Vier-Tage-Woche: Chance oder Risiko?
Vier Tage arbeiten bei gleichem Gehalt: Gerade Arbeitnehmer*innen zeigen sich oft begeistert von diesem neuen Arbeitsmodell. Dagegen warnen Wirtschaftsvertreter*innen, der Fachkräftemangel könnte dadurch noch verschärft werden. Wir haben nachgefragt: Vier-Tage-Woche – Chance oder Risiko?
PRO
„Für unser Unternehmen bietet die Vier-Tage-Woche einen Mehrwert. Deshalb haben wir sie zum 1. September eingeführt. Unsere Mitarbeiter*innen können wählen, ob sie bei der klassischen Variante mit fünf Tagen bleiben – oder ob sie an vier Tagen jeweils eine Stunde mehr arbeiten. Dann sind ihnen drei freie Tage pro Woche garantiert. Egal für welches Modell sich die Mitarbeiter*innen entscheiden: Jeder arbeitet fünf Prozent weniger – ohne Lohnverzicht. Die Differenz zur vertraglich vereinbarten Wochenarbeitszeit soll mit der Teilnahme an Sonderveranstaltungen wie Kunden-Events, verkaufsoffenen Sonntagen oder Inventuren ausgeglichen werden. Warum wir auf die Vier-Tage-Woche setzen? Weil wir überzeugt davon sind, dass der Arbeitskräftemangel ein dauerhaftes Problem für uns darstellt. Gerade den Einzelhandel trifft er hart, weil diese Jobs fälschlicherweise als unattraktiv gelten. Wir von Henschel sehen uns als Premiumanbieter und halten menschlichen Kontakt für unersetzbar.
Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Arbeitsplätze attraktiv bleiben. Ein Baustein hierzu ist die Vier-Tage-Woche.Dr. Moritz Koch
Die Modeberater*innen, Köch*innen und alle anderen Beschäftigten können und wollen wir nicht durch Automatisierung oder KI ersetzen. Also müssen wir dafür sorgen, dass unsere Arbeitsplätze attraktiv bleiben. Ein Baustein hierzu ist die Vier-Tage-Woche. Unsere ersten Erfahrungen zeigen, dass dieses Angebot gerade junge Menschen begeistert. Oft sind das genau die Mitarbeiter*innen, die gerne arbeiten, aber auch den Wert von aktiv gestalteter Freizeit schätzen. Diese begeisterungsfähigen Mitarbeiter*innen brauchen wir.”
Dr. Moritz Koch (49) ist geschäftsführender Gesellschafter des Mode- und Lifestyle-Unternehmens Henschel, eines in dritter Generation geführten Familienunternehmens. An den vier Standorten in Darmstadt, Heidelberg, Michelstadt und Lübeck sind mehr als 450 Mitarbeiter*innen beschäftigt.
CONTRA
Dr. Michael Prochaska, Vorstand Personal und Recht Andreas Stihl AG & Co. KG
© Stihl
Generell weniger zu arbeiten, wäre kein Beitrag zu einer Lösung, sondern würde das Problem eher verschärfen.Dr. Michael Prochaska
Um die Transformation gemeinsam gestalten zu können, braucht es Instrumente, die mehr Flexibilität für Beschäftigte und Betriebe schaffen und den Anforderungen einer modernen Arbeitswelt gerecht werden. Als Familienunternehmen legt Stihl großen Wert darauf, dass unsere Mitarbeitenden Berufliches und Privates gut vereinbaren können. Wir bieten eine Vielzahl flexibler Arbeitszeit- und Teilzeitmodelle an. Mobiles Arbeiten ermöglicht zusätzliche Flexibilität durch die Entkoppelung von Arbeitszeit und Arbeitsort.
Dr. Michael Prochaska (61) ist seit 2012 Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektor der Andreas Stihl AG & Co. KG. Deutschlandweit sind mehr als 4.000, weltweit mehr als 20.000 Menschen beim Familienunternehmen Stihl beschäftigt. Stihl entwickelt, fertigt und vertreibt motorbetriebene Geräte für Forst- und Landwirtschaft, Landschaftspflege, Bauwirtschaft und private Gartenbesitzer*innen. Die deutsche Stihl-Vertriebszentrale befindet sich in Dieburg, dort arbeiten 320 Mitarbeiter*innen.”
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Kontakt
Matthias Voigt
Bereich:
Kommunikation und Marketing
Themen: IHK-Magazin, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit