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Sozialtransferpreis 2024 – Besonderes Engagement der Wirtschaft gewürdigt
Der Sozialtransferpreis der IHK Braunschweig setzte am 29. November erneut ein bemerkenswertes Zeichen für die gelungene Verbindung von unternehmerischem Handeln und sozialer Verantwortung. Im ASTOR Filmtheater wurden drei Projekte gewürdigt, die aufgrund ihrer außergewöhnlichen Fähigkeit zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts verdientermaßen den Weg ins Finale gefunden haben. Den mit 10 000 Euro dotierten Hauptpreis konnte sich das Team der „Superhelden“ sichern – eine Kooperation zwischen Hanno Keppel image photography und der Initiative „Eine Region für Kinder e. V.“. Rund 150 geladene Gäste erlebten einen von Emotionen und inspirierenden Geschichten geprägten Vormittag.
Das Projekt „Superhelden“ konnte sich den mit 10 000 Euro dotierten Hauptpreis sichern.
© Philipp Ziebart
Dr. Florian Löbermann, Hauptgeschäftsführer der IHK Braunschweig, eröffnete die mittlerweile 13. Verleihung mit einer eindringlichen Botschaft: „Das Mit- und Füreinander ist heute wichtiger denn je.“ Mit diesem Einstieg unterstrich er die Bedeutung des Sozialtransferpreises als Plattform für vorbildliche Projekte, die seit 2010 die Symbiose aus Wirtschaft und sozialem Engagement verkörpern. Die Entstehungsgeschichte des Preises wurde in einem Kurzfilm beleuchtet, der den Initiator Harald Tenzer und seine Vision in den Fokus rückte. Ursprünglich als Antwort auf die durch die Finanzkrise von 2008 ausgelösten sozialen Härten konzipiert, bietet der Preis seither sozial innovativen Ideen eine Bühne. „Damals wie heute sind es Menschen, die durch ihren Einsatz Großes leisten“, wirkte Tenzer sichtlich stolz und ergänzte: „Das unentwegte Engagement ist ein tolles Signal unserer regionalen Unternehmen.“
Die Preisträgerinnen und Preisträger des IHK-Sozialtransferpreises 2024.
© Philipp Ziebart
Soziales Engagement darf nicht abebben
Auch IHK-Präsident Tobias Hoffmann adressierte in seiner Eröffnungsrede mit markigen Worten die gesellschaftliche Bedeutung gemeinnütziger Initiativen: „Der Sozialtransferpreis zeigt eindrucksvoll, dass unternehmerisches Handeln und soziale Verantwortung kein Widerspruch sind.“ Vor allem der Mittelstand spiele eine entscheidende Rolle, wenn es darum gehe, demokratische Werte wie Solidarität und Zusammenhalt zu stärken. Er lobte insbesondere die regionalen Betriebe, die sich trotz wiederkehrender Herausforderungen stets als stabile Partner für derartige Vorhaben erwiesen. „Der Sozialtransferpreis als auch der Technologietransferpreis sind weit über die Grenzen Braunschweigs hinaus bekannt und unterstreichen die Innovationskraft und das Verpflichtungsbewusstsein der Stadt und ihres Umlands“, so Hoffmann. Beide Preise seien leuchtende Beispiel dafür, wie Wirtschaft und Gesellschaft Hand in Hand arbeiten können, um nachhaltig positive Entwicklungen herbeizuführen.
Der Sozialtransferpreis zeigt eindrucksvoll, dass unternehmerisches Handeln und soziale Verantwortung kein Widerspruch sind.Tobias Hoffmann
Maria-Rosa Berghahn, Direktorin der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, knüpfte in ihrer Festrede an das bisher Gesagte mit einem Zitat von Fritz Bauer an: „Wir können aus der Erde keinen Himmel machen, aber jeder kann etwas dafür tun, dass sie nicht zur Hölle wird.“ Eindringlich appellierte sie an die Verantwortung eines jeden Einzelnen, zur Bewältigung gesellschaftlicher Konflikte beizutragen. Dass der Sozialtransferpreis in Zeiten zunehmender sozialer Spannungen ein starkes Zeichen für Zusammenhalt und Mitgefühl setze, sei ihr zufolge auch in Zukunft unverzichtbar. „Unser demokratisches Miteinander steht vor einer Zerreißprobe. Umso bemerkenswerter ist es, dass solche Projekte diese Werte nach wie vor hochhalten“, so Maria-Rosa Berghahn. Zudem wies sie auf die Bedeutung von Kreativität und Mut hin – beides Eigenschaften, die notwendig sind, um innovative Lösungen für aktuelle Probleme zu finden. „Demokratie lebt vom Vertrauen und vom gemeinsamen Willen, Herausforderungen zu meistern. Der Sozialtransferpreis führt vor, wie vielfältiges Engagement Brücken bauen kann.“
Für IHK-Präsident Tobias Hoffmann ist die Verleihung des Sozialtransferpreises eine Herzensangelegenheit.
© Philipp Ziebart
Vielfalt, Teilhabe und Chancengleichheit zelebrieren
Die diesjährigen Beiträge spiegelten diese Vision eindrucksvoll wider: Mit dem „Inklu-Team“, der „Bücher-Heimat gGmbH“ und den „Superhelden“ standen drei Beiträge im Mittelpunkt, die jeweils auf ihre eigene Art und Weise zur Festigung des gesellschaftlichen Zusammenhalts beitragen. Anhand mehrminütiger Pitches durften alle drei Finalisten sich und ihre Ideen präsentieren, um so das abstimmende Publikum vor Ort im Rahmen eines Live-Votings zu überzeugen. Einige Wochen zuvor hatte eine fachkundige Jury, bestehend aus Harald Tenzer, Markus Beese, Pia Dittmann-Saxel, Anja Junicke, Nicole Kumpis, Sabine Sternberg, Heinz-Egon Achterkerke und Bernd Gersdorff, die Qual der Wahl, sich für eine engere Auswahl am Finaltag zu entscheiden.
Das „Inklu-Team“ der Basketball Löwen Braunschweig bindet Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen aktiv in die Organisation der Heimspiele des Erstligisten ein.
© Philipp Ziebart
Das „Inklu-Team“ ist eine Kooperation der Basketball Löwen Braunschweig und der Evangelischen Stiftung Neuerkerode. Es bindet Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen aktiv in die Organisation der Heimspiele des Erstligisten ein. Diese übernehmen Aufgaben wie die Ticketkontrolle oder auch die Platzanweisung und erleben so, dass Teilhabe nicht nur ein theoretisches Konzept, sondern vielmehr gelebte Realität ist. „Vielfalt und Chancengleichheit sind unsere zentralen Werte“, so Nils Mittmann, Geschäftsführer der Basketball Löwen. Er versicherte, dass soziales Engagement für die Organisation von größtmöglicher Bedeutung sei und wurde durch Marcus Eckhoff, Geschäftsführer der Evangelischen Stiftung Neuerkerode, ergänzt: „Unser gemeinsames Unterfangen zeigt, dass Themen wie Inklusion die Menschen berühren und verbinden.“
Demokratie lebt vom Vertrauen und vom gemeinsamen Willen, Herausforderungen zu meistern. Der Sozialtransferpreis führt vor, wie vielfältiges Engagement Brücken bauen kann.Maria-Rosa Berghahn
Ein weiteres herausragendes Finalprojekt war die „Bücher-Heimat gGmbH“, eine gemeinschaftlich einberufene Initiative der Curant.BAUREGIE und der sozialen Einrichtung Bücher-Heimat gGmbH. Das Ziel: die Freude am Lesen zu fördern und den Zugang zu Literatur für alle Menschen in Bad Harzburg und der Umgebung maßgeblich zu erleichtern. Regelmäßige Lesungen, Buchpatenschaften und literarische Ausflüge sind nur einige der zahlreichen Initiativen, die in diesem Rahmen umgesetzt werden. Dirk Junicke, Geschäftsführer der Curant.BAUREGIE, erklärte, dass die Idee zur Gründung der Bücher-Heimat aus der Schließung der letzten Buchhandlung in Bad Harzburg entstand: „Wir wollten nicht tatenlos zusehen, wie ein wichtiger kultureller Treffpunkt verschwindet.“ Gemeinsam mit ehrenamtlichen Helfern und vielen anderen Unterstützern wurde die Vision einer Mitmach-Buchhandlung Wirklichkeit. Heute finanziert sich die gGmbH selbst, und die Gewinne fließen in eine gemeinnützige Stiftung vor Ort.
Gemeinsam mit ehrenamtlichen Helfern und vielen anderen Unterstützern wurde die Vision der Mitmach-Buchhandlung „Bücher-Heimat“ in Bad Harzburg Wirklichkeit.
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Besonders emotional wurde es bei der Präsentation der „Superhelden“: Kinder und Jugendliche, die durch soziale oder gesundheitliche Herausforderungen Benachteiligung erfahren, erhalten die Möglichkeit, sich als Superhelden ihrer Wahl zu verkleiden und ein professionelles Fotoshooting in familiärer Atmosphäre zu absolvieren. Egal ob Batman, Wolverine oder Spiderman: durch die kurzzeitige Verwandlung verspüren die Kleinen einen enormen Selbstbewusstseinsschub und können für einen Tag ganz im Mittelpunkt stehen und so alle Probleme zumindest für einen Augenblick vergessen. „Die Idee stammt aus den USA. Wir wollten etwas Ähnliches schaffen, um Kindern in unserer Region Mut zu machen und ihnen unvergessliche Momente zu bescheren“, erklärte Michael Schwarze, Geschäftsführer der Schwarze GmbH, der das Projekt gemeinsam mit dem Fotografen Hanno Keppel ins Leben rief. Die Ergebnisse des Shootings, darunter Kinoplakate und Mutmachfilme, werden nach einiger Zeit und im Rahmen eines Großevents vor allen Teilnehmenden und ihren Familien präsentiert und stehen ihnen auch in schwierigen Phasen, beispielsweise während einer Chemotherapie, als so genannter „Superheldenmut“ zur Seite. „Die Kinder verwandeln sich von schüchternen Persönlichkeiten in strahlende Helden. Das macht uns ungemein glücklich“, so Keppel.
Maria-Rosa Berghahn betonte in ihrer Festrede den besonderen gesellschaftlichen Wert des Preises.
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Alle Finalisten sind Sieger
Den Höhepunkt des Tages markierte die Entscheidung der Gäste, die per Live-Voting anhand ihres Smartphones die „Superhelden“ als Hauptpreisträger bestimmten – die Freude war den Initiatoren und Anwesenden förmlich ins Gesicht geschrieben. „Dieser Preis ist eine wunderbare Anerkennung für all die Arbeit, die wir in dieses Projekt investiert haben. Vor allem beweist er, wie wichtig es ist, Kindern und Jugendlichen zu veranschaulichen, dass man sich niemals entmutigen lassen darf“, betonte Michael Schwarze sichtlich gerührt. Auch wenn am Ende lediglich ein Hauptpreis vergeben wurde, waren sich alle einig, dass alle Finalisten wahre Gewinner sind. Dr. Florian Löbermann fasste den gelungenen Vormittag treffend zusammen: „Der Sozialtransferpreis steht für Mitgefühl, Verantwortung und die unermessliche Kraft gemeinschaftlichen Handelns. Heute haben wir erlebt, wie große Dinge entstehen, wenn Wirtschaft und Gesellschaft eng interagieren.“
© Philipp Ziebart
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1/2025