„Auf Hass lässt sich kein Wohlstand bauen“
IHK-Präsident Matthias Martiné hat anlässlich der Kundgebung für Rechtsstaat und Demokratie in Darmstadt am Dienstag. 23. Januar, klare Worte gegen gegen Extremismus, Diskriminierung und Ausgrenzung gefunden.
IHK-Präsident Matthias Martiné
© IHK Darmstadt / Klaus Mai
Lesen Sie hier die Rede des Präsidenten der IHK Darmstadt, Matthias Martiné, zur Kundgebung für Rechtsstaat und Demokratie in Darmstadt am Dienstag, 23. Januar, 17.30 Uhr auf dem Karolinenplatz. Es gilt das gesprochene Wort.
„Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, meine Damen und Herren,
vielen Dank, dass ich die Möglichkeit habe, als Vertreter der südhessischen Wirtschaft auf dieser wichtigen Kundgebung zu sprechen.
Nicht nur als Präsident der Industrie- und Handelskammer Darmstadt Rhein Main Neckar, sondern zuallererst als Bürger bin ich aufgeschreckt, welche Kreise der Rechtsextremismus in Deutschland offenbar zieht. Und ich finde es alarmierend, welch menschenverachtendes Gedankengut publik geworden ist.
(Es ist) ... eine Verpflichtung und eine Frage des Anstands, jetzt aufzustehen und diesen zu Tage getretenen menschenfeindlichen Umtrieben Einhalt zu gebieten.Matthias Martiné
Dabei ist es zuallererst zutiefst unanständig, Menschen mit Migrationshintergrund, die bereits Teil unserer Gesellschaft geworden sind oder das noch werden wollen, das Recht abzusprechen, hier zu leben.
Es ist bestürzend, mit welcher Selbstverständlichkeit dabei unsere demokratischen Grundrechte und unsere Rechtstaatlichkeit ignoriert werden.
Daher ist es eine Verpflichtung und eine Frage des Anstands, jetzt aufzustehen und diesen zu Tage getretenen menschenfeindlichen Umtrieben Einhalt zu gebieten.
Deswegen danke ich Ihnen, liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Kundgebung, dass Sie so zahlreich heute abend zusammengekommen sind und damit ein klares und starkes Zeichen aus der Mitte der Gesellschaft setzen – ein Zeichen für Rechtsstaat und Demokratie und gegen Extremismus, Diskriminierung und Ausgrenzung.
Altbundeskanzler Helmut Schmidt von der SPD hat einmal gesagt - ich zitiere: „Die politische Entwicklung kann ins Rechtsextreme führen, wenn es an geistiger Führung sowie politischer und ökonomischer Plausibilität fehlt.“ Zitatende.
Deshalb meine herzliche Bitte an die Parteien der demokratischen Mitte, redlich zu prüfen, ob durch in Teilen veränderte Politik und/oder durch eine bessere Kommunikation und Führung nicht ein nennenswerter Teil ihrer ehemaligen Wähler nicht wieder gewonnen werden könnte. Es wäre meines Erachtens zumindest aller Mühe wert.
Und was können wir tun, meine Damen und Herren?
Nun, stärken wir doch die Parteien der demokratischen Mitte, in dem wir z.B. dort Mitglied werden, indem wir uns kommunalpolitisch engagieren oder in gesellschaftlichen Organisationen und in unseren Alltagskontakten nicht still bleiben, sondern uns mit lauter Stimme und aktiv für unsere freiheitlich demokratische Grundordnung einsetzen.
Es kommt dabei auf den Beitrag jedes Einzelnen von uns an.
Demonstrierende bei der Kundgebung für Rechtsstaat und Demokratie am 23. Januar 2024 auf dem Karolinenplatz in Darmstadt.
© IHK Darmstadt / Arndt Falter
Wer diese Grundlagen unserer Gesellschaft in Frage stellt, muss mit unserem entschiedenen Widerstand rechnen.
Doch geht uns hier nicht allein um Anstand und Moral. Sondern auch um Vernunft.
In Deutschland leben 21 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Das ist jede vierte Person. Migrantinnen und Migranten tragen durch ihre Arbeit und ihr gesellschaftliches Engagement seit Jahren und Jahrzehnten erheblich zu unserem Wohlstand, zu unserem Fortschritt, zu unserem Sozialwesen, zu unserem gesellschaftlichen Miteinander bei.
Sie sind Mitbürger, sie sind Kollegen, sie sind Freunde.
Und ja, die südhessische Wirtschaft hat ein großes Interesse an einem weltoffenen Deutschland. Sie leistet dafür jeden Tag ihren Beitrag, und sie lebt von dieser Offenheit.
So beschäftigt die Firma Merck – als prominentes Beispiel - Mitarbeitende aus 139 Nationen an 66 Standorten weltweit. Und ich kenne nicht wenige Firmen, in denen auf 30 Beschäftigte mehr als ein Dutzend Nationalitäten kommen. Ob im Großen oder Kleinen: Unser Wohlstand wäre ohne sie nicht möglich.
Zudem ist unstrittig, dass wir einen stark wachsenden Bedarf an Fachkräften haben. Der Arbeits- und Fachkräftebedarf wird sich ohne eine klug organisierte Zuwanderung nicht decken lassen.
Doch die dringend benötigten ausländischen Fachkräfte werden wir aber nur als offene, pluralistische und integrationswillige und damit attraktive Gesellschaft gewinnen – und halten – können.
Gleiches gilt für zukünftige Investitionen in Deutschland. Zuallererst ausländische, aber auch inländische Firmen werden davor zurückschrecken, in Deutschland zu investieren, wenn Sie bei uns ein Klima der Fremdenfeindlichkeit befürchten müssen.
Gerade in Südhessen leben wir heute vom Export – zwei von drei hier hergestellten Produkten gehen ins Ausland. Wir leben davon, dass wir eine offene Volkswirtschaft sind, in der die Rechtstaatlichkeit garantiert ist. Und ich will, dass das so bleibt.
Deshalb bekräftige ich ganz persönlich und im Namen der südhessischen Wirtschaft:
Auf Hass und Ausgrenzung lässt sich kein Wohlstand bauen.
Kämpfen wir also gemeinsam für Anstand, für Menschenwürde, für Rechtstaat und Demokratie.
Kein Fingerbreit Platz für Extremismus!”
Kontakt
Patrick Körber
Geschäftsbereichsleiter, Pressesprecher
Bereich: Kommunikation und Marketing