Handelskammer Konjunkturbericht: Pandemie, Lieferengpässe und Personalmangel verzögern den Aufschwung zu Jahresbeginn / Positive Signale aus der Baubranche und den Verkehrs- und Logistikunternehmen

(PM 07-2022, 01.02.2022) Die aktuelle Geschäftslage der Unternehmen in Bremen und Bremerhaven hat sich im Vergleich zum Herbst 2021 leicht verschlechtert. Die anhaltenden Einschränkungen durch die Pandemie in vielen Branchen, Preissteigerungen und Lieferengpässe bei der Beschaffung von Rohstoffen, Energie oder Vorprodukten sowie der zunehmende Mangel an Fachkräften verzögern den Aufschwung der Wirtschaft im Land Bremen. Der Handelskammer-Konjunkturindikator sinkt zum zweiten Mal in Folge, bleibt aber weiterhin im positiven Bereich. Das sind die Ergebnisse der Konjunkturumfrage der Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven für das vierte Quartal 2021 und die Vorausschau auf das Jahr 2022 unter 354 Betrieben aus Produzierendem Gewerbe, Handel und Dienstleistungen im Land Bremen.
Die Geschäftserwartungen der Unternehmen für das begonnene Jahr deuten aktuell noch nicht auf eine baldige Beschleunigung des wirtschaftlichen Aufschwungs bei den Unternehmen in Bremen und Bremerhaven hin. Produktionsengpässe und Unterbrechungen der globalen Lieferketten bei gleichzeitig steigender weltwirtschaftlicher Nachfrage haben dazu geführt, dass Rohstoffe, Materialien und Vorprodukte erheblichen Preissteigerungen unterliegen oder nur mit Verzögerungen geliefert werden. Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Dr. Matthias Fonger sagt: „Lieferengpässe und insbesondere höhere Einkaufspreise wurden im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem Fachkräftemangel zu einer Wachstumsbremse und werden voraussichtlich auch noch in den kommenden Monaten für eine Verlangsamung des wirtschaftlichen Aufholprozesses sorgen.“
Die anhaltenden Beschränkungen zur Bewältigung der Corona-Pandemie führen dazu, dass in einzelnen Wirtschaftsbereichen – beispielsweise im Einzelhandel, in Hotellerie und Gastronomie sowie in der Reise-, Kultur- und Veranstaltungswirtschaft – das Geschäft nach wie vor weit vom Normalbetrieb und von einer Normalauslastung entfernt ist. Dr. Matthias Fonger: „Positive Signale erhalten wir aktuell aus der Baubranche und von den Verkehrs- und Logistikdienstleistern. Hier laufen die Geschäfte trotz massiver Probleme mit Materialengpässen, längeren Wartezeiten und zugleich fehlenden Fachkräften insgesamt weiterhin gut. Auch die Erwartungen für das laufende Jahr sind aus Sicht dieser Branchen positiv.“
Geschäftsklima in der Stadt Bremen
Die Unternehmen der stadtbremischen Wirtschaft vermelden zum Jahreswechsel eine Verlangsamung des Erholungsprozesses. Die aktuelle Geschäftslage wird in der Summe zwar weiterhin überwiegend gut bewertet, aber nicht mehr so positiv wie noch im vorherigen Quartal. Alles in allem sinkt der Handelskammer-Konjunkturindikator für die stadtbremische Wirtschaft zum zweiten Mal in Folge um -6 auf nunmehr 112 Punkte. Im Vergleich zu den vergangenen zehn Jahren notiert der Index damit noch auf leicht überdurchschnittlichem Niveau (109 Punkte).
Geschäftsklima in Bremerhaven
Nach der leichten Eintrübung im vergangenen Herbst zeigt sich das Geschäftsklima in der Bremerhavener Wirtschaft zum Jahreswechsel kaum verändert. Im Vergleich zum vorherigen Quartal werden die laufenden Geschäfte von den Bremerhavener Unternehmen etwas weniger gut beurteilt. Die positiven Rückmeldungen überwiegen die negativen aber weiterhin. Die Erwartungen zeigen sich etwas verbessert, notieren in der Summe aber leicht negativ. Lage und Erwartungen zusammengenommen, bleibt der Handelskammer-Konjunkturindikator für die Wirtschaft der Seestadt unverändert bei 100 Punkten und notiert damit im Zehn-Jahres-Vergleich auf leicht unterdurchschnittlichem Niveau (103 Punkte).
Geschäftsklima nach Branchen
Die Produktion in der bremischen Industrie hat zum Jahreswechsel an Fahrt verloren. Den Unternehmen machen die hohen Energie- und Rohstoffpreise sowie Materialengpässe zu schaffen. Darüber hinaus hat der Auftragseingang leicht nachgelassen.
Im Baugewerbe laufen die Geschäfte trotz massiver Probleme mit Materialengpässen und zugleich fehlenden Fachkräften insgesamt weiterhin gut. Die Zahl der neu eingegangenen Aufträge ist in der Summe gestiegen, die Auftrags-reichweite beträgt bei mehr als der Hälfte der Befragten vier Monate oder mehr.
Im Einzelhandel haben die erneuten pandemiebedingten Einschränkungen zu einer deutlichen Eintrübung des Geschäftsklimas geführt. Vor allem aus dem stationären Facheinzelhandel werden Umsatzeinbrüche vermeldet. Zu den Profiteuren der Beschränkungen zählt insbesondere der Online-Handel mit gestiegenen Umsatzzahlen.
Im Groß- und Außenhandel führen Lieferengpässe zu höheren Einkaufspreisen und längeren Wartezeiten. Bestehende Aufträge können teilweise nicht abgearbeitet werden. Dennoch zeigt sich die Geschäftslage robust. In der Summe vermelden die befragten Händler gut laufende Geschäfte.
Bei den Verkehrs- und Logistikdienstleistungen kommt es durch Lieferengpäs-se zu einem erhöhten Planungsaufwand und längeren Wartezeiten. Hinzu kommen stark gestiegene Treibstoffpreise, so dass sich die Beförderungskosten insgesamt erhöht haben. Trotz des erhöhten Aufwandes vermelden die Unternehmen eine positive Ertragslage.
Für die Hotellerie und Gastronomie bedeuteten die erneuten pandemiebedingten Einschränkungen einen weiteren, erheblichen Rückschlag. Die Befragten vermelden fast ausschließlich eine verschlechterte Ertragslage und bewerten ihr laufendes Geschäft als schlecht. Die Geschäftsaussichten für das kommende Jahr zeigen sich insgesamt verbessert.
Von den Kreditinstituten werden Lage und Erwartungen trotz des schwierigen Geschäftsumfeldes überwiegend positiv bewertet.
Lesen Sie hier den gesamten Konjunkturreport für das IV Quartal 2021 und den Ausblick 2022