Handelskammer-Konjunkturreport zum Sommer: Stimmung in der bremischen Wirtschaft trübt sich weiter ein / Dämpfer für das Exportgeschäft

(PM 29-2024, 12.07.2024) Die Stimmung trübt sich insbesondere in der stadtbremischen Wirtschaft weiter ein. Im Frühjahr hatte es noch leichte Signale einer konjunkturellen Erholung gegeben. Der aktuelle Konjunkturreport zum Sommer 2024 der Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven macht nun aber deutlich, dass sich insbesondere die im Frühjahr noch leicht positiven Erwartungen an das Exportgeschäft verschlechtert haben. Etwas besser werden derzeit die Lage und die Erwartungen in Bremerhaven beurteilt. Insgesamt fällt der Handelskammer-Konjunkturindikator im Vergleich zum vorherigen Quartal jedoch wieder auf ein sehr niedriges Niveau zurück. Ein großer Teil der 381 befragten Unternehmen aus dem Produzierenden Gewerbe, aus Handel und Dienstleistungen im Land Bremen geht nicht davon aus, dass in den kommenden Monaten ein Aufschwung zu erwarten ist.
Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Dr. Matthias Fonger sagt: „Die Unternehmen haben es unverändert mit einer herausfordernden Situation im nationalen, europäischen und internationalen Geschäft zu tun. Häufig ist aus den Betrieben auch zu hören, dass bürokratische Belastungen und Überregulierung weiter zunehmen und dadurch die ohnehin schwierige Fachkräftesituation zusätzlich belasten.“ Unverändert, so der Hauptgeschäftsführer, leiden die Unternehmen auch unter hohen Energie- und Rohstoffpreisen, steigenden Arbeitskosten und einer rückläufigen Inlandsnachfrage: „Leicht positive Bewertungen der momentanen Geschäftslage kommen derzeit nur noch aus der Bauwirtschaft, von den Kreditinstituten und den Unternehmen aus dem Bereich der Sonstigen Dienstleistungen“, sagte Dr. Matthias Fonger: „Aus allen anderen ´Wirtschaftsbereichen haben wir bei unserer Quartalsumfrage überwiegend schlecht laufende Geschäfte gemeldet bekommen. Vor allem in der Industrie und aus dem Einzelhandel kommen spürbar ungünstigere Beurteilungen als noch im Frühjahr 2024. Für einen exportorientierten und produktionsstarken Standort wie des Land Bremen ist dies eine besonders schwierige Situation.“
Mit Blick auf die kommenden zwölf Monate bewegen sich die Geschäftserwartungen im Vergleich zum Vorquartal insgesamt deutlich im negativen Bereich. Etwas zuversichtlicher, wenngleich trotzdem negativ, sind auch hier nur die Sonstigen Dienstleister sowie Gastronomie und Hotellerie. Geschäftslage und Geschäftserwartungen zusammengenommen sinkt der Handelskammer-Konjunkturindikator für die Wirtschaft in Bremen und Bremerhaven um -9 auf 79 Punkte. Im Zehn-Jahres-Vergleich (100 Punkte) ist dies deutlich unter dem Durchschnittsniveau.
Geschäftsklima in der Stadt Bremen
In der stadtbremischen Wirtschaft hat sich die Stimmung wieder spürbar eingetrübt. Seit der Frühjahrsumfrage wird das laufende Geschäft deutlich häufiger als schlecht bewertet. Auch die Geschäftserwartungen haben sich branchenübergreifend verschlechtert. Am deutlichsten ist der Stimmungsumschwung in der stadtbremischen Industrie zu bemerken. Auch die noch im Frühjahr eher positiven Exporterwartungen werden von den Unternehmen momentan klar negativ gesehen. Die eingetrübten Geschäftsaussichten führen zu zurückhaltenden Personal- und Investitionsplanungen. Der Handelskammer-Konjunkturindikator für die stadtbremische Wirtschaft sinkt um -12 auf 77 Punkte, also deutlich unter den Zehn-Jahres-Mittelwert von 101 Punkten.
Geschäftsklima in der Stadt Bremerhaven
Besser als in Bremen zeigt sich die Lage in der Bremerhavener Wirtschaft. Zum zweiten Mal in Folge hat sich in der Seestadt die konjunkturelle Stimmung leicht verbessert, die Unternehmen bewerten sie als befriedigend. Auch die Geschäftserwartungen werden als leicht verbessert gesehen, wobei die Prognosen insgesamt aber negativ bleiben. Das sorgt in Bremerhavener Unternehmen für etwas weniger restriktive Investitionsplanungen. Für die Wirtschaft in der Seestadt steigt der Handelskammer-Konjunkturindikator zum zweiten Mal in Folge um +8 auf 90 Punkte. Bei einem Zehn-Jahres-Mittelwert von 96 Punkten liegt er damit allerdings auf unterdurchschnittlichem Niveau.
Geschäftsklima nach Branchen
In der bremischen Industrie wird im zweiten Quartal 2024 vor allem aus dem Ausland ein Rückgang des Auftragseingangs verzeichnet. Damit sind auch die zuletzt noch positiven Exporterwartungen wieder überwiegend negativ. Der Industrieindikator fällt im Land Bremen um -28 auf 81 Punkte (Zehn-Jahres-Durchschnitt 101 Punkte).
Aus dem Baugewerbe kommen nach wiederholt starken Rückgängen wieder Meldungen über leichte Zuwächse bei den Auftragseingängen. Trotzdem schätzen die Unternehmen die Aussichten für die kommenden Monate insgesamt wieder deutlich schlechter ein als zuletzt. Der Konjunkturindikator für die Bauwirtschaft sinkt um -7 auf 83 Punkte (Mittelwert 104).
Der Einzelhandel registriert online und stationär weiterhin eine abnehmende Konsumneigung, die sich nach Einschätzung der Befragten auch fortsetzen wird. Die Geschäftsprognosen fallen noch schlechter aus als zuletzt. Der Konjunkturindex sinkt um -17 auf 69 Punkte (Mittelwert 91).
Im Groß- und Außenhandel bleibt die konjunkturelle Stimmung stark eingetrübt. Zwar schätzen die Unternehmen sowohl aus dem Inlands- als auch aus dem Auslandshandel die aktuelle Geschäftslage etwas besser ein als noch im Frühjahr, sehen sie aber weiterhin deutlich im negativen Bereich. Alles zusammengenommen steigt der Konjunkturindikator um +7 auf 65 Punkte (Mittelwert 91).
Die Verkehrs- und Logistikdienstleistungen bewerten das laufende Geschäft im Vergleich zum Vorquartal als deutlich eingetrübt. Noch stärker haben in diesem Bereich die Prognosen nachgelassen. Etwas mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen rechnet mit einer ungünstigen Entwicklung, nur fünf Prozent gehen von einer Verbesserung ihrer Geschäfte aus. Der Konjunkturindex sinkt um -20 auf 65 (Mittelwert 99).
Aus Hotellerie und Gastronomie werden unterschiedliche Bewertungen gemeldet. In der Hotellerie fallen Lagebeurteilung und Erwartungen eher positiv aus, in der Gastronomie wird beides tendenziell negativ bewertet. Der Konjunkturindikator steigt zusammengenommen um +17 auf leicht überdurchschnittliche 80 Punkte (Mittelwert 77).
Die Kreditinstitute bewerten ihre aktuelle Lage überwiegend als gut. Allerdings nur noch neutral sehen sie die Aussichten angesichts der anhaltend schwachen Binnenkonjunktur für die kommenden Monate.
In den Sonstigen Dienstleistungen gibt es nach mehreren Quartalen einer eher rückläufigen Konjunktur in der Summe wieder eine leicht positive Bewertung ihrer Lage. Die Geschäftserwartungen bleiben allerdings deutlich im negativen Bereich, was auch zu einer geringeren Investitionsneigung führt. Der Handelskammer-Konjunkturindikator steigt um +6 auf 90 Punkte (Mittelwert 111).