Immobilien – aus der Traum? Was muss sich in der Krise ändern?

Die Baukrise hält weiterhin an. Deutschlandweit ist der Wohnungsbau im Bereich von Einfamilien-, Doppel-, Reihen- und Mehrfamilienhäusern nahezu zum Erliegen gekommen. Bauträger können geplante Projekte nicht beginnen und begonnene oder fertiggestellte Immobilien nicht verkaufen.
Hohe Zinsen, gestiegene Baukosten und energetische Anforderungen sind ein wesentlicher Teil der Ursachen. Bebauungsplanverfahren ziehen sich über Jahre hin und die Forderungen der Städte und Gemeinden gehen über das Leistbare der privaten Immobilienwirtschaft hinaus.
Dazu zählen die Verpflichtung zur Herstellung von Sozialwohnungen und Folgekosten für Kita- und Schulneubauten. Welche andere Branche wäre bereit, ihr Produkt zwangsweise zu einem reduzierten Preis anzubieten und gleichzeitig öffentliche Infrastruktureinrichtungen zu finanzieren? Hinzu kommt, dass Nachbarn von geplanten Neubaugebieten denken, dass ihr Grundstück nicht am Gartenzaun endet, sondern dass ihnen auch die Aussicht auf das bisher unbebaute Feld gehört. Mit allen Mitteln wird versucht, ein Stoppschild für das Unterfangen aufzustellen.
Betroffen von der Immobilienkrise ist auch der Normalverdiener, der sich ein Eigenheim für seine Familie wünscht oder eine Wohnung als Altersvorsorge kaufen möchte – beides ist heute nur mit viel Eigenkapital zu finanzieren. Die aktuelle Situation betrifft nicht nur die Baubranche, sondern auch Menschen in unserem direkten Umfeld. Was muss sich insgesamt ändern?
Die Bundesregierung hat im Wachstumschancengesetz die Erhöhung der degressiven Abschreibung für neu zu errichtende Mietwohnungen beschlossen. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, der jedoch nicht genügt. Der Staat ist gefragt, den Erstellern von Sozialwohnungen die Differenz zwischen einer Kostenmiete von ca. 20 €/m² und der reduzierten Miete von etwa 7 €/m² auszugleichen. Dies kann durch Objekt- oder durch Subjektförderung erfolgen. Ein Aussetzen der Grunderwerbsteuer wäre hilfreich, ebenso eine Reduzierung der Mehrwertsteuer auf Bauleistungen; gegebenenfalls auch eine Reduzierung energetischer Anforderungen.
Was hilft es denjenigen, die eine vermietete Immobilie besitzen, damit sie mit angemessener Rendite wirtschaften und ihre Immobilien zeitgemäß instand halten können? Eine Aufhebung der Mietpreisbremse und eine bundesweit einheitliche Kappungsgrenze für Mieterhöhungen von 20 Prozent innerhalb von drei Jahren, um etwas mehr als nur die Inflation ausgleichen zu können.
Für die zukünftigen Eigentümer einer selbstgenutzten Immobilie wäre ein Schuldzinsenabzug bei der Einkommenssteuer hilfreich, damit die beste private Altersvorsorge (Wohnen im Eigentum) bezahlbar wird, was automatisch auch die Bauwirtschaft ankurbeln würde. Darüber hinaus ist die Aufhebung des Umwandlungsverbotes denkbar, damit aus Mietwohnungen auch Eigentum werden kann.
Wenn dann noch jeder Beteiligte über seinen „eigenen Gartenzaun“ hinwegsieht und wir gemeinsam nach Lösungen suchen, kommen wir dem Traum von der Immobilie wieder näher.
4/2024