IHK-Präsident Dr. Engel: „Gemeinsame lösungsorientierte Ansätze sind gefordert!“

„Als Interessenvertreter der gewerblichen Coburger Wirtschaft haben wir mit allergrößtem Bedauern davon erfahren, dass Brose beabsichtigt, alle weiteren Baumaßnahmen in Coburg zu stoppen. Dies ist ein herber Rückschlag für unseren heimischen Standort, der in seinen Auswirkungen weit über das Stadtgebiet hinausreicht.“ Mit diesen Worten kommentiert Dr. Andreas Engel, Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Coburg die Entscheidung des Unternehmens, die am Dienstag bekannt wurde.
Die IHK-Konjunkturumfrage zum Herbst habe auf der einen Seite dokumentiert, dass so-wohl die aktuelle Lage wie auch die Geschäftsaussichten der Coburger Wirtschaft äußerst düster sind, der Abschwung immer mehr Branchen erfasst und jegliche Wachstumsimpulse fehlen, betont Dr. Engel. Es habe sich auf der anderen Seite aber auch gezeigt, dass die Unternehmen trotz aller Schwierigkeiten immer noch bereit sind zu investieren – auch wenn das auf weniger Firmen zutrifft als in Vorumfragen. „Vor diesem Hintergrund müsste es doch der Anspruch einer wirtschaftsfreundlichen Stadt sein, dass bei Investitionsvorhaben Unternehmen und Verwaltung Hand in Hand arbeiten, dass es in erster Linie ums Er-möglichen geht, um ein Miteinander – denn von den Investitionsvorhaben profitiert unterm Strich ja auch die jeweilige Kommune“, so der IHK-Präsident. Und er setzt nach: „Mehr noch, es sollte im ureigenen Interesse einer Stadt liegen, bestmögliche wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen zu bieten, damit Unternehmen prosperieren und Steuern zahlen – und somit überhaupt erst politische Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen.“
Die Absage der Stadt an den vierstreifigen Ausbau der B4 im Bereich des Weichengereuth wurde seitens Brose als einer der Gründe für den Investitionsstopp genannt. In diesem Zusammenhang ist die Bedeutung dieses Streckenabschnitts – der sich heute tagtäglich als überaus stauanfälliges Nadelöhr erweist – für den gesamten Wirtschaftsraum gar nicht hoch genug zu bewerten. Dies gilt umso mehr mit Blick auf den geplanten Klinik-Neubau. Diese Bedeutung hatte auch die IHK zu Coburg bereits im Rahmen ihres kürzlich geforderten ganzheitlichen Verkehrskonzepts herausgearbeitet. Es ist daher nicht nachzuvollziehen, dass die Stadt einen vierstreifigen Ausbau ablehnt, dessen Finanzierung zudem noch vom Bund übernommen würde. Dabei geht es immerhin um aktuell rund 26 Millionen Euro. Ein vierstreifiger Ausbau hätte viele positive Effekte: zukunftsfähige Erschließung des Oberzentrums Coburg, verkehrliche Anbindung des Klinik-Neubaus auf dem Areal der ehemali-gen BGS-Kaserne, Erhöhung der Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmer, Steigerung der Leistungsfähigkeit dieser Hauptverkehrsader sowie Lärmschutz für die Anwohner. Stattdessen sollen ab 2025 gerade mal Sanierungsmaßnahmen im Bereich Weichengereuth durchgeführt werden. Während der Sanierung soll der Bereich komplett gesperrt werden, was bedeutet, dass von monatelangem Verkehrschaos auszugehen ist.
Gerade mit Blick auf zu erwartende wirtschaftliche Einbrüche und damit verbundene Rückgänge bei Gewerbesteuer-Einnahmen wäre die Stadt Coburg gut beraten, auf ihre Bestandsunternehmen zu setzen und ihnen optimale Standortbedingungen zu bieten. Ein Prüfstein für diese Hinwendung zu den berechtigten Bedürfnissen unserer Unternehmen wäre, die ablehnende Entscheidung für den vierstreifigen Ausbau des Weichengereuth zu überdenken, zumal jetzt noch weitere Aspekte dazugekommen sind, wie Sanierungsbedürftigkeit der Straße sowie Klinikneubau. Immerhin war noch 2016 die Abwägung des Für und Wider zugunsten dieses Zukunftsprojekts ausgefallen! „Wir brauchen lösungsorientierte Ansätze für verbesserte Standortbedingungen auf breiter Front, um überhaupt eine Chance zu haben, wieder wettbewerbsfähig zu werden“, mahnt IHK-Präsident Dr. Andreas Engel.