Existenzfestigung für Handels- und Dienstleistungs- unternehmen

Die vielen selbständigen Unternehmen in Deutschland sind der Motor unserer Wirtschaft. Mit ihrem Ideenreichtum, ihrer Risikobereitschaft und Ihrem Unternehmergeist sorgen sie dafür, dass durch neue Produkte und Dienstleistungen die Dynamik der marktwirtschaftlichen Ordnung erhalten bleibt. Zudem werden Existenzgründungen angeregt, die die Chancen der Selbständigkeit nutzen und am wirtschaftlichen Erfolg teilhaben wollen.
Jeder Unternehmensgründer schafft statistisch vier neue Arbeitsplätze, aber nur dann, wenn sie am Markt bestehen kann. Nicht jede Existenzgründung ist aber erfolgreich. Von allen Existenzgründungen eines Jahres überleben etwa nur die Hälfte die ersten fünf Jahre, die andere Hälfte verschwindet wieder vom Markt mit oftmals schwerwiegenden wirtschaftlichen und persönlichen Folgen für die davon betroffenen Menschen. Der ehemalige Existenzgründer ist dann nicht nur in der Regel hoch verschuldet, sein mühsam aufgebautes Lebenswerk ist zudem wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen.

Kundenorientierung

Nach erfolgter Existenzgründung gilt es, das junge Unternehmen in seinem Bestand zu sichern. Hierzu ist eine sorgfältige Unternehmensplanung unerlässlich. An oberster Stelle muss dabei die Kundenzufriedenheit stehen. Viele Gründer wundern sich, dass die Kunden nach Geschäftseröffnung nicht bei ihnen Schlange stehen. Dabei ist es ihre Aufgabe, sich täglich selbstkritisch zu fragen, ob die Kunden mit der angebotenen Leistung zufrieden sind, ob es Defizite in der Produktqualität, in der Liefertreue oder im Kundenservice gibt und durch welche Maßnahmen neue Kunden hinzugewonnen werden können.
Das eigene Unternehmen mit seinem speziellen Produkt-/Leistungsangebot muss potentiellen Kunden bekannt gemacht werden, um überhaupt Aufträge bekommen zu können. Eine auf das Unternehmen zugeschnittene Werbe- und Verkaufsstrategie (Marketing) muss Bestandteil einer jeden Unternehmensführung sein.
Wer ein Unternehmen erfolgreich im Markt etablieren will, darf aber nicht nur über seine eigene Firma nachdenken. Er muss auch genau wissen, wie die Konkurrenzsituation aussieht. Gerade einem Marktneuling wird man das Feld nicht kampflos überlassen, selbst wenn dieser mit einem neuen Produkt auf den Markt kommt. Je mehr Wissen über die Konkurrenten vorhanden ist, um so eher gelingt es, die eigenen Kräfte zu bündeln. Dies ist besonders dann wichtig, wenn ein zu großes Marktangebot zu Preiskämpfen und Verdrängungswettbewerb führt.

Kostenbewusstsein

Viele Jungunternehmen geraten in Schwierigkeiten, weil ihre Kosten höher sind als ihre Erträge. Oftmals ist die Höhe der im Betrieb anfallenden Kosten gar nicht bekannt. Dabei ist die Kenntnis der entstehenden Kosten die Grundlage für die richtige Kalkulation der Angebotspreise, mit der sichergestellt werden muss, dass alle anfallenden Kosten durch die betriebliche Leistung gedeckt sind. Erst eine detaillierte Kostenrechnung ermöglicht eine unternehmerische Entscheidungsfindung.
Die Kostenartenrechnung erfasst uns bestimmt die Kosten, die in einer bestimmten Periode anfallen, z.B. Material-, Personal-, Raum-, Werbe- und Verwaltungskosten. Die so erfassten Kostenarten können dann mit anderen Perioden verglichen werden. Mit der Kostenstellenrechnung lässt sich ermitteln, welche Kosten in welchen Unternehmensbereichen anfallen. Die jeweiligen Kostenstellen müssen dabei so voneinander getrennt werden, dass Kosten tatsächlich auch eindeutig zugeordnet werden können, z.B. nach räumlichen Gesichtspunkten oder nach Funktionsbereichen (Einkauf, Fertigung, Vertrieb, Verwaltung). Mit einer Kostenstellenrechnung lassen sich Verantwortlichkeiten für die Kostenentwicklung und Kostenverursachung feststellen.
Mit Hilfe der Kostenträgerrechnung können kostendeckende Angebotspreise ermittelt werden. Zu diesem Zweck werden alle anfallenden Kosten auf einzelne Produkte oder Dienstleistungen (Kostenträger) aufgeteilt. Somit dienen sie als Basis der Preiskalkulation und damit als wichtige Entscheidungsgrundlage für die Planung des Produkt- bzw. Leistungssortiments.

Unternehmensliquidität

Ein Großteil aller Insolvenzen von Jungunternehmen geht auf eine zu geringe Kapitalausstattung zurück. Der Grund hierfür ist oftmals, dass der Kapitalbedarf bei der Gründung zu niedrig eingeschätzt wurde. Grundsätzlich muss ein Unternehmen immer liquide sein. Unter dem Begriff Liquidität versteht man die Fähigkeit eines Unternehmens, Lieferanten auszuzahlen und andere Verbindlichkeiten fristgerecht begleichen zu können. Gerade Jungunternehmen übersehen in diesem Zusammenhang, dass ausstehende Zahlungseingänge die Liquidität des Unternehmens belasten und oftmals an die Substanz gehen. Eine konsequente Debitorenbuchhaltung in Verbindung mit einem straffen Mahnwesen hilft, säumige Zahler zur Begleichung ihrer Schulden zu bewegen und die Liquidität im Unternehmen zu erhöhen.
In der Festigungsphase eines jungen Unternehmens müssen aufgrund steigender Umsatz- und Auftragszahlen oftmals zusätzliche Sachinvestitionen getätigt werden. Die Erweiterung oder das Umstellen des Sortiments, die Aufstockung des Warenlagers, die Entwicklung neuer Produkte und deren Markteinführung, die Erweiterung der Produktkapazitäten auch durch bauliche Maßnahmen, die Errichtung einer Filiale, die Vorfinanzierung von Aufträgen oder die Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze können unter Einschluss staatlicher Fördergelder finanziert werden.

Die Handelskammer Bremen begleitet durch ihr Dienstleistungs- und Beratungsangebot die Jungunternehmer(innen) in der Festigungsphase.