Immer mehr Händler nutzen eigenen Online-Shop
Eine neue Studie zum Einzelhandel in Südhessen zeigt: Das stationäre Geschäft bleibt wichtigster Vertriebskanal, doch andere Kanäle holen auf. Auch wird Kritik am ÖPNV laut.
Pressemeldung vom 23. Januar 2025
Für den Einzelhandel in Südhessen bleibt das stationäre Geschäft der wichtigste Vertriebskanal. 68 Prozent verkaufen ihre Produkte und Dienstleistungen über den eigenen Laden. Jedoch verlassen sich immer weniger Unternehmen allein auf diesen Kanal. Am häufigsten nutzen die Einzelhändlerinnen und -händler eine Multikanal-Strategie (45 Prozent), 25 Prozent verstehen sich ausschließlich als Online-Händler. Damit liegt der Anteil der reinen Online-Händler in Südhessen mehr als doppelt so hoch wie bundesweit (12 Prozent). Von allen südhessischen Einzelhändlern erwarten 71 Prozent steigende Umsätze über Online-Shops.
Zu diesen Ergebnissen kommt die neue Studie „Der deutsche Einzelhandel 2024“ des Forschungsinstituts ibi research an der Universität Regensburg in Zusammenarbeit mit der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und 53 Industrie- und Handelskammern. Die dritte Auflage der IHK-ibi-Handelsstudie erfasst die aktuelle Situation des Einzelhandels anhand einer deutschlandweiten Befragung von über 2.100 Unternehmen. An der regionalen Befragung für Südhessen (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 1802 KB) haben sich 56 Unternehmen beteiligt, davon beschäftigt gut die Hälfte der Unternehmen weniger als zehn Mitarbeiter.
Digitale Anwendungen wie auch Multikanal-Ansätze im Vertrieb sind nicht mehr wegzudenken. Das bestätigt uns in unseren Angeboten, die sowohl auf den stationären als auch auf den Onlineauftritt abzielen.Dr. Daniel Theobald
„Digitale Anwendungen wie auch Multikanal-Ansätze im Vertrieb sind nicht mehr wegzudenken. Das bestätigt uns in unseren Angeboten, die sowohl auf den stationären als auch auf den Onlineauftritt abzielen“, sagt Dr. Daniel Theobald, Geschäftsbereichsleiter Unternehmen und Standort bei der IHK Darmstadt. Die Studie liefere wertvolle Erkenntnisse, um die Bedürfnisse des hiesigen Einzelhandels noch besser zu verstehen und im Anschluss die Angebotspalette aktuell zu halten. „In der Studie sehen wir aber auch einen Beleg, dass wir als IHK Darmstadt die richtigen Schwerpunkte in unserer Arbeit für den Handel und unsere Mitglieder legen. Wir bieten bereits eine große Anzahl an Leistungen und Veranstaltungen an, die genau auf die Punkte in der Studie einzahlen, und die vor allem an kleine und mittlere Unternehmen adressiert sind, wie zum Beispiel aktuell die Reihe ,Webinare für den Handel von morgen‘“, bilanziert Theobald.
Social Media zur Kundeninformation und Steigerung der Bekanntheit
Die Befragten der Studie haben sich auch zum Einsatz von Social Media geäußert. 98 Prozent und damit fast sämtliche Einzelhändler nutzen Social Media in ihrem Unternehmensalltag. Zwei von drei Befragten in Südhessen haben ein Google-Unternehmensprofil angelegt, 61 Prozent verfügen über eine eigene Webseite (ohne Online-Shop), gut die Hälfte nutzt die Meta-Anwendungen Facebook und Instagram (je 54 Prozent). Immerhin knapp ein Drittel (32 Prozent) betreibt Suchmaschinenoptimierung (SEO). Vor allem zwei Zwecken dient der Einsatz von Social Media: der Kundeninformation (80 Prozent) und um die eigene Bekanntheit zu steigern (78 Prozent). Eine konkrete Digitalisierungsstrategie verfolgt lediglich ein Drittel der befragten südhessischen Einzelhändler. Bei weiteren acht Prozent ist die Entwicklung einer Strategie in der Planung. Ebenfalls ein Drittel verwendet bereits Künstliche Intelligenz im eigenen Unternehmen.
Generell werden fehlende zeitliche Ressourcen und hohe Investitionskosten als Hauptgründe angegeben, warum Schritte zur weiteren Digitalisierung nicht vorgenommen werden.
Bürokratische Vorschriften sind eine erhebliche Belastung für den südhessischen Einzelhandel und behindern die Unternehmen in ihrer Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft.Dr. Daniel Theobald
Zunehmende Regulierung als Hemmschuh
Über alle Unternehmensgrößen hinweg nehmen 72 Prozent der südhessischen Unternehmen einen (sehr) negativen Einfluss durch zunehmende Regulierung auf ihr Geschäftsmodell wahr. Auch die damit einhergehende Bürokratisierung schränkt 64 Prozent der Händler stark oder sehr stark in ihrem unternehmerischen Handeln ein. Konkret werden die Umsetzung der Kassenrichtlinie und Buchführungsgrundsätze (GoBD) sowie die EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) als die Bereiche mit den größten bürokratischen Belastungen genannt. „Bürokratische Vorschriften sind eine erhebliche Belastung für den südhessischen Einzelhandel und behindern die Unternehmen in ihrer Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft“, sagt Dr. Daniel Theobald von der IHK Darmstadt.
Die Studie liefert auch Erkenntnisse darüber, welche Themen die aktuelle Geschäftslage beherrschen. In Südhessen werden vor allem hohe Energiekosten, Fachkräftemangel im eigenen Unternehmen sowie sinkende Passantenfrequenz genannt. Anders als bei der bundesweiten Auswertung, bei der 80 Prozent der Unternehmen den Fachkräftemangel als Hemmnis nennen, sind es in Südhessen nur 36 Prozent.
Schlechte Noten für den ÖPNV
Bei den Ergebnissen zur Erreichbarkeit der Ladengeschäfte zeichnet sich ein eindeutiges Bild ab: Während die südhessischen Einzelhändler vor allem die Erreichbarkeit zu Fuß (58 Prozent), per Fahrrad (53 Prozent) und per Auto (45 Prozent) als sehr positiv empfinden, trifft das für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nur für 24 Prozent zu. Gut ein Viertel (27 Prozent) bewertet den ÖPNV-Anschluss sogar als schlecht oder sehr schlecht. „Die Gespräche in den Gremien der IHK laufen bereits, wie die lokale Mobilitätswende gelingen kann und was das konkret für den stationären Handel bedeutet. Dem Thema werden wir uns in diesem Jahr verstärkt annehmen“, blickt Dr. Daniel Theobald voraus.
Die Gespräche in den Gremien der IHK laufen bereits, wie die lokale Mobilitätswende gelingen kann und was das konkret für den stationären Handel bedeutet. Dem Thema werden wir uns in diesem Jahr verstärkt annehmen.Dr. Daniel Theobald
IHK-Reihe „Webinare für den Handel von morgen“
Ausgehend von den Ergebnissen der Handelsstudie hat die IHK Darmstadt die Reihe „Webinare für den Handel von morgen“ aufgelegt. Ob Einsteiger oder Profi – die Webinare decken die wichtigsten Themen und Herausforderungen ab, vor denen der moderne Handel steht, und bieten praxisnahe Einblicke und direkt umsetzbare Tipps. Im ersten Termin der Reihe am 23. Januar 2025 geht es um „KI im Marketing – Content Creation per Algorithmus“. Termine und weitere Infos zur Webinarreihe.
Für Pressevertreter:
Bei Bedarf vermitteln wir gerne einen Kontakt zu einem Einzelhändler oder einer Einzelhändlerin in Südhessen.
Bei Bedarf vermitteln wir gerne einen Kontakt zu einem Einzelhändler oder einer Einzelhändlerin in Südhessen.
Kontakt
Patrick Körber
Geschäftsbereichsleiter, Pressesprecher
Bereich: Kommunikation und Marketing