Energiewende-Barometer

Im jährlichen „Energiewendebarometer der IHK-Organisation“ sind die Ergebnisse einer Online-Unternehmensbefragung zusammengefasst, an der sich in den IHK-Gremien ehrenamtlich engagierte Unternehmerinnen und Unternehmer sowie weitere Mitgliedsunternehmen der IHK-Organisation beteiligt haben. Ziel des Energiewende-Barometers ist es, eine umfassende Bewertung der Unternehmen bzgl. der Fortschritte der Energiewende und der aktuellen Klima- und Energiewendepolitik zu erhalten.

Energiewende-Barometer – regionale Auswertung für den IHK-Bezirk Coburg

Zunehmende Risiken für den Wirtschaftsstandort Coburg
In der Energiepolitik ist Umdenken dringend erforderlich – so lassen sich die Ergebnisse des „Energiewende-Barometers“ für das Jahr 2024 zusammenfassen. Das Barometer zeigt, dass es vor allem hohe Preise und fehlende Planbarkeit der Energieversorgung sind, die für die Unternehmen am heimischen Standort mehr denn je ein Produktions- und Investitionshemmnis darstellen. Im jährlich erscheinenden „Energiewende-Barometer der IHK-Organisation“ sind die Ergebnisse einer Online-Befragung, auch unter Coburger Mitgliedsunternehmen, zusammengefasst. Das Ziel ist, eine umfassende Bewertung der Fortschritte der Energiewende sowie der aktuellen Klima- und Energiewendepolitik zu erhalten.
„Das Vertrauen der Wirtschaft in die Energiepolitik ist stark beschädigt“, resümiert Siegmar Schnabel, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Coburg. Der Politik sei es bisher nicht gelungen, den Unternehmen eine Perspektive für zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung aufzuzeigen. „Während in den Jahren vor 2023 viele Unternehmen in der Energiewende auch Chancen sahen, überwiegen zuletzt aus ihrer Sicht deutlich die Risiken“, so Schnabel. Das Barometer 2024 wurde vor dem Hintergrund erhoben, dass die Beschaffungskosten für Strom und Gas zwar rückläufig sind, die Energiepreise jedoch insgesamt hoch bleiben. Zudem verschärfen der anhaltende Krieg in der Ukraine und zunehmende Risiken durch den Klimawandel, wie Hitzerekorde und Überschwemmungen, die Lage.
Die zentrale Frage des Energiewende-Barometers lautet: „Wie beurteilen Sie die Auswirkungen der Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit Ihres Unternehmens?“ „Negativ“ oder „sehr negativ“ lautete die Antwort bei ca. der Hälfte der Befragten über alle Wirtschaftszweige des Coburger IHK-Bezirks hinweg, eine deutliche Verschlechterung gegenüber dem vergangenen Jahr, als das auf knapp ein Viertel zutraf.
Gefragt wurde auch nach den Auswirkungen der hohen Energiepreise auf Investitionen: Besorgniserregend ist, dass 41 Prozent der Betriebe ihre Investitionen in Kernprozesse zurückstellen und 18 Prozent weniger in Forschung und Innovation investieren, 29 Prozent wollen weniger in Klimaschutzmaßnahmen investieren. „Im Klartext heißt das, unseren Unternehmen geht zunehmend die Luft aus – es fehlt jeder finanzieller Spielraum“, warnt Björn Cukrowski, Bereichsleiter Standortpolitik der IHK zu Coburg.
Die Unternehmen erkennen die Notwendigkeit der Transformationsbemühungen für mehr Klimaschutz, stoßen bei der Umsetzung aber immer wieder an Hindernisse: 41 Prozent nennen in diesem Zusammenhang „zu viel Bürokratie“, es folgen „Information bzw. Planbarkeit und Verlässlichkeit in der Energiepolitik“ (29 Prozent), „langsame Planungs- und Genehmigungsverfahren“ (23 Prozent) und „Fachkräftemangel“ (18 Prozent).
Interessant ist, wie die Betriebe mit der schwierigen Situation umgehen: Während durch Standortverlagerung ins Ausland die Deindustrialisierung in einigen Regionen der Bundesrepublik längst eingesetzt hat, zeichnen sich Coburger Unternehmen durch ihre besondere Standortverbundenheit aus: Jeweils rund 10 Prozent haben die Erschließung neuer Absatzmärkte im Ausland entweder geplant oder bereits realisiert, die überwältigende Mehrheit von fast 80 Prozent hat keine derartigen Maßnahmen vorgesehen.
Um Energiewende und Klimaschutz sicher, bezahlbar und umweltverträglich zu gestalten, besteht unter den Befragten besonders große Zustimmung zu folgenden Forderungen: „Steuern und Abgaben auf den Strompreis sollten weiter gesenkt werden.“ (53 Prozent), „Wirtschaftlichkeit, Freiwilligkeit und Technologieoffenheit sollten die Leitprinzipien für Energieeffizienzmaßnahmen sein.“ (53 Prozent) sowie „Der Zugang zu Wasserstoff als Energieträger sollte für Unternehmen aller Branchen und in allen Regionen planungssicher hergestellt werden.“ (42 Prozent).
„Die Energiefrage ist eine gewaltige Belastung für unsere Unternehmen“, mahnt IHK-Hauptgeschäftsführer Schnabel. Dass Lage und Stimmung sich derart verschlechtert haben, führt er insbesondere auf die Wirtschaftsstruktur am Coburger Standort zurück. „Unser IHK-Bezirk ist stark industriell geprägt, in diesem Bereich ist aber der Energiebedarf am größten. Das schlägt nun voll auf die Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe durch, gerade im internationalen Vergleich. Damit erweisen sich unsere bisherigen Stärken – industrielle Basis und hohe Exportorientierung – zunehmend als Risiko für den Wirtschaftsstandort Coburg.“