldvermögen" dargestellt. Durch finanzielle Deckung der Vorsorgebedarfe ist eine solide Finanzlage gegeben, die Handlungsfähigkeit und die sachgerechte Aufgabenerfüllung der IHK Darmstadt sind gesichert. Zur Dotierung der Risikovorsorge nutzt die IHK Darmstadt ein bundesweit in der IHK-Organisation
abgestimmtes IT-gestütztes Modell auf Basis dessen entsprechende Prognoseberechnungen angestellt werden. Eine solche Risikoprognose hat die Geschäftsführung zuletzt am 1. Dezember 2020 der Vollversammlung vorgelegt.

IV. Investitionen

Die IHK Darmstadt hat im Geschäftsjahr 2020 insgesamt 97 TEUR in das immaterielle
Vermögen und in Sachanlagen investiert.
Des Weiteren wurden 561 TEUR für Investitionen in das Finanzanlagevermögen aufgewendet.

C. Personalbericht

Zum Jahresende beschäftigte die Industrie- und Handelskammer Darmstadt Rhein Main Neckar (IHK Darmstadt) 134 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Kernpersonal. Dies entspricht 115,4 Vollzeitäquivalenten (VZÄ), die sich aufteilen in: 1 VZÄ Hauptgeschäftsführer (±0), 4,6 VZÄ Geschäftsbereichsleiter (-1,2), 109,8 VZÄ Angestellte (-7,3).
Von den 134 Beschäftigten arbeiten 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem Teilzeitarbeitsverhältnis. Dieser Anteil entspricht einer Quote von 33,6% und ist damit im Vergleich zum Vorjahr gestiegen (+1,2%). Der Frauenanteil insgesamt stieg zuletzt um 2,5% auf 70,1% an.
Wir setzen auf hervorragend qualifizierte und engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für unsere Tätigkeit als Mittler zwischen Staat und Wirtschaft. Deshalb zielt unsere Personalarbeit auch darauf, die Attraktivität der IHK als Arbeitgeber intern und extern kontinuierlich zu verbessern.
Durch die gegenüber dem Vorjahr geringere Fluktuation ist die Anzahl der veröffentlichten Stellenangebote in 2020 um 36% (von 28 auf 18) gesunken. Die Anzahl der durchschnittlichen Bewerbungen pro Stellenausschreibung ist im gleichen Zeitraum um 21,8% auf 32,3 Bewerbungen je Stellenausschreibung gestiegen. Uns zeigt das, dass wir unsere Arbeitgeberattraktivität weiter steigern konnten und auch im letzten Jahr für potentielle Bewerber interessant waren.
Als familienfreundliche IHK unterstützen wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei, Familie und Beruf in Einklang zu bringen. Von den Angeboten können Frauen genauso wie Männer, Mitarbeiter genauso wie Fachkräfte profitieren. Zu den unterstützenden Rahmenbedingungen gehören z. B. flexible Arbeitszeiten, unterschiedliche Teilzeitmodelle sowie die Möglichkeit, mobil zu arbeiten. Seit 2019 gilt das Modell der Arbeit in Vertrauensarbeitszeit für alle Mitarbeiter/innen der IHK Darmstadt. Ausgenommen von dieser Regel sind sämtliche Auszubildenden und Werkstudentinnen/Werkstudenten.
Seit März 2020 arbeiten aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Hygiene- und Abstandsregeln viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mobil, um die Kontakte am Arbeitsplatz auf ein Minimum zu reduzieren. Sämtliche notwendigen organisatorischen und technischen Voraussetzungen, um mobile Arbeit während und nach der Pandemie als festen Bestandteil in den Arbeitsalltag bei der IHK Darmstadt zu integrieren, wurden in 2020 geschaffen.
Zur langfristigen Sicherung des Fachkräftebedarfs setzt die IHK auf Aus- und Weiterbildung. Die IHK bildet im Ausbildungsberuf „Kaufleute für Büromanagement (m/w/d)“ aus. Auch im Jahr 2020 haben zwei Auszubildende diese Ausbildung in unserem Hause begonnen. Darüber hinaus beschäftigen wir regelmäßig Volontäre sowie Rechtsreferendare im Rahmen ihrer Verwaltungs- und Wahlstationen.
Ein zentrales Schlüsselelement für einen nachhaltigen Erfolg bildet zudem die Entwicklung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter; sowohl in den Bereichen der Fach- und Führungskompetenz als auch in der persönlichen Kompetenz. Die Weiterqualifizierung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sichern wir weitgehend durch unsere DIHKGesellschaft für berufliche Bildung und durch unsere eigene Weiterbildungsabteilung.

D. Prognosebericht

Der Geschäftsverlauf steht unter dem Vorbehalt des weiteren Verlaufs der Coronakrise. Die IHK Darmstadt wird, wie alle anderen Kammern, in dieser Krise intensiv von ihren Mitgliedern in Anspruch genommen. Lehrgänge und Prüfungen finden unter strengen Hygienevorschriften als Online- oder Präsenzveranstaltungen wieder satt. Aufgrund der bereits zu Jahresbeginn durchgeführten ersten Beitragsveranlagung ist zumindest die Liquidität gesichert. Die Ertragsentwicklung stellt aber auch in 2021 ein beachtliches Risiko dar. In welcher Höhe Beiträge im weiteren Verlauf des Jahres gestundet oder erstattet werden müssen oder Beitragsforderungen ausfallen können, ist noch nicht absehbar. Ähnliches gilt für die Erträge aus Gebühren in der Beruflichen Bildung und aus Entgelten aus Seminaren.
Bezüglich weiterer Einzelheiten wird auf die von der Vollversammlung beschlossene Wirtschaftsplanung Bezug genommen.

Digitalisierung

Die Digitalisierung ist ein massiver Treiber wirtschaftlichen Wachstums – sie wird auch die Arbeit in der IHK Darmstadt völlig neu gestalten. Schon jetzt sehen wir neue Formen der Zusammenarbeit, noch nicht da gewesene Geschäftsmodelle und ein erhöhtes Maß an Automatisierung von Tätigkeiten. Dazu kommt, dass wir durch gesetzliche Rahmenbedingungen – insbesondere dem Online-Zugangs-Gesetz – zu schnellem Handeln bei der Digitalisierung von Kundenprozessen verpflichtet sind.
Als IHK Darmstadt wollen wir die Chancen der Digitalisierung in allen Bereichen unserer Arbeit nutzen, um so die Erwartungen unserer Mitgliedsunternehmen und Partner an eine moderne IHK zu erfüllen. Gemeinsam mit der IHK-Organisation werden wir die Digitalisierung unserer Produkte weiter vorantreiben, interne Prozesse neu ausrichten und unsere Führungskräfte und Mitarbeiter mit digitalen Kompetenzen ausstatten.
Grundlage dafür ist eine umfassende Erneuerung der IT-Landschaft und -Struktur. Diese wurde in den letzten Jahren stark vorangetrieben und wird uns auch in den nächsten Jahren noch begleiten.
Die Vorsorge für Digitalisierungsmaßnahmen ist in der Übersicht Finanz- und Geldvermögen ersichtlich und beträgt im Geschäftsjahr 2020 rund 1,4 Mio. EUR.

E. Chancen und Risikobericht

Die Chancen für die IHK und den Wirtschaftsstandort Südhessen werden im Rahmen der strategischen Planung mit konkreten Maßnahmen der Geschäftsführung unterfüttert. Für das Jahr 2020 wurden u.a. die oben genannten Schwerpunkte (s. II, S. 2 ff) definiert.
Alle strategischen Ziele können der website der IHK Darmstadt (Dok.Nr Nr. 4413426) entnommen werden.
Risiken, die nicht bereits durch den Wirtschaftsplan oder Versicherungen abgedeckt sind, werden auf der Grundlage des von der IHK-Organisation entwickelten Konzeptes unter Anwendung des bereitstehenden Risiko-Tools ermittelt. Es handelt sich vor allem um Risiken aus der wirtschaftlichen Entwicklung, Klumpenrisiken und IT-Risiken. Die Risikoprognose wird der Vollversammlung jährlich vorgelegt. In der im Jahresabschluss enthaltenen Übersicht Finanz- und Geldvermögen sind die Risikovorsorge sowie die weiteren Vorsorgen für Instandhaltung, Digitalisierung, Vollversammlungswahlen und Pensionsverpflichtungen dotiert. Durch finanzielle Deckung der Vorsorgebedarfe ist eine solide Finanzlage gegeben, die Handlungsfähigkeit und die sachgerechte Aufgabenerfüllung der IHK Darmstadt sind
sichert.
Auf Gefährdungen, die die täglichen Geschäftsabwicklungen beeinträchtigen könnten, reagiert die IHK Darmstadt mit internen Kontrollmechanismen. Die im Jahr 2010 erstmalig erfolgte Erhebung und Bewertung der Risiken anhand des DIHK-Risikokompasses wurde 2013 in das vorhandene Controlling-Informationssystem CIS (eCo) integriert. Mittels eines Wiedervorlagekonzeptes ist die regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung der lokalisierten Risiken gewährleistet. Eine Innenrevision durch externe Dienstleister wird ab 2021 regelmäßig erfolgen.

F. Nachtragsbericht

Es haben sich keine wesentlichen Ereignisse nach dem Bilanzstichtag ereignet, die über die normale Geschäftstätigkeit hinausgehen.
Darmstadt, 11. Mai 2021
gez.
Matthias Martiné
Präsident       
gez.
Dr. Uwe Vetterlein
Hauptgeschäftsführer