1. Dezember 2020

Positionspapier Zukunft gestalten - Wachstum ermöglichen

Einer zentralen Herausforderung muss sich die Zukunftsregion Darmstadt Rhein Main Neckar stellen: Wie können wir Wachstum bei einem schon jetzt zu knappen Angebot an Gewerbeflächen und Wohnungen gestalten, ohne an Attraktivität zu verlieren? Die Vollversammlung der IHK Darmstadt hat ihre Forderungen in einem Positionspapier formuliert. Die Kernforderungen finden Sie hier zusammengefasst.
Darmstadt Rhein Main Neckar ist eine Zukunftsregion. Die zeigen nicht nur die Top-Platzierungen bei Rankings der letzten Jahre und die Indikatoren für Innovation sondern auch die wachsenden Bevölkerungszahlen. Vor allem Fachkräfte und Studierende entscheiden sich bewusst für die Region.

Gewerbeflächenentwicklung

Südhessens Bevölkerungszahlen wachsen. Der Bedarf an Wohnraum ist ungebrochen hoch. Aufgrund des lukrativen Wohnungsmarktes kommt es zu Verdrängungseffekten, die Unternehmen in unserer Region immer stärker zu spüren bekommen.
Bestehende Gebiete aus vorangegangenen Jahrzenten verlieren zunehmend an Attraktivität und entsprechen nicht mehr den Anforderungen der Wirtschaft. Der Mangel an Bauflächen wie auch die komplexen Planungsverfahren werden zu einem immer größeren unternehmerischen Risiko, das sich auch negativ auf die Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Südhessen niederschlagen kann.
Für eine prosperierende Wirtschaft braucht es schnell verfügbare, marktfähige Industrie- und Gewerbeflächen. Eine regionale Strategie und interkommunale Zusammenarbeit ist notwendig. 

Die wichtigsten Forderungen

  • Verantwortungsbewusster Umgang aller Akteure mit der Fläche – interkommunale Flächenentwicklung forcieren
  • Nutzungskonflikte zwischen Wohnen und Gewerbe vermeiden
  • marktgerechte Industrie- und Gewerbeflächen bereitstellen
  • Flächenmonitorring aufbauen
  • strategische Gewerbeflächenentwicklung auf kommunaler und regionaler Ebene vorantreiben
  • Plan- und Genehmigungsprozesse optimieren und digitalisieren

Wohnraum- und Fachkräftemangel

Der Fachkräftemangel hat sich für viele hessische Unternehmen in den zurückliegenden Jahren zu einer zentralen Herausforderung entwickelt. Mehr als jedes zweite Unternehmen in Hessen benennt den Fachkräftemangel mittlerweile sogar als größte Herausforderung für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Die Schwierigkeiten bei der Besetzung von offenen Stellen umfassen alle Qualifikationsniveaus, von den Auszubildenden über die beruflich Qualifizierten bis zu den Akademikern.
Der Bau von Wohnraum für alle Einkommensschichten ist auch für die Wirtschaft von großer Bedeutung. Nur der Neubau von Wohnraum wird die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt entspannen.

Die wichtigsten Forderungen

  • investitionshemmende Vorschriften abbauen
  • Kostentreiber senken
  • Innenentwicklung ermöglichen

Ortskerne und Innenstädte

Der Einzelhandel und die Innenstädte und Ortszentren sind im Wandel – ein Wandel, den Corona voraussichtlich weiter beschleunigen wird. Die Gefahr von Leerständen hat aufgrund von Nachfolgeproblemen zugenommen. Ländliche Regionen sind von diesem Wandel besonders betroffen. Oftmals geht es dort um die Erhaltung einer Grundversorgung.
Um unsere Innenstädte und Ortszentren zukunftsfest zu gestalten, brauchen wir frühzeitige Impulse und Aktivitäten. Dafür müssen öffentliche und private Akteure eng zusammenarbeiten und sich ihrer Rolle als verantwortungsvoller Partner bewusst sein. Die Innenstädte zu entwickeln ist keine Aufgabe, die Politik und Verwaltung allein bewältigen sollten. Es gilt, einen breiten gesellschaftlichen Beteiligungsprozess in Gang zu setzen (Bürger*innen, Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung), der es möglich macht, voneinander zu lernen, Konzepte und Ideen auszuprobieren und im Sinne eines Reallabors an der Innenstadt der Zukunft zu arbeiten.

Dafür ist es notwendig,

  • den Wandel der Ortskerne und Innenstädte aktiv mitzugestalten,
  • kommunale Individualität zu stärken,
  • Innenstadtakteure zu vernetzen,
  • Digitalisierung zu nutzen.

Mobilität und Verkehrsinfrastruktur

Die chronische Überlastung unserer Verkehrssysteme wird nicht nur in den Zentren und längst nicht mehr nur auf den Straßen deutlich. Auch im eher ländlich geprägten Raum gibt es Engpässe auf Straße und Schiene. Bei den seit Jahren verzögerten großen Infrastrukturen auf Straße und Schiene besteht akuter Handlungsbedarf. Das ist ein Problem auch für das nachgelagerte Netz, da sich keine entlastenden Effekte einstellen können. In erster Linie die ICE Neubaustrecke Rhein/Main – Rhein/Neckar zwischen Frankfurt und Mannheim ist ein solches Projekt. Für diese Infrastrukturen müssen wir uns gemeinsam – auch aus den Kommunen heraus – einsetzen, um das Mobilitätsangebot in der Region an den schon lange existierenden Bedarfen zu orientieren und anzupassen.
Der Mobilitätsbedarf von Unternehmen und Angestellten und die vorhandene Verkehrsinfrastruktur müssen analysiert, bedarfsgerecht ausgebaut und langfristig finanziert werden. Mobilität muss vor Ort und regional sichergestellt sein und bei der Flächenplanung berücksichtigt werden. Die Vernetzung der Mobilitätsangebote und der Akteure muss als Aufgabe verstanden und angenommen werden, die es über Kommunal-, Regional- und Landesgrenzen hinweg zu bearbeiten gilt.

Die wichtigsten Forderungen

  • Verkehrsinfrastrukturausbau vorantreiben
  • Mobilitätsangebote ausbauen
  • zusammenarbeit der Akteure über kommunale, regionale und Landesgrenzen hinweg
  • Mobilitätsmanagement fördern

Planungsprozesse und Personal in kommunalen Verwaltungen

Die eigene Gemeinde zu entwickeln ist eine komplexe Aufgabe. Dabei ist es gleich, ob es sich um neue Baugebiete handelt oder um den Umbau bestehender. Immer gilt es, Ansprüchen an Mobilität, Ver- und Entsorgung und weiteren Angeboten zur Daseinsvorsorge mitzudenken. Allen Ansprüchen der jeweiligen Akteure gerecht zu werden setzt ein umfassendes Wissen des Ist- und des Sollzustandes voraus. Dazu braucht es einen strategischen, kommunalen Entwicklungsplan. Eine herausfordernde Aufgabe, derer sich aktuell nicht jede Gemeinde oder Stadt in Südhessen angenommen hat.
Verwaltungen und Kommunalpolitik müssen das Privileg, die Entwicklung ihrer Kommune und somit anteilig der ganzen Region zu gestalten, stärker wahrnehmen und nutzen.

Wie es sein sollte:

  • strategische Kommunalentwicklung
  • Verwaltungen zukunftsfähig aufstellen
  • Verbesserung von Beteiligungsprozessen
  • politische Unterstützung der Verwaltungsarbeit
  • Digitalisierung und Beschleunigung kommunaler Planungs- und Genehmigungsprozessen
  • One-Stop-Shop bei Planungs- und Genehmigungsprozessen