Werften in Deutschland stärken / Wirtschaft im Norden fordert Unterstützung vom Bund

(PM 47-2023, 24.11.2023) Gemeinsame Pressemitteilung der Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven und der IHK Nord e.V.
Die Konjunkturaussichten für den Schiffbau haben sich im Herbst 2023 deutlich eingetrübt. Ebenso in der Schifffahrtsbranche ist der Geschäftsklimaindex rückläufig. Nur die Hafenwirtschaft zeigt eine leicht positive Entwicklung. Dies ist das Ergebnis der maritimen Konjunkturumfrage der IHK Nord, dem Zusammenschluss 13 norddeutscher Industrie- und Handelskammern. Demnach bereiten die Rohstoff- und Energiepreise, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, der Fachkräftemangel sowie die Entwicklung der Arbeitskosten den Unternehmen Sorge.

Den deutlichsten Rückgang machte das Konjunkturbarometer im Schiffbau mit einem Minus von 63,1 Punkten. Keines der befragten Unternehmen erwartet für die kommenden Monate eine günstigere Entwicklung der Geschäftslage, 74,4 Prozent erwarten eine gleichbleibende und 25,6 Prozent eher eine schlechtere Entwicklung. Wirtschaftliche Risiken sehen die Werften bei der Gewinnung von Fachkräften (94,7 Prozent), der Entwicklung der Arbeitskosten (78 Prozent), bei den Energie- und Rohstoffpreisen (78 Prozent) sowie bei der Entwicklung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (74 Prozent).
„Zeitenwende und Energiewende wird es nur mit einer starken nationalen maritimen Branche geben. So sind die Werften durch den Bau von Errichterschiffen oder Konverterplattformen ein Pfeiler der Offshore-Windkraft. Um aber den Schiffbau mit seinen Schlüsseltechnologien hierzulande zu halten, muss die Politik ihre Versprechen in Taten umsetzen: Berücksichtigung der strategischen Ausrichtung der Marine beim 100 Milliarden Euro Sondervermögen der Bundeswehr, Umsetzung schnellerer Vergabeverfahren sowie Innovationsförderung u.a. beim Bau von Konverterplattformen für die Energiewende“, forderte Klaus-Jürgen Strupp, Vorsitzender der IHK Nord. „Trotz eventuell ausfallender Finanzmittel aufgrund der aktuellen Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Klima- und Transformationsfonds bedarf eine erfolgreiche Energiewende in der maritimen Industrie neben regulatorischer auch weiterhin finanzieller Unterstützung durch den Bund,“ betonte Strupp.
Auch in der Schifffahrt haben sich die Konjunkturaussichten – wenn auch nur leicht – eingetrübt. Der Geschäftsklimaindex verzeichnet ein Minus von knapp drei Punkten und sinkt damit von 71,0 auf 68,2 Punkte. 35,6 Prozent der befragten Reeder sehen die Entwicklung der Geschäftslage zumindest als gleichbleibend an. Allerdings sind bei 64,4 Prozent die Geschäftserwartungen nach wie vor rückläufig. Nahezu alle Unternehmen sorgen sich um die Entwicklung der Energiepreise, 65,9 Prozent sorgen sich um die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und 52,3 Prozent der Reeder haben Schwierigkeiten, ausgebildete Fachkräfte zu finden.

Bei der Hafenwirtschaft legt der Geschäftsklimaindex leicht von 83,0 auf 93,3 Punkte zu und bleibt damit auf einem durchschnittlichen Niveau. 12 Prozent der Betriebe schätzen die Entwicklung der Geschäftslage als günstiger und 53,9 Prozent als gleichbleibend ein. Immerhin 34 Prozent der Unternehmen gehen von einer schlechteren Entwicklung der Geschäftslage aus. In der Umfrage sind 72,3 Prozent der Hafenbetriebe unzufrieden mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Sie beklagen außerdem die hohen Energiepreise (67 Prozent), eine schwächelnde Auslandsnachfrage (63,9 Prozent) sowie höhere Arbeitskosten (64,4 Prozent) verbunden mit einem steigenden Fachkräftemangel (58,6 Prozent). „Wir hoffen, dass der Bund-Länder-Pakt zur Beschleunigung von Infrastrukturvorhaben sowie die neue Nationale Hafenstrategie der Hafenwirtschaft neuen Schub verleihen“, sagte Strupp.

Laden Sie sich hier die Ergebnisse des IHK Nord Konjunkturreports Herbst 2023 für die maritime Wirtschaft (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 103 KB) herunter.

Die IHK Nord ist der Zusammenschluss 13 norddeutscher Industrie- und Handelskammern aus Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Sie vertreten knapp 900.000 Unternehmen in Norddeutschland.