Jahresbericht 2023 der Handelskammer: Wende in der Wirtschaftspolitik gefordert / Impulse für mehr Investitionen / Keine Anzeichen für einen Aufschwung in 2024 / Arbeitskräftebedarf weiterhin hoch
(PM 07-2024, 26.02.2024) Für die bremische Wirtschaft hat das Jahr 2023 einschneidende Herausforderungen gebracht. Die Sorge um die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes belastet anhaltend das Tagesgeschäft der Unternehmen in Bremen und Bremerhaven. Laut den regelmäßigen Konjunkturumfragen der Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven kämpfen nahezu alle Branchen mit schwierigen Rahmenbedingungen: Dazu zählen geopolitische Gefahren für die Lieferketten und eine überbordende Bürokratie. Ein Großteil der Unternehmen leidet auch unter fehlenden Fach- und Arbeitskräften, der Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise, einer geringen Inlandsnachfrage sowie wachsenden Arbeitskosten. Dies macht der Handelskammer-Jahresbericht mit dem Titel „#GemeinsamBesseresSchaffen – jetzt!“ deutlich, der heute von Präses Eduard Dubbers-Albrecht und Hauptgeschäftsführer Dr. Matthias Fonger vorgestellt wurde.
Der Druck auf die Wirtschaft kommt von vielen Seiten. Präses Eduard Dubbers-Albrecht sagte: „Wir müssen in Deutschland an vielen Stellen gleichzeitig wirtschaftspolitisch umsteuern, um wieder attraktiv für Unternehmen zu werden. Unser Land braucht Impulse für mehr Investitionen, damit Unternehmerinnen und Unternehmer dem Standort Deutschland wieder vertrauen.“ Von der Politik fordert der Präses, vieles beiseitezuräumen, was den wirtschaftlichen Erfolg und damit eine nachhaltige Entwicklung hierzulande ausbremst: Blockaden in Planungs- und Genehmigungsprozessen, ebenso Bürokratie im betrieblichen Alltag. Gleichzeitig gelte es, die richtigen Schritte zu unternehmen, um Bremen und Bremerhaven bei der wirtschaftlichen Transformation bestmöglich zu unterstützen: „Alles, was jetzt an Belastungen oder im Gegenzug an Entlastungen von der Politik entschieden wird“, so der Handelskammer-Präses, „wirkt sich direkt auf die Investitionspläne der Betriebe aus. Besonders groß ist die Skepsis der Unternehmen bei der Energieversorgung, die sie mittel- und langfristig als vergleichsweise unsicher und teuer einstufen. Das kann dazu führen, dass Industriebetriebe Kapazitäten ins Ausland verlagern oder das in Zukunft planen.“ Wichtig sei, dass positive Veränderungen in der Praxis ankommen – schnell und konkret. Präses Eduard Dubbers-Albrecht betonte: „Weniger staatliche Regulierung und mehr Freiheit und Eigenverantwortung muss die neue Leitlinie sein. Eine erfolgreiche und klimagerechte Zukunft kann nicht herbeireguliert oder -subventioniert werden. Sie muss erforscht und erarbeitet werden. Nur mit einer wachsenden Wirtschaft lassen sich auch wichtige staatliche Aufgaben solide finanzieren – von der Bildung über die Unterstützung in Notlagen bis hin zur Verteidigung.“
Zugleich müsse weiter an den zentralen Zukunftsthemen für Bremen und Bremerhaven gearbeitet werden. Dazu gehört nach Auffassung des Handelskammer-Präses besonders die bremische Bildungspolitik. Er fordert hier mehr Kraftanstrengungen, um die lange bekannten und viel diskutierten Mängel bei der Qualität des bremischen Schulbildungssystems endlich abzustellen. Präses Eduard Dubbers-Albrecht sagte: „Gute Bildung ist der Schlüssel für den Start in ein erfolgreiches Berufsleben. Freie Ausbildungsplätze können aus Mangel an qualifizierten Bewerberinnen und Bewerbern nicht besetzt werden. Das sind Arbeitnehmerinnen und Arbeiternehmer, die den Unternehmen für ihre erfolgreiche Entwicklung fehlen.“
Der Hauptgeschäftsführer der Handelskammer, Dr. Matthias Fonger, berichtete bei der Vorstellung des Jahresberichts über die konjunkturellen Entwicklungen im Jahr 2023: „Nachdem die bremische Wirtschaft das Jahr 2022 vergleichsweise gut meisterte, folgte 2023 eine deutliche konjunkturelle Abschwächung.“ Die verhaltene Umsatzentwicklung in der bremischen Industrie sei vor allem auf eine schwache Nachfrage aus dem Ausland zurückzuführen. Dr. Matthias Fonger betonte: „Darüber hinaus lastet weiterhin ein enormer Kostendruck durch die hohen Energie- und Rohstoffpreise und die Entwicklung der Arbeitskosten auf den Schultern der Unternehmen.“
Viermal im Jahr verschaffe sich die Handelskammer mit ihrer Konjunkturumfrage einen Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung der bremischen Unternehmen. Dr. Fonger sagte: „Der wirtschaftliche Stimmungsabfall war in der stadtbremischen Wirtschaft bereits im Herbst 2023 zu spüren und kam zum Jahreswechsel 2023/2024 auch in der Bremerhavener Wirtschaft an. Knapp die Hälfte aller Befragten aus dem Land Bremen rechnet mit einer ungünstigen Geschäftsentwicklung im Jahresverlauf.“
Der Handelskammer-Hauptgeschäftsführer sieht für 2024 keine Zeichen, die auf einen wirtschaftlichen Aufschwung hindeuten: „Ob sich die bremische Wirtschaft positiv von der bundesdeutschen Entwicklung abheben kann, wird nicht zuletzt von der Entwicklung der Exportnachfrage abhängen, die für die bremische Industrie von besonders großer Bedeutung ist. Um sich im internationalen Wettbewerb behaupten zu können, ist vor allem für energieintensive Produktionsbetriebe eine moderate und planbare Entwicklung der Energiepreise von großer Bedeutung. Hierzu sind verlässliche Konzepte für die Umsetzung der Energiewende notwendig, um mittel- und langfristige Planungssicherheit herzustellen.“ Weiterhin seien Vereinfachungen und Verkürzungen von Verwaltungsverfahren und der Ausbau von Infrastrukturen dringend notwendig, um die Rahmenbedingungen für den Wettbewerb zu verbessern.
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