Handelskammer-Konjunkturreport zum Herbst: Geschäftsaussichten weiter verschlechtert 

(PM 39-2024, 29.10.2024) Die wirtschaftliche Lage in der bremischen Wirtschaft bleibt besorgniserregend. Laut des aktuellen Konjunkturreports zum Herbst der Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven unter 375 Betrieben aus Produzierendem Gewerbe, Handel und Dienstleistungen im Lande Bremen bewertet die Wirtschaft in Bremen und Bremerhaven die Geschäftslage nach wie vor überwiegend negativ. Die befragten Unternehmen erwarten keine kurzfristig absehbare Verbesserung der wirtschaftlichen Aussichten – ganz im Gegenteil, die Geschäftsaussichten haben sich weiter verschlechtert. Insgesamt bleibt der Handelskammer-Konjunkturindikator auf einem niedrigen Niveau von 77 Punkten, deutlich unter dem zehnjährigen Mittelwert von 99 Punkten.
Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Dr. Matthias Fonger sagt: „Die Geschäftsaussichten für die kommenden zwölf Monate fallen insgesamt deutlich negativ aus und zeugen von einem äußerst angespannten wirtschaftlichen Umfeld. Das gilt auch für die Erwartungen an das Exportgeschäft, die besonders für die Industrie sehr wichtig sind.“

„Die wirtschaftlichen Geschäftsrisiken sind nach wie vor die überbordende Bürokratie, internationale Krisenherde, wachsende Arbeitskosten und der anhaltende Fachkräftemangel“, betont Dr. Fonger und erklärt: „Diese Entwicklungen bereiten den Unternehmen in Bremen und Bremerhaven große Sorgen und führen zu einer branchenübergreifenden Investitionszurückhaltung.“
In der Hotellerie und Gastronomie, den Verkehrs- und Logistikdienstleistungen, dem Groß- und Außenhandel sowie den Sonstigen Dienstleistungen rechnen die meisten der Befragten mit einer ungünstigen Geschäftsentwicklung. In den Ergebnissen der Konjunkturumfrage zeichnet sich ab, dass die Unternehmen trotz des Fachkräftemangels erwägen, die Mitarbeiterzahlen zu reduzieren.
Dr. Matthias Fonger betont: „Die vorherrschenden Unsicherheiten und die negativen Erwartungen erfordern dringend Maßnahmen zur Stabilisierung des Wirtschaftsstandorts Bremen. Wir brauchen eine entschlossenere Politik, die pragmatisch handelt und überflüssige Bürokratie reduziert und damit den Unternehmen mehr Freiheiten gibt, ihre Wettbewerbsfähigkeit im Internationalen Markt unter Beweis zu stellen. Neue Belastungen, wie die geplante Ausbildungsumlage, müssen zurückgenommen werden.“

Die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate haben im Vergleich zum Vorquartal erneut nachgelassen und werden mit Ausnahme von den Kreditinstituten in allen Wirtschaftsbereichen deutlich negativ bewertet. Geschäftslage und Geschäftserwartungen zusammengenommen sinkt der Handelskammer-Konjunkturindikator für die Wirtschaft in Bremen und Bre-merhaven leicht um 2 auf 77 Punkte und bleibt damit im zehnjährigen Vergleich (99 Punkte) weiter auf niedrigem Niveau.

Geschäftsklima in der Stadt Bremen
Die Stimmung in der stadtbremischen Wirtschaft bleibt eingetrübt. Die aktuelle Geschäftslage wird zwar etwas weniger schlecht bewertet als im Sommer, die Geschäftserwartungen sind aber sehr negativ. In der Industrie ist die Stimmung leicht verbessert, bleibt aber negativ. Verbesserungen im laufenden Geschäft verzeichnen Baugewerbe, Einzelhandel sowie Verkehrs- und Logistikdienstleistungen, aber die Prognosen sind weiterhin ungünstig. Groß- und Außenhandel sowie Hotellerie und Gastronomie zeigen eine stark eingetrübte Stimmung Der Konjunkturindikator liegt mit 77 Punkten deutlich unter dem zehnjährigen Mittelwert von 100.

Geschäftsklima in der Stadt Bremerhaven
Die Stimmung in der Bremerhavener Wirtschaft hat sich nach einer Verbesserung im Sommer wieder eingetrübt. Die Geschäftslage und die Erwartungen werden negativ bewertet. Produzierendes Gewerbe und Dienstleistungsbereich ebenso wie der Handel sehen die laufenden Geschäfte und die Aussichten negativ. Anders als in der stadtbremischen Wirtschaft bleiben die Exporterwartungen der Bremerhavener Unternehmen unverändert positiv. Bremerhaven. Aufgrund der geringeren Exportintensität in der Industrieproduktion ist die Exportnachfrage aber vergleichsweise weniger bedeutend für die Konjunktur. Der Konjunkturindikator sinkt um 12 auf 78 Punkte, deutlich unter dem Zahn-Jahres Mittelwert von 96.

Geschäftsklima nach Branchen
Die Stimmung in der bremischen Industrie hat sich im Vergleich zum Sommer leicht verbessert, bleibt jedoch deutlich eingetrübt. Im III. Quartal sind die Neuaufträgen weiter zurückgegangen, besonders aus dem Ausland. Der Auftragsbestand wird als zu gering bewertet und die Exporterwartungen bleiben für die kommenden Monate negativ. Der Industrieindikator wächst im Land Bremen um 6 auf 87 Punkte (Zahn-Jahres Durschnitt 100 Punkte).

Der leichte Zuwachs beim Auftragseingang im II. Quartal hat die Geschäftslage im Baugewerbe leicht verbessert, und das laufende Geschäft wird positiv bewertet. Im III. Quartal gingen die neuen Aufträge jedoch deutlich zurück, und die Aussichten haben sich weiter verschlechtert. Der Konjunkturindikator für die Bauwirtschaft sinkt um 1 auf 82 Punkte (Mittelwert 103).

Im Einzelhandel bleibt die Konsumzurückhaltung bestehen, jedoch wurden nur leichte Umsatzrückgänge im Vergleich zum Vorquartal registriert. Das laufende Geschäft und die Geschäftsprognosen bewerten die Befragten besser, aber die Händler erwarten weiterhin eine ungünstige Entwicklung. Der Konjunkturindikator wächst um 14 auf 83 Punkte (Mittelwert 90 ).

Im Groß- und Außenhandel ist die Stimmung stark eingetrübt. Sowohl der Inlandshandel als auch der Außenhandel melden schlechte Aussichten. Insgesamt sinkt der Konjunkturindikator um 14 auf 51 Punkte (Mittelwert 90).

Bei den Verkehrs- und Logistikdienstleistungen bleibt das Geschäftsklima deutlich eingetrübt, obwohl sich die Bewertungen des laufenden Geschäfts leicht verbessert haben. Die Geschäftsprognosen haben erneut nachgelassen. Der Konjunkturindex sinkt um 2 auf 63 Punkte (Mittelwert 98).

Die Stimmung in der Hotellerie und Gastronomie hat sich stark verschlechtert. Während aus der Hotellerie im Sommer noch positive Rückmeldungen kamen, haben sich die Bewertungen zur Geschäftslage und den Erwartungen deutlich verschlechtert. Der Konjunkturindikator sinkt um 24 Punkte auf 56 Punkte (Mittelwert 76).

Die Kreditinstitute schätzen ihre aktuelle Geschäftslage unverändert gut ein. Die Aussichten für die kommenden Monate werden auf Grund der vielfältigen Risiken jedoch nur neutral bewertet.

Das Konjunkturklima in den Sonstigen Dienstleistungen hat sich im Vergleich zum Sommer verschlechtert. Obwohl das laufende Geschäft neutral bis leicht positiv bewertet wird, gibt es weniger Neuaufträge. Die Geschäftsprognosen sind negativ. Der Konjunkturindikator sinkt um 12 auf 78 Punkte (Mittelwert 110).

Laden Sie sich den gesamten Konjunkturreport Herbst 2024 (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 224 KB) der Handelskammer Bremen herunter.