Was Südhessens Fachkräftenachwuchs von der Region erwartet
Den wichtigsten Faktor für einen attraktiven Arbeitgeber sehen Südhessens Studierende und Auszubildende in einem positiven Betriebsklima. Während die Studierenden im Vergleich mehr Wert auf ein hohes Gehalt und die Möglichkeit für Homeoffice legen, sind den Auszubildenden gute Karriere- und Aufstiegschancen wichtiger. Das sind die Kernaussagen zweier Befragungen, die die IHK Darmstadt zu den beruflichen Perspektiven und den wichtigsten Standortfaktoren in der Region vorgenommen hat.
Text: Dr. Benedikt Porzelt, März 2024
An den Umfragen im Rahmen des Zukunftsprojekts »Wirtschaft 2040 | Südhessen denkt voran« beteiligten sich 659 Auszubildende und 653 Studierende. Der Vergleich der Ergebnisse zeigt einige Unterschiede beim Blick in die Zukunft zwischen den zwei Zielgruppen, aber auch viele Gemeinsamkeiten. So ist beiden Gruppen nicht nur ein positives Betriebsklima wichtig; es ähneln sich auch die Erwartungen an eine ansprechende Region. Zu den Topkriterien, die jeweils für über 60 Prozent der Befragten entscheidend sind, zählen: bezahlbarer Wohnraum, attraktive Arbeitgeber, Nähe zu Freunden und Familie, kurze Pendelwege und eine gut ausgebaute Infrastruktur im Bereich öffentlicher Personennahverkehr und Internet (Ergebnisse im Detail siehe Grafiken).
Bei der Beurteilung der Ausgangslage in Südhessen liegen Wunsch und Wirklichkeit allerdings teilweise weit auseinander. Vor allem bezahlbarer Wohnraum wird schmerzlich vermisst: Jeweils drei Viertel der Studierenden und Auszubildenden bewerten die aktuelle Situation in Südhessen negativ. Ein Großteil der Auszubildenden sieht zudem die Infrastruktur im Bereich Nahverkehr und Internet als mangelhaft an. Lediglich 39 Prozent stellen Südhessen in dieser Kategorie ein gutes Zeugnis aus. Einen zuverlässigen Nahverkehr und moderne Mobilitätskonzepte vermissen auch viele Studierende: Nur 26 Prozent sehen unsere Region hier gut aufgestellt. Dagegen fällt die Beurteilung der Pendelwege durchwachsen aus: Knapp 40 Prozent der Studierenden schätzen die aktuelle Lage in Südhessen als gut ein, bei den Auszubildenden fällt die Beurteilung mit 48 Prozent etwas besser aus.
© Umfrage der IHK Darmstadt, 2023
© Umfrage der IHK Darmstadt, 2023
Als eine Stärke Südhessens sehen die Studierenden die Verfügbarkeit von innovativen Forschungs- und Arbeitsbereichen (64 Prozent), die gute Erreichbarkeit von Erholungsgebieten und Natur (65 Prozent) sowie die attraktiven Arbeitgeber in der Region (66 Prozent). Erstaunlicherweise zeichnet sich Südhessen aber nur für knapp die Hälfte der Auszubildenden (49 Prozent) durch attraktive Arbeitgeber aus. Entscheidend für die Fachkräftesicherung hiesiger Unternehmen ist, dass möglichst viele der jungen Nachwuchstalente nach ihrer Ausbildung oder ihrem Studium in der Region bleiben. Eine Mehrheit der Befragten kann sich dies auch grundsätzlich vorstellen (jeweils 54 Prozent). Nur 14 Prozent der Studierenden und elf Prozent der Auszubildenden wollen die Region nach ihrem Abschluss definitiv verlassen. Die übrigen Befragten sind noch unentschlossen.
Insgesamt liefern die Befragungen ein positives Fazit: Südhessen ist eine attraktive Region für die Fachkräfte von morgen. So kann sich ein Großteil der Befragten auch einen langfristigen Verbleib in der Region vorstellen. Allerdings rücken die Antworten der Auszubildenden und Studierenden auch einiges an Verbesserungspotenzial in den Fokus. So müssen die vielfältigen Herausforderungen in den Bereichen Wohnraum, Mobilität und digitale Infrastruktur dringend angegangen werden, damit unsere Region auch in Zukunft interessant für junge Fachkräfte bleibt. Zudem liefern die Befragungen die Erkenntnis, dass die Fachkräfte von morgen noch besser über die vielfältigen Karriereperspektiven in der Region informiert werden sollten.
Die detaillierten Auswertungen der Online-Befragungen unter südhessischen Auszubildenden und Studierenden mit konkreten Handlungsempfehlungen und weitere Informationen zum Zukunftsprojekt »Wirtschaft 2040 | Südhessen denkt voran« finden Sie unter www.wirtschaft2040.de
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Matthias Voigt
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