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Wie sich Gesundheitsförderung auch finanziell lohnt

Die Gesundheit der Mitarbeiter*innen gezielt und mit aufeinander abgestimmten Angeboten zu fördern, lohnt sich langfristig für Unternehmen. Auch, weil der Gesetzgeber finanziell nachhilft.
Text: Matthias Voigt, Februar 2024
Freies Wasser, dazu eine Schale mit Obst: Das waren in vielen Unternehmen die ersten Angebote, um beim betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) sichtbar zu werden. Bleibt es bei diesen Maßnahmen, vergeben Unternehmen nicht nur eine Chance, die Zahl der Krankheitstage in der Belegschaft zu verringern. Sondern sie drohen auch als Arbeitgeber an Attraktivität zu verlieren.

»Frisches Wasser reicht nicht aus«

Um ein erfolgreiches BGM aufzubauen, sollten nicht nur einzelne Bausteine angeboten, sondern diese auch sinnvoll verzahnt und aufeinander abgestimmt werden. Dazu rät Ute Pulver, Inhaberin von Pulver Training, die Unternehmen in Sachen bewusstes und strategisches BGM berät. »Es braucht ein ganzheitliches, nachhaltiges und strategisches betriebliches Gesundheitsmanagement«, sagt Pulver. Sie betont: »Um die Ziele des Unternehmens zu erreichen, reicht freies Wasser nicht aus.«
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Ute Pulver wird nicht müde zu erklären, dass sich strategisches BGM für Unternehmen finanziell lohnt. Zum einen, weil die Mitarbeiter*innen gesünder sind und dadurch seltener ausfallen, aber auch, weil sie durch mehr Zusammenhalt und positive Identifizierung mit dem Arbeitgeber eine höhere Produktivität erreichen und ihre Leistungsfähigkeit steigern. Was auch nach außen abstrahlt, denn es spricht sich in der Belegschaft und bei deren Freunden und Bekannten herum, wenn der Arbeitgeber ein ernsthaftes Interesse an der Gesundheit seiner Arbeitskräfte hat und dies auch mit verschiedenen Angeboten unterstützt. Als Folge wird die Fluktuation innerhalb der Belegschaft sinken, was wiederum zu niedrigeren Recruitingkosten führt. Durch erfolgreiches BGM wird demnach die Attraktivität des Arbeitgebers gesteigert, was auch ein entscheidender Vorteil im Werben um Fachkräfte sein kann. Kurz und bündig gesagt: Ein strategisches, ganzheitliches und nachhaltiges BGM steigert den Unternehmenserfolg.
Doch wie sollen Betriebe bei der Implementierung vorgehen? Als ersten Schritt empfiehlt Ute Pulver, den Status quo zu ermitteln. Das fängt bei den Pflichtaufgaben an. Sind alle gesetzlich vorgeschriebenen Maßnahmen wie Arbeitsschutz und Vorsorgeuntersuchungen ausreichend umgesetzt worden? Gerade die Durchführung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen ist ein gutes Tool, um herauszufinden, wie die Verhältnisse im Unternehmen sind. Zielführend sei es, Gesundheit in die Unternehmensziele zu integrieren. Die Führungsebene sollte daher frühzeitig eingebunden werden, um Wirksamkeit und Überzeugungskraft innerhalb des Unternehmens zu erhöhen. Zusätzlich braucht es Menschen, die das Thema Gesundheit, also BGM, langfristig verantworten und damit die angestrebten Veränderungen auch durchsetzen. Wichtig sei zudem, die Belegschaft frühzeitig und kontinuierlich einzubinden. »Fragen Sie Ihre Mitarbeiter, was sie für Ideen haben. Nicht jeder möchte einen Yogakurs. Die Angebote müssen auch passen«, nennt Pulver als Beispiel. Als letzten Punkt auf dem Weg zum gelingenden Gesundheitsmanagement rät die Expertin zu konsequenter Umsetzung der Maßnahmen, verbunden mit laufender Erfolgskontrolle und gezieltem Fortführen und Verbessern.

Viele Fehltage wegen psychischer Störungen

Dass jedes Unternehmen einen anderen Fokus bei der Gestaltung seines BGM haben sollte, ist für Marc Hartmann von der Barmer Krankenkasse in Darmstadt sonnenklar. Für seine Kunden erstellt er individuelle Statistiken, die aufzeigen, welche Krankheitsarten jeweils vorherrschen, um im nächsten Schritt daran zu arbeiten, diese durch Prävention in den Griff zu kriegen. Legt er alle Daten übereinander, lassen sich Aussagen über die durchschnittliche Häufigkeit von Krankheitsarten treffen. »Der häufigste Grund für Fehltage sind mit 22,3 Prozent Probleme mit dem Muskel-Skelett-System«, sagt Hartmann. Knapp dahinter tauchen schon psychische Probleme auf, gefolgt von Verletzungen (12,2 Prozent) und Schwierigkeiten mit der Atmung (10,2 Prozent).
Nun dauert nicht jede Krankheit gleich lang, weshalb ein Blick auf die Zeitspanne von Abwesenheiten lohnt. »Arbeitsunfähigkeiten durch psychische Störungen dauern im Schnitt 49 Tage«, sagt Hartmann. Auch Krankheiten am Kreislaufsystem sind zeitintensiv (26,8 Tage), ebenfalls Beeinträchtigungen des Muskel-Skelett-Systems (22,8 Tage). Je nach Krankheitsbild innerhalb eines Unternehmens sollten darauf abgestimmt Gegenmaßnahmen präventiv ergriffen werden, etwa Rückenkurse angeboten werden oder Workshops zu Stressbewältigung oder gesundem Schlaf.
Der Gesetzgeber hat schon seit Längerem den Wert der Prävention erkannt und fördert derartige Angebote in Unternehmen. Ein Arbeitgeber kann bis zu 600 Euro pro Mitarbeiter und Jahr steuerfrei ausgeben, um zusätzlich zum geschuldeten Arbeitslohn erbrachte Leistungen zur Verhinderung und Verminderung von Krankheitsrisiken und zur Förderung der Gesundheit zu erbringen. So steht es in Paragraf 3 Nummer 34 des Einkommensteuergesetzes. Beiträge für Fitnessstudios oder Sportvereine fallen nicht unter diese Steuerfreiheit. Zulässig sind vielmehr Leistungen zur individuellen verhaltensbezogenen Prävention wie etwa die Vermittlung von Methoden zur Ressourcenstärkung, die Resilienz und Achtsamkeit fördern, sowie die praktische Einübung von Entspannungsverfahren wie zum Beispiel Autogenes Training und Qigong.
Auch Marc Hartmann ist überzeugt, dass sich betriebliche Prävention für Unternehmen rechnet. Er sagt: »Im Schnitt kann man von einem Return on Invest von eins zu 2,5 Euro bis eins zu 4,85 Euro ausgehen.«
Matthias Voigt
Bereich: Kommunikation und Marketing
Themen: IHK-Magazin, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit