Editorial

Wir packen es an: Mit Mut, Kraft und Zuversicht

Konjunkturkrise, Bürokratielast und Fachkräftemangel: 2023 war ein herausforderndes Jahr. In ihrem Rück- und Ausblick zeigen IHK-Präsident Matthias Martiné und Hauptgeschäftsführer Robert Lippmann, dass es trotzdem Grund für einen optimistischen Blick auf die Zukunft gibt.
Hätten wir nicht alle erleichtert aufatmen müssen? Nach den vergangenen Jahren, die erst von der Corona-Pandemie mit massiv gestörten Lieferketten und dann vom Ukraine-Krieg mit drastischen Energieengpässen geprägt waren, sollte es doch 2023 wieder aufwärts gehen. Doch obwohl die herausfordernden Krisen gut gemeistert, breite Hilfen für Bevölkerung und Unternehmen aufgelegt wurden, stagnierte die Wirtschaft. Die Bürokratie bleibt überbordend, die Energiepreise waren im weltweiten Vergleich deutlich zu hoch, der Fachkräftemangel ist längst kein Szenario mehr, sondern real in den Unternehmen angekommen. Deutschland und damit auch der Standort Südhessen haben an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt.
Die Konjunkturdaten verheißen bislang keinen Aufschwung, und die Innovationskraft, das zeigt eine Studie zum Ende des Jahres, lässt deutlich nach. Dabei sind die Rahmenbedingungen nicht schlecht, gerade Südhessen hat eine starke industrielle Basis, die Grundlage für unseren Wohlstand. Wir sind zudem eine vitale Gründerregion, was auch die erneute Besetzung des Siegertreppchens beim Hessischen Gründerpreis belegt.
Doch es fehlt das Gefühl von Aufbruch, von einer Politik, die nicht nur vom Bürokratieabbau redet, sondern ihn schnell und effizient umsetzt. Ein Ermüdungsbruch?
Eine IHK ist hier gefordert, unermüdlich dranzubleiben an den politischen Vertreterinnen und Vertretern, um für eine schlanke Bürokratie und bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu streiten. So war 2023 dann auch geprägt von zahlreichen Gesprächen mit Mandatsträgern aus Kommunen, Land, Bund und EU. Der Wahlkampf der hessischen Parteien ließ erkennen, dass vieles in den Parteiprogrammen angekommen ist, was die Wirtschaft braucht und die IHK Darmstadt seit Jahren fordert. Auch der 2024 vorgestellte Koalitionsvertrag der neuen hessischen Landesregierung zeigt, dass das beharrliche Eintreten für die Interessen unserer Mitgliedsunternehmen Früchte trägt.
Für das Thema Fachkräftemangel gibt es zahlreiche Lösungsansätze. Zuerst wollen wir die eigenen Potenziale nutzen und die duale Ausbildung noch mehr in den Fokus nehmen. Denn hier entstehen Karrieren, hier entwickeln sich die Fachkräfte von morgen. Daher haben sich alle Industrie- und Handelskammern auf eine gemeinsame bundesweite Ausbildungskampagne verständigt, die nicht nur aufmerksamsstark ist, sondern auch das Selbstwertgefühl von jungen Menschen anspricht. Ebenso gehört das Werben um ausländische Fachkräfte zu den immer wichtiger werdenden Notwendigkeiten, auch hier wünscht sich die IHK Darmstadt, dass zunächst die naheliegenden Potenziale ausgeschöpft werden und die Gruppe der Flüchtlinge und Asylbewerber als Fachkräfte von morgen in den Blick genommen werden. Konkrete Vorschläge, wie das gehen kann, haben wir in der Diskussion.
Und dann haben wir uns mit dem großen Thema „Zukunft“ beschäftigt. Denn unsere Wirtschaft ist mitten in der Transformation. Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, volatile Lieferketten, neue Formen von Protektionismus, Fachkräftemangel, Dekarbonisierung – die Liste der Herausforderungen ist lang. Besonders kleine und mittlere Unternehmen fahren hier auf Sicht; oftmals fehlen die Kapazitäten sich neben dem Alltagsgeschäft mit den größeren Zukunftsfragen systematisch auseinanderzusetzen. Hier setzt unsere Initiative „Wirtschaft 2040 | Südhessen denkt voran“ an. 2023 haben wir genutzt für eine umfassende Analysephase, um die Bedarfe unserer Unternehmen herauszufiltrieren. Das Destillat der Umfrageergebnisse, Standortstudien und Stakeholderbefragungen fließt ein in die Strategie der neuen Vollversammlung, die Anfang 2024 gewählt worden ist. Und dann packen wir es an. Mit Mut, Kraft und Zuversicht.
- IHK-Präsident Matthias Martiné und IHK-Hauptgeschäftsführer Robert Lippmann