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Krankenhäuser in der Krise – kann die Reform helfen?
Die wirtschaftliche Situation der meisten Krankenhäuser in Deutschland ist derzeit prekär. Der unabhängige „Krankenhaus Rating Report 2023“ geht davon aus, dass etwa 80 Prozent aller Krankenhäuser im Jahr 2023 negative Betriebsergebnisse erzielen. Dies betrifft nicht nur kleine, sondern vor allem auch große Häuser, die häufig enorme Jahresfehlbeträge aufweisen.
Tobias Henkel, Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Stiftung Neuerkerode (esn)
© Nina Stiller/Evangelische Stiftung Neuerkerode
Der Hauptgrund für die prekäre wirtschaftliche Situation ist die fehlende Refinanzierung der inflationsbedingten Kostensteigerungen. Die Situation in Deutschland ist durch einen widersprüchlichen Spannungsbogen geprägt: Während die Kosten, etwa für Personal, Infrastruktur und medizinische Versorgung marktwirtschaftlich bestimmt werden und somit durch steigende Preise und Tarifabschlüsse ständig unter Druck geraten, sind die internen Erlöse streng gesetzlich reguliert und derzeit existenzbedrohend niedrig. Durch die Krankenhausplanung auf Landesebene sind die Träger außerdem stark in der Möglichkeit zur Veränderung ihres Leistungsportfolios eingeschränkt.
Die geplante Krankenhausreform hat viele gute Ansätze, wie zum Beispiel die Vorgabe von Mindestanforderungen der Strukturqualität als Voraussetzung für die Erbringung von bestimmten Leistungen. Es ist jedoch höchst fraglich, wie die im Entwurf zur Reform derzeit diskutierten Maßnahmen zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation führen sollen. Die Idee, den wirtschaftlichen Druck durch die Einführung von sogenannten Vorhaltepauschalen zu reduzieren, kann nicht helfen, wenn sich lediglich der Verteilmechanismus der finanziellen Mittel ändert, nicht aber das Gesamtniveau der Finanzierung. Auch können die Vorhaltepauschalen nur einen nicht ausreichenden finanziellen Rahmen abdecken und die Auswirkungen sinkender Fallzahlen um wenige Jahre verschieben. Das Hamsterrad stetig steigender Leistungszahlen zur Kompensation unzureichender Finanzierung müsste sich also weiterdrehen.
6/2024