ChatGPT

Seit Anfang Dezember 2022 ist die künstliche Intelligenz ChatGPT in aller Welt ein großes Gesprächsthema. Der Chatbot schreibt Schülern die Hausaufgaben, prüft Programmcodes auf Fehler, dichtet und beantwortet Fragen aller Art. Die neue Technik eröffnet viele neue Möglichkeit, doch ebenso stellen sich auch Fragen. Ist ChatGPT vertrauenswürdig? Wie können Unternehmen die Chancen der neuen innovativen Möglichkeiten nutzen? Welche Regeln gelten für Mitarbeiter in Bezug auf die Nutzung?

Wofür steht ChatGPT?

Die Kurzbezeichnung ChatGPT steht für „Chatbot Generative Pre-trained Transformer“. Nutzer können mit dem Programm, ähnlich wie bei einem Chat mit einem Menschen, in natürlicher Sprache kommunizieren. Chatbots, die z. B. auf Unternehmenswebseiten Teile des Kundendienstes automatisiert übernehmen, gibt es schon länger. Das Besondere an ChatGPT ist, dass dieser Chatbot nicht auf bestimmte Themenbereiche oder Sprachen begrenzt ist. Somit bekommen Nutzer keine vorgefertigten Antworten ausgeliefert, stattdessen wird jede Antwort individuell generiert. Die speziell trainierte KI lernt mit jeder Interaktion weiter.

Wie nutzen Interessierte ChatGPT?

Die Nutzung von ChatGPT ist denkbar einfach. Der Chatbot arbeitet sprach- und textbasiert. Daher benötigen Sie für die Kommunikation weder IT-Kenntnisse, noch ist eine spezielle Programmiersprache vonnöten. Nach der einmaligen Registrierung stellen Sie Ihre Anfragen so, wie Sie mit einem anderen Menschen sprechen würden. Es ist nicht erforderlich, ChatGPT auf eine bestimmte Sprache einzustellen. Die KI wurde zwar ursprünglich in englischer Sprache trainiert und erzielt dort die besten Ergebnisse, aber auch andere Sprachen wie Deutsch funktionieren problemlos. Die Software antwortet automatisch in der Sprache, in der Sie Ihre Frage oder Aufgabe formulieren.

Wie funktioniert ChatGPT?

ChatGPT kombiniert maschinelles Lernen mit neuronalen Netzen. Neuronale Netzwerke sind mathematische Modelle, die von biologischen neuronalen Netzen inspiriert sind. Sie bestehen aus künstlichen Neuronen, die Informationen verarbeiten und über gewichtete Verbindungen miteinander kommunizieren. Durch Training mit Beispieldaten können neuronale Netzwerke komplexe Muster erkennen und Vorhersagen oder Entscheidungen treffen. Durch diese Kombination ist ChatGPT in der Lage, auf Fragen und Anweisungen ähnlich wie ein Mensch zu reagieren. Das funktioniert so:
  • Sie geben Ihre Frage oder Anweisung in das Dialogfeld ein, dabei kommunizieren Sie ganz natürlich wie mit einem Kollegen oder Kundendienstmitarbeiter.
  • Das System analysiert die Eingabe, meist als Frage oder Anweisung formuliert, und extrahiert die relevanten Informationen.
  • Dazu greift es auf den riesigen Trainingsdatensatz und sein neuronales Netzwerk zurück.
  • Dann generiert es eine Antwort, die sich wie der Chat mit einem anderen Menschen liest.
Dabei kann es zu Fehlern kommen, und nicht alle von ChatGPT genannten Daten oder Fakten müssen stimmen. Darauf weist die Webseite der KI auch ausdrücklich hin. Allerdings lernt das KI-Modell ständig dazu.
Es ist wichtig zu wissen, dass ChatGPT keine Suchmaschine ist. Das System greift auf vorhandene Datensätze zurück und zieht daraus Schlüsse und Vergleiche. So unterstützt ChatGPT mittlerweile Microsofts Suchmaschine Bing. Die Integration der KI ersetzt allerdings nicht die typische Suche im Netz, sie soll lediglich die Auswahl der angezeigten Ergebnisse verbessern.

Wie lange wurde ChatGPT trainiert?

Im Prinzip begann die Entwicklung der Sprachmodelle, die ChatGPT zugrunde liegen, schon vor Jahrzehnten. Der Chatbot basiert auf der Variante GPT-3.5. Das zeigt, dass es bereits einige Vorgängerversionen gab, die der Öffentlichkeit nur nicht zugänglich waren. Die Funktionsweise ist ähnlich wie bei der T9-Texterkennung, die Sie vom Smartphone kennen: Die KI versucht vorherzusagen, welchen Textbaustein Sie als nächsten eingeben möchten, und schlägt die wahrscheinlichste Lösung vor.
  • Für das Training erhält das System massenhaft Texte.
  • Diese Textgrundlagen helfen ihm, die richtigen Vorhersagen zu treffen, um Texte zu vervollständigen.
  • Ein einfaches Beispiel wäre der Teilsatz: „Der Schnee auf der Straße ist …“
  • Die wahrscheinlichste Fortsetzung wäre weiß, aber auch gelb, grau oder braun wären denkbar.
Dieses „Verhalten“ stellt die Grundfunktion von Chat-Modellen nach dem GPT-Standard dar. Das System versucht, einen Text zu vervollständigen bzw. mit zusätzlichen, voraussichtlich relevanten Informationen zu ergänzen. Es ist sich nicht bewusst, dass es z. B. auf die Frage im Dialogfeld „Wie viele Bundesländer hat Deutschland?“ im nächsten Feld eine Antwort formuliert. Dazu fehlt ihm das Bewusstsein. Es versucht lediglich, den Text zu vervollständigen. Und das tut es – auch, wenn es keine richtige Antwort gibt.
So endet z. B. das Trainingsmaterial mit Daten aus dem Jahr 2021. Für Zeiten danach kennt ChatGPT keine Fakten. Das „weiß“ das System allerdings nicht. Es wird aufgrund der Wahrscheinlichkeiten auch zu Fragen und Ereignissen nach 2021 Antworten formulieren.
ChatGPT hat gelernt, „gute Chatverläufe“ zu führen. Nutzer erhalten weitgehend nicht-toxische und ethisch-moralisch einwandfreie Antworten. Im Training wurden unangemessene Verläufe als unerwünscht markiert. Das heißt allerdings nicht, dass alles richtig ist, was ChatGPT ausführt.

Kostet die Nutzung von ChatGPT?

Nach der Registrierung können Sie ChatGPT-3.5 sofort und kostenlos nutzen. Sie müssen lediglich Namen, E-Mail-Adresse und Telefonnummer hinterlegen, um einen Account zu erstellen. Hier kann es allerdings in Spitzenzeiten mit vielen Nutzern zu Wartezeiten kommen. Darüber hinaus gibt es mittlerweile eine kostenpflichtige Version.
Achtung: Die kostenpflichtige Version mag ohne Wartezeiten funktionieren, allerdings ist die Nutzung bisher auf 25 Nachrichten innerhalb eines Zeitfensters von drei Stunden begrenzt.
Was bringt die neue Version 4.0?
Die Version 4.0 hat sich in puncto Textverständnis und -generierung deutlich verbessert. So ist sie in der Lage, komplexe Anfragen präziser zu beantworten. Die Interaktion wird so noch menschenähnlicher. GPT-4 unterscheidet sich von 3.5 durch:
  • Größeres Trainings-Set: GPT-4 wurde auf einer größeren Menge an Textdaten trainiert. Dies ermöglicht es der KI komplexere Anfragen zu verstehen und darauf zu antworten.
  • Verbesserte Architektur: Die Modelle nach GPT-3, einschließlich GPT-4, haben eine erweiterte und verbesserte Architektur, was zu einer besseren Leistung führt. Die Modelle können detailliertere und tiefgründigere Antworten geben und komplexere Zusammenhänge erfassen.
  • Fähigkeit zur Feinabstimmung: GPT-4 verfügt über verbesserte Fähigkeiten zur Feinabstimmung, die es ihm ermöglichen, sich besser an spezifische Aufgaben oder Anwendungsfälle anzupassen. Dies kann dazu führen, dass es für bestimmte Aufgaben präziser und hilfreicher ist.
  • Weniger Vorurteile und besseres Verständnis: Durch die Erweiterung der Trainingsdaten und die Verbesserungen in der Modellarchitektur kann GPT-4 auch besser mit kulturellen Unterschieden, verschiedenen Sprachen und Dialekten umgehen und hat eine bessere Fähigkeit, Vorurteile zu vermeiden.

Wer steckt hinter ChatGPT?

ChatGPT ist eine Entwicklung des kalifornischen KI-Unternehmens OpenAI. Das Forschungsunternehmen wurde gemeinsam von Investor und Programmierer Sam Altman und Elon Musk (Tesla, SpaceX, etc.) gegründet. Seit dem Jahr 2019 besteht eine Partnerschaft mit dem Software-Giganten Microsoft. Die Kooperation sieht Investitionen in Milliardenhöhe vor.
Neben den großen Chancen, die KI zunehmend bieten, entwickelt sich auch ihr Risikopotenzial. Da die Entwicklung dieser Technologie nicht aufzuhalten ist, wurde OpenAI als open source Non-Profit-Organisation gegründet. So sollen Wissenschaft und Forschung unabhängig von finanziellen Konzerninteressen die Potenziale und Risiken der KI erforschen können. Mittlerweile ist die Entwicklung nicht mehr so offen und zugänglich wie in den Jahren nach der Gründung 2015.

Welche Potenziale bietet ChatGPT für Unternehmen?

Technologien wie ChatGPT können den Arbeitsalltag tatsächlich stark bereichern. Die KI bietet einige Vorteile, wenn Anwender es verstehen, ihre Stärken zu nutzen.

Stärken von ChatGPT

Eine Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter 603 deutschen Unternehmen zeigt, dass die Haltung zu KI-Angeboten wie ChatGPT sehr unterschiedlich ist. Insbesondere im Bereich Textgenerierung sehen viele Unternehmen Potenzial. Die Befragung zeigt folgende Ergebnisse:
  • 17 % der Befragten planen den Einsatz von ChatGPT und ähnlichen Lösungen.
  • 23 % haben zwar keine konkreten Pläne zur Nutzung, können sich den Einsatz aber grundsätzlich vorstellen.
  • 29 % schließen den Gebrauch für ihren Betrieb komplett aus.
  • 25 % haben sich noch keine Gedanken zu dem Thema gemacht.
Voraussichtlich sind KI-Lösungen wie ChatGPT im Büroalltag bald ebenso präsent und normal wie der PC. Die neue Technologie dürfte Arbeits- und Geschäftsleben ähnlich stark verändern wie die Erfindung des Smartphones.
Dabei sehen die meisten Geschäftsführer und Vorstände ein hohes Potenzial für die folgenden Bereiche:
  • Prozessautomatisierung
  • Texterstellung und -bearbeitung
  • Schreiben, Verbessern und Kontrollieren von Codes (auch Fehlersuche)
  • Automatisierte Interaktion mit Kunden
  • Brainstorming und Ideensammlungen
  • Analyse großer sprachbasierter Datenmengen und Informationen
  • Erkennung von Markttrends
  • Kontrolle von strategischen Entscheidungen
  • Einsatz als Coding Assistant beim Programmieren
  • Plug-ins (ChatBot im Kundendienst, Internetbrowser, Mail-Programme etc.)
  • Automatisierte Priorisierung von Aufgaben
  • IT-Sicherheit
  • Bewerbungsprozesse (vom Anschreiben durch den Kandidaten bis zur Antwort von HR)
  • Erstellung und Auswertung von Umfragen
  • Führung von Personalakten
Damit sich KI-Lösungen wie ChatGPT im Unternehmen bewähren, ist es erforderlich, für die entsprechenden Rahmenbedingungen zu sorgen.

Worauf müssen Sie bei der Nutzung von ChatGPT aufpassen?

Bei der Nutzung von ChatGPT können einige Stolpersteine auftreten, die stets berücksichtigt werden sollten. Die Datenbasis von ChatGPT endet 2021, über neuere Informationen und Entwicklungen fehlt der KI die Kenntnis. Es kann immer zu Fehlinformationen kommen. Das musste beispielsweise ein Rechtsanwalt in New York erleben, der einen Antrag für das Gericht von ChatGPT hatte recherchieren lassen. Die KI verwies auf zahlreiche angeblich ähnlich gelagerte Fälle. Allerdings konnte die Kanzlei der Gegenseite für sechs angeführte Urteile und Aktenzeichen keine Belege finden. Denn der Chatbot hatte diese Entscheidungen nach dem erlernten Muster frei erfunden. Zur Glaubhaftmachung legte der Anwalt die angeblichen Urteile vor, auf die sich ChatGPT berufen hatte. Auch diese verwiesen wieder auf nicht existente Entscheidungen. Entsprechend wichtig ist es für Nutzer und Unternehmen, ausgegebene Ergebnisse stets kritisch zu hinterfragen und zu prüfen.

ChatGPT und das Urheberrecht

Der Chatbot selbst besitzt kein Urheberrecht an den von ihm automatisch generierten Texten. Diese können Nutzer daher theoretisch uneingeschränkt verwenden und veröffentlichen. ChatGPT gibt bereits regelmäßig Hinweise auf die richtige Verwendung von Inhalten hinsichtlich Urheberrecht, Lizenzen und Datenschutz. Es kann trotzdem sein, dass von der KI erstellte Texte Plagiate beinhalten und das Urheberrecht verletzen.
Ebenso können Informationen enthalten sein, die aufgrund der Datenschutzrichtlinien nicht veröffentlicht werden dürfen. Es kann auch zu Fällen wie unerlaubter Rechtsberatung oder Gesundheits- oder Heilsversprechen kommen. Daher ist jeder Text vor der Nutzung gründlich zu überprüfen.

Schulung

Die Nutzung von ChatGPT und anderen KI-Helfern im Unternehmen ist nur so erfolgreich, wie die Form der Aufgabenstellung an die KI durch den Anwender selbst. Daher ist es wichtig, Mitarbeiter im Umgang mit den Programmen zu schulen. Grenzen und Möglichkeiten sowie typische Fehlerquellen müssen bekannt sein. Ihre IHK zu Coburg unterstützt Sie hierbei gerne!