Industriestrompreis hilft nur Wenigen
Die im weltweiten Vergleich weit überdurchschnittlichen Energiepreise Deutschlands waren das Top-Thema bei den letzten Besuchen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in den DIHK-Gremien.
Selbst im Verhältnis zu den direkten EU-Nachbarn hat sich der Wettbewerbsdruck an dieser Stelle enorm erhöht: Vor der Energiekrise hat ein deutscher Mittelständler bereits doppelt so viel für den Strom bezahlt wie sein französischer Konkurrent. Inzwischen ist es viermal so viel, wie der DIHK-Bereich Energie, Umwelt, Industrie (EUI) ausgerechnet hat.
Minister Habeck hat nun ein Konzept für einen Industriestrompreis in Höhe von 6 Cent je kWh auf 80 % des Verbrauches für ausschließlich energieintensive Industrieunternehmen im internationalen Wettbewerb und energieintensive Transformationsindustrien vorgelegt. In der Diskussion ist das Verfahren der „Besonderen Ausgleichsregelung“, womit auf Basis der EU-Beihilferichtlinien über viele Jahre die damalige EEG-Umlage reduziert wurde.
Von dieser Regelung profitierten rund 2.200 deutsche Unternehmen im Jahr 2021, davon ca. 50 in Südwestsachsen. Das jetzt vorgelegte Modell zielt damit nur auf einen sehr eng definierten Kreis von Industriebetrieben – und wird dann bei der praktischen Nutzung durch Vorgaben zur Transformation, Standortgarantie und Tariftreue auch noch weiter eingeschränkt.
Positiv bleibt, dass erste Ansätze für eine breitere Lösung bei den Netzentgelten immerhin angelegt sind. Klar ist aber, dass wir zügige und tragfähige Lösungen brauchen, um von den hohen Preisen runter- und bei der Transformation voranzukommen.
Die IHK-Organisation setzt sich deshalb weiter für ein gut austariertes Gesamtkonzept ein, das auch in der Breite der Wirtschaft wirkt.
- Arbeitspapier des BMWK zum Industriestrompreis