Rückblick zur Tagung "Potenziale einer Kreislaufwirtschaft für Bremen und die Region" am 01. November 2023
Am 1. November 2023 fand in der Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven die Fachtagung „Potenziale einer Kreislaufwirtschaft für Bremen und die Region“ statt. Angesichts steigender Rohstoffpreise, einer Politisierung des Welthandels und zunehmender Umweltbelastungen nimmt die Bedeutung von Rohstoffversorgung und Recycling stetig zu, sodass eine Kreislaufwirtschaft ökologische und ökonomische Aspekte wie Versorgungssicherheit, regionale Wertschöpfung und zukunftssichere Arbeitsplätze zusammenbringen kann. Um 10 Uhr machte dabei Prof. Dr. Martin Witmaier vom Institut für Energie- und Kreislaufwirtschaft der Hochschule Bremen mit einer Keynote zur Frage, wieso es künftig ohne Kreislaufwirtschaft nicht mehr gehen wird, den Auftakt. Dabei wurde deutlich, dass es in einer Kreislaufwirtschaft oder Circular Economy nicht allein um Abfallbehandlung geht, sondern auch die vorgelagerten Stufen der Wertschöpfungskette zu adressieren sind.
Auf dieser Grundlage beschäftigte sich der erste thematische Block der Konferenz mit dem Themenbereich Materialforschung, wobei Christian Rückert (Airbus Operations GmbH) und Prof. Dr. Bernd Mayer (Fraunhofer IFAM) die wichtige Rolle des Produktdesign für eine Kreislaufwirtschaft hervorhoben. Nur wenn Materialien und Prozesse von Anfang an auf Reparatur und Wiederverwertung ausgelegt seien, sei eine vollständige Kreislaufführung möglich. Im nächsten Block beschrieb zuerst Christian Dinter (Rodiek, Nehlsen AG) die Herausforderungen, Kreislaufwirtschaftsansätze vor allem in KMU umzusetzen. Im Anschluss stellte Dirk Brozio (STRABAG Umwelttechnik GmbH) die Planungen zum Bau eines Circular Construction & Technology Center (C3) vor, in dem künftig Bau- und Abbruchabfälle getrennt, gereinigt und aufbereitet werden sollen.
Nach einer Mittagspause setzte Dr. Martin Reichstein (Redux Recycling GmbH) die Vortragsreihe fort und stellte vor, wie bereits heute in Bremerhaven Lithium-Ionen-Akkus recycelt werden und wie dieses Feld vor allem durch ausgediente Batterien von E-Fahrzeugen künftig wachsen wird. Im zweiten Teil des dritten Blocks präsentierten Kathrin Witte und Antje von Horn (Die Bremer Stadtreinigung) die eigenen Aktivitäten im Bereich Aufbereitung und Wiederverwertung von Produkten sowie zur Abfallvermeidung. Im vierten Block umirss Dr. Steffen Czichon (Fraunhofer IWES) die Potenziale, die sich aus dem Recycling von Windanlagen ergeben und gab einen Überblick darüber, was in diesem Bereich am Institut bereits unternommen wurde und welche Herausforderungen zu adressieren wäre, um den Prozess zu skalieren. Anschließend machte Florian Pfeffer (ito ito) einen thematischen Ausflug in die Fashion-Produktion und stellte die eigene Plattform vor, die durch ein intelligentes Matching von Nachfrage und Produktion nicht nur individuellere Produkte ermöglichen, sondern auch Überproduktion von Textilien vermeiden soll.
Im Anschluss an eine weitere Netzwerk-Pause stellte Prof. Dr. Daniela Konrad (Hochschule Bremen) die Potenziale von Bestandgebäuden für das kreislaufgerechte Bauen vor und präsentierte diesen Ansatz als Alternative zum energieintensiven Abriss. Im sechsten Block wiederum informierte Karsten Schumacher (Leviathan GmbH) über die Planungen, künftig in Norddeutschland und möglichst auch im Land Bremen Schiffe zu recyceln, um einerseits die Umwelt- und Arbeitsschutzstandards in diesem Bereich zu verbessern und zum anderen die Versorgung mit hochwertigem Stahlschrott für die Wirtschaft sicherzustellen. Abschließend stellte Paul Riesen (Greenboats GmbH) vor, wie das Unternehmen Erfahrungen mit natürlichen Fasern zum Bau von Booten gesammelt hat und diese Erfahrungen nun auch für andere zirkuläre Strukturen nutzt.
Die abschließende und zusammenfassende Podiumsdiskussion leitete Mirko Kruse (Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven) mit einem Impuls ein, ehe Staatsrätin Irene Strebl (Die Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft), Claudia Eggert-Köster (Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft Hamburg), Nele Feldkamp (RENN.nord), Karsten Schumacher (Leviathan GmbH) und Prof. Dr. Martin Wittmaier (IEKrW) unter Moderation von Isabel Sünner (HWWI) die Potenziale einer Kreislaufwirtschaft für Bremen und die Region diskutierten. Während sich die Podiumsgäste einig waren, dass das Thema Kreislaufwirtschaft künftig noch an Bedeutung zunehmen wird, entspann sich eine angeregte Diskussion darüber, welche Schritte hierfür notwendig sind und welche Hürden noch zu beseitigen wären. Deutlich wurde vor allem, dass Tempo und verlässliche Rahmenbedingungen wesentliche Faktoren sind, um unternehmerische Investitionen anzureizen. Unnötige Bürokratie abzubauen, fand als Forderung ebenfalls breite Zustimmung. Im Rahmen der Fachtagung wurde deutlich, wie viele Aktivitäten bereits in Bremen und Bremerhaven im Rahmen einer Kreislaufwirtschaft existieren und welche Kooperationspotenziale bestehen, um auf dieser Grundlage weitere Entwicklungen anzustoßen.
Die Präsentationsfolien können auf Nachfrage (kruse@handelskammer-bremen.de) zur Verfügung gestellt werden.