Coburger Ausbildungsbetriebe zeigen Verantwortung
Die gute Nachricht gleich am Anfang: Auch wenn die aktuelle wirtschaftliche Lage ausgesprochen mies und keine Aufwärtsbewegung in Sicht ist, so halten doch die Coburger Ausbildungsbetriebe an ihrem Ausbildungsengagement fest. „Mein großer Dank und Respekt richtet sich daher an die Coburger Ausbildungsbetriebe: Sie sorgen – auch in schwierigen Zeiten – mit ihrem vorbildlichen Ausbildungsengagement nicht nur für die Deckung des eigenen Fachkräftebedarfs, sondern übernehmen damit auch auf vorbildliche Weise Verantwortung zur Stärkung unseres Wirtschafts- und Lebensraums“, betont Dr. Andreas Engel, Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Coburg.
Positiv ist auch, dass die Mehrzahl der Schulabgänger sich für eine duale Berufsausbildung entscheidet. „Die Karriere mit Lehre ist nach wie vor erste Wahl für die meisten jungen Leute“, stellt Rainer Kissing, Leiter des Bereichs Berufliche Bildung der IHK zu Coburg, fest. Gleichwohl aber ist es leider für viele Unternehmen eines der besonders drängenden Probleme, genug und passenden Nachwuchs zu finden. Mittlerweile kann etwa die Hälfte der IHK-Ausbildungsbetriebe nicht alle angebotenen Lehrstellen besetzen. „Mangel an Azubis verstärkt unterm Strich den Fachkräftemangel. Ich appelliere deshalb an unsere Ausbildungsbetriebe, an Ihrem Ausbildungsengagement festzuhalten! Auch die derzeit angespannte konjunkturelle Phase wird vorübergehen. Was jedoch bleibt, ist der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften“, mahnt IHK-Präsident Dr. Engel.
Zum Ausbildungsbeginn stellt sich die Situation im IHK-Bezirk Coburg so dar: Bislang wurden 592 Ausbildungsverträge neu eingetragen – das ist ein Minus von circa 6 Prozent im Vergleich zu 2023 (629 Verträge). Diesen Rückgang führt IHK-Bereichsleiter Kissing vor allem auf die demografische Entwicklung zurück: „Die Zahl der Schulabgänger ist gegenüber dem Vorjahr um 11 Prozent gesunken, entsprechend gibt es damit auch weniger Interessenten für einen Ausbildungsplatz.“ Diese Entwicklung dürfte sich im kommenden Jahr nochmals verschärfen, weil es wegen der Rückkehr zum G9 keine Schulabgänger von bayerischen Gymnasien geben wird, abgesehen von Ausnahmen. Als weiteren Grund nennt Kissing die oft mangelnde Übereinstimmung zwischen Interessen und Fähigkeiten der Bewerber auf der einen und den Anforderungen der jeweiligen Ausbildungsstellen auf der anderen Seite – Stichwort „Berufsorientierung“.
Außerdem führt nach den Worten von Rainer Kissing die aktuell schwierige konjunkturelle Situation dazu, dass manche Betriebe die Zahl ihrer Ausbildungsstellen reduzieren müssen. Einzelne Unternehmen haben ihr Ausbildungsengagement auch deshalb zurückgefahren, weil sie gemeldete Lehrstellen in der Vergangenheit oft nicht besetzen konnten. Und so ist nicht nur die Zahl der Bewerber gesunken auf 616 (- 9 Prozent gegenüber 2023), sondern auch die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze, die jetzt bei 1.118 liegt (- 13,5 Prozent). Trotz der gesunkenen Zahlen bei Bewerbern und Stellen gab es ein Plus bei folgenden Ausbildungsberufen: Bankkaufleute, Kaufleute für Versicherungen und Finanzen, Handelsberufe sowie Medienberufe. Ein Minus dagegen verzeichneten Industriekaufleute, Kaufleute für Büromanagement, Fachinformatiker sowie Maschinen- und Anlagenführer.
„Auch über den offiziellen Ausbildungsbeginn hinaus bis weit in den Herbst hinein stellen viele Unternehmen noch Auszubildende ein. Die Chancen, kurzfristig noch in die duale Ausbildung zu starten, sind also nach wie vor sehr hoch“, betont Rainer Kissing. Derzeit sind 154 Bewerberinnen und Bewerber noch unversorgt, zugleich sind 397 Ausbildungsstellen bislang unbesetzt – vor allem in den gewerblich-technischen Berufen. Im Coburger IHK-Bezirk bilden 298 Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Größen in 80 gewerblich-technischen und kaufmännischen Berufen aus. Die duale Berufsausbildung eröffnet für Real- und Mittelschüler, aber auch für Absolventen von Fachoberschulen und Gymnasien beste Beschäftigungsperspektiven und Karrierechancen, denn Aufgabenvielfalt und Komplexität in der Berufswelt steigen und damit auch der Anteil hoch anspruchsvoller Ausbildungen. Ein großes Problem ist das „Matching“, also dass ausbildungsplatzsuchende Jugendliche und ausbildende Unternehmen nicht zusammenfinden. Erschwerend kommt oft eine falsche Erwartungshaltung der Jugendlichen hinzu, die zu Enttäuschungen und im schlechtesten Fall zum Ausbildungsabbruch führen kann. Die Abbruchquote liegt bei 16 Prozent – das können wir uns nicht leisten!
Die IHK zu Coburg unterstützt deshalb die Jugendlichen bei der Berufsorientierung seit vielen Jahren durch unterschiedlichste Angebote, wie beispielsweise die „Zeig dich“-Tour, die in diesem Jahr in der Zeit von 4. bis 13. November stattfindet. Zu diesem Angebot gibt es weitere Informationen online unter: www.zeig-dich-tour.de.
Insbesondere beim Übergang von der Schule in die Berufsausbildung bzw. in die Arbeits-welt ist es entscheidend, dass Betriebe und Schulen zur frühzeitigen Berufsorientierung noch kooperativer und gezielter zusammenarbeiten. An diesem Punkt setzen „Bildungspartnerschaften“ an: Als Brücken zwischen Theorie und Praxis erfreuen sich solche Kooperationen zwischen Schulen und Unternehmen wachsender Beliebtheit im IHK-Bezirk Coburg. Unternehmen, die Bildungspartnerschaften eingehen, handeln besonders vorausschauend, weil sie sich schon heute mit ihrer Belegschaft von morgen auseinandersetzen, ihre Bedarfe besser planen können und durch hilfreiche Impulse zu einer Verbesserung der Ausbildungsreife beitragen (Infos unter https://tinyurl.com/3jd4m54w).
IHK-Nachvermittlungsaktion am 2. Oktober
Um noch weitere Bewerber und Ausbildungsstellen zusammenzubringen, findet für noch unversorgte Jugendliche am Mittwoch, 2. Oktober, die gemeinsame Nachvermittlungsaktion von IHK zu Coburg, Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg, Handwerkskammer für Oberfranken und Berufsschule I statt. Weitere Informationen dazu gibt es bei der IHK zu Coburg unter Telefon 09561/7426-29.