IHK zu Coburg empfängt Verteidigungsexperten Florian Hahn - Deutschlands Sicherheitsarchitektur im Fokus

Die Industrie- und Handelskammer zu Coburg hatte die Gelegenheit, MdB Florian Hahn, verteidigungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Mitglied des Verteidigungsausschusses, zu einem Impulsvortrag und anschließendem Austausch zu begrüßen. Der Vortrag mit dem Titel „Die Sicherheitsarchitektur des Wirtschaftsstandortes Deutschland“ fand im Anschluss an die turnusmäßige Sitzung der IHK-Vollversammlung statt und bot wertvolle Einblicke in aktuelle sicherheitspolitische Herausforderungen.
IHK-Präsident Dr. Andreas Engel eröffnete die Veranstaltung mit einem Hinweis auf die veränderte geopolitische Lage: „Wir erleben eine Zunahme an geostrategischen Konflikten, oft in Form hybrider Kriegsführung – von Cyberangriffen und Spionage bis zu gezielter Desinformation und Angriffen auf kritische Infrastrukturen. Wirtschaft und Gesellschaft müssen in der Lage sein, diesen neuen Bedrohungen standzuhalten.“ Er verwies auf die Notwendigkeit wirtschaftlicher Resilienz, insbesondere für die regionale Wirtschaft. Für den Coburger Wirtschaftsraum stelle sich die Frage: Welche Rolle kann und sollte eine Region übernehmen, deren industrielle Stärke eng mit der Automobilwirtschaft verknüpft ist? „Coburg hat die zweithöchste Maschinenbaudichte in Bayern und beheimatet außerdem Deutschlands größten Kfz-Versicherer. Am Automobil hängen im Coburger Wirtschaftsraum 25 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse in Industrie und Dienstleistung“, betonte der IHK-Präsident. Die Automobil- und Zulieferindustrie kämpfe aktuell mit tiefgreifenden Transformationsprozessen, zunehmendem Wettbewerbsdruck und strukturellen Herausforderungen.
Ein möglicher Weg aus der aktuellen Krise kann laut Dr. Engel darin bestehen, dass Firmen sich neue oder zusätzliche Betätigungsfelder suchen. Hier sei die Frage, welche Möglichkeiten es gibt, damit Coburger Betriebe ihr technologisches Know-how, ihre herausragenden Qualitätsstandards, ihre großartige Innovationskraft und ihre bestens qualifizierten Belegschaften im Bereich Defense einbringen können. „Es ist ja kein Geheimnis, dass die Bundeswehr in sämtlichen Bereichen dringenden Investitionsbedarf hat, gerade in Bezug auf die neuen Herausforderungen im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung. Für Coburg können sich hier Chancen eröffnen: Unsere Region kann sich als Vorreiter bei der Entwicklung innovativer Technologien für den Verteidigungs- und Sicherheitssektor positionieren. Dies würde nicht nur die Wirtschaftskraft stärken, sondern auch Arbeitsplätze sichern und neue schaffen“, so IHK-Präsident Dr. Engel.
MdB Florian Hahn, selbst ehemaliger Gebirgsjäger und erfahrener Verteidigungspolitiker, bestätigte in seinem Vortrag die Relevanz von enger Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaft: „Resilienz bedeutet nicht nur die militärische Verteidigung, sondern auch die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit. Unternehmen müssen sich auf Szenarien einstellen, in denen Lieferketten unterbrochen, Handelsbeziehungen gekappt oder Cyberangriffe ausgeführt werden.“
Ein besonderes Augenmerk richtete Hahn auf die gestiegene Notwendigkeit, sich auf die Folgen geopolitischer Veränderungen vorzubereiten, wie beispielsweise mit Blick auf den BRICS- Staatenbund, der nach mehr politischem Gewicht strebt und versucht, sich als Alternative zur G7 zu positionieren. „Wir müssen schauen, wie wir unsere Werte verteidigen und die Zusammenarbeit mit unseren Partnern stärken.“ In diesem Zusammenhang thematisierte er auch die anstehende zweite Präsidentschaft von Donald Trump und ihre Auswirkungen auf die NATO. Europäische Union und Deutschland seien auf diese Gemengelage schlecht vorbereitet.
Auch auf den Ukraine-Krieg ging Florian Hahn ein und gab die Einschätzung, dass Russlands Machthaber Putin vorhat, die einstige Einflusssphäre seines Landes wiederherzustellen. Damit betreffe die Bedrohung durch Russland nicht allein die Ukraine – und einziges wirksames Mittel dagegen sei Abschreckung. Diese Abschreckung müsse mindestens so groß sein wie die Bedrohung: „Das ist sie aber nicht – und das muss uns Sorgen machen! Wenn Sie glauben, dass wir seit Beginn des Ukraine-Krieges verteidigungsfähiger geworden sind, muss ich Sie enttäuschen.“ Sicherheit nach innen und nach außen sei die Grundvoraussetzung für alles Weitere, so MdB Hahn. „Wir müssen Deutschland wirtschaftlich wieder an die Nummer Eins in Europa bringen, wir werden Geld in die Hand nehmen müssen und dabei müssen wir priorisieren.“ Es sei machbar, die notwendigen Investitionen in Verteidigung zu realisieren, ohne dass der Sozialstaat leidet. Eine entscheidende Grundlage dafür sei Wirtschaftswachstum, statt über immer neue Schulden zu sprechen. Notwendig sei ebenso, „das Beschaffungssystem der Bundeswehr vom Kopf auf die Füße zu stellen“. MdB Florian Hahn schloss mit der Feststellung: „Wenn wir das Potenzial in Deutschland und Europa entfesseln, dann können wir die Herausforderungen meistern.“
IHK-Präsident Dr. Engel dankte MdB Florian Hahn für seinen aufschlussreichen Vortrag. Der Redner stand im Anschluss für den Austausch mit den Vollversammlungsmitgliedern sowie geladenen Gästen zur Verfügung. Zu den Anwesenden zählten Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Bildung, darunter zahlreiche kommunale Spitzenvertreter, Unternehmensrepräsentanten sowie führende Persönlichkeiten aus regionalen Institutionen. Mit der Veranstaltung hat die IHK zu Coburg ein klares Zeichen gesetzt für die Notwendigkeit, Wirtschaft und Politik gemeinsam auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten – für eine starke, resiliente und sichere #zukunftsregioncoburg.