Alle fünf Jahre befragt die DIHK Absolvent*innen von Weiterbildungen. An der aktuellen Umfrage nahmen bundesweit rund 20.000 von ihnen teil. Die Ergebnisse lassen sich auf Südhessen runterbrechen: Für die meisten Teilnehmer*innen, die beispielsweise mit einem Betriebswirt, Fachwirt oder Meister abgeschlossen haben, führt die Weiterbildung zu mehr Gehalt und einem beruflichen Aufstieg. Bei Unternehmen rückt das Thema Weiterbildung zunehmend in den Fokus. Nicht zuletzt wegen des sich verschärfenden Fachkräftemangels.
Autor: Patrick Körber, November 2023
Frage: „Falls eine finanzielle Verbesserung eingetreten ist, in welchem Umfang hat sich Ihr Brutto-Monatsgehalt erhöht?”
Erwartung und Ergebnis passen perfekt zusammen. Das zeigt die aktuelle DIHK-Studie „Erfolgsfaktor Weiterbildung“. Auf die Frage, warum sie sich für eine Weiterbildung entschieden haben, antworteten 84 Prozent der Befragten aus Südhessen, dass es ihr Ziel gewesen sei, beruflich aufzusteigen. Fast genauso groß war die Motivation, mehr zu verdienen. Das war 78 Prozent der Befragten wichtig. Diese Ziele erfüllten sich dann auch bei zwei Dritteln der Umfrageteilnehmer*innen. So gaben 67 Prozent an, mittlerweile eine höhere Position im Unternehmen bzw. einen größeren Verantwortungsbereich übernommen zu haben. Und 65 Prozent konnten sich finanziell verbessern. Die Gehaltssteigerung ist dann auch deutlich. Bei zwei von drei Befragten, die sich verbessern konnten, lag die Steigerung bei mindesten 500 Euro brutto mehr pro Monat. Jede*r Dritte erhält nach der Weiterbildung sogar über 1.000 Euro brutto mehr.
Dr. Marcel Walter, Geschäftsbereichsleiter Aus- und Weiterbildung
Dr. Marcel Walter, Geschäftsbereichsleiter Aus- und Weiterbildung der IHK Darmstadt bringt es auf die Formel: „Weiterbildung lohnt sich. Eine Ausbildung ist die Grundqualifikation, und durch Weiterbildung öffnet sich das Potenzial für vielfältige Karrierewege.“ Die Abschlüsse der Höheren Berufsbildung sind auch formal den Studienabschlüssen Bachelor und Master gleichgestellt, oftmals aber mit deutlich mehr Praxisbezug. Die Ausbildungsinhalte lassen sich direkt im Betrieb anwenden. „In vielen Personalabteilungen ist leider nicht bekannt, dass die Abschlüsse der Höheren Berufsbildung einem Studium gleichgestellt sind“, berichtet Maren Frangen, Teamleiterin Weiterbildung in der IHK Darmstadt von ihren Erfahrungen. Dabei zeige sich die Gleichstellung, dort wo sie gelebt wird, schon beim Lebenseinkommen. „Zwischen Absolventen der Höheren Berufsbildung und Akademikern gibt es beim Verdienst keinen Unterschied", sagt Frangen.
Die Bindung von langjährigen Mitarbeiter*innen wird zur zentralen Aufgabe der Personalarbeit.
Dr. Marcel Walter IHK-Geschäftsbereichsleiter Aus- und Weiterbildung
„Unternehmen werden in den kommenden Jahren nicht umhinkommen, in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter*innen zu investieren. Es sind nicht genügend Fachkräfte auf dem Markt, um die Nachfrage zu decken“, sagt der Geschäftsbereichsleiter für Aus- und Weiterbildung. In den kommenden Jahren gehen rund drei Millionen Erwerbstätige in den Ruhestand, ohne dass die gleiche Zahl an Fachkräften nachkommt. „Wer künftig Fachkräfte vom Arbeitsmarkt einstellen will, muss deutlich mehr für Gehälter einplanen. Da ist die Investition in vorhandene Mitarbeiter*innen deutlich günstiger. Die Bindung von langjährigen Mitarbeiter*innen wird zur zentralen Aufgabe der Personalarbeit“, ist Walter überzeugt.
Frage: „Hat sich die Weiterbildung auf Ihre berufliche Entwicklung vorteilhaft ausgewirkt?”
Außerdem sind Weiterbildungen wichtig, um für die Transformation der Wirtschaft gewappnet zu sein. So rechnet beispielsweise der südhessische Energieversorger Entega mit deutlichen Veränderungen auf dem Energiemarkt. „Diese konstante Veränderung verlangt von den Beschäftigten eine konstante Anpassung, die durch konstante Weiterbildungsangebote vonseiten des Unternehmens angeboten werden muss“, sagt Jürgen Grund, Leiter Personal bei Entega. „Vor allem bei den gewerblich-technischen Bereichen ist der Bedarf nach Nachwuchs heute schon enorm. Daher müssen die eingearbeiteten Beschäftigten möglichst lange gehalten werden.“ Zudem wolle man attraktiv für den Bewerbermarkt sein. So investiert Entega jährlich nach eigenen Angaben rund 1,5 Millionen Euro in Weiterbildung und Entwicklung der Mitarbeiter*innen. „Bei Entega glauben wir an die Förderung interner Talente. Und wir sind stolz auf unsere Kultur des lebenslangen Lernens“, so Jens Walther, Leiter Personalentwicklung bei Entega.