KST innovations: Die Spezialisierung macht den Unterschied aus

Seit genau zehn Jahren bewegt sich die KST innovations GmbH (kurz: KSTi) aus Braunschweig an der Speerspitze der technologischen Innovation im Bereich der hardwarenahen Softwareentwicklung. Gegründet vom Inhaber-Duo Timo Heinzelmann und Oliver Klages, konnte sich der Betrieb kontinuierlich weiterentwickeln und seine Expertise maßgeschneidert auf das umfangreiche Spektrum des autonomen Fahrens anwenden. Doch nicht nur das technologische Repertoire hat sich im Laufe der Zeit vergrößert und verändert – auch die Art und Weise, wie KSTi das operative Geschäft führt, hat sich mit zunehmender Erfahrung im Laufe der vergangenen Jahre angepasst.
Anstatt lediglich auf schrankenloses Wachstum zu wetten, setzt das Team auf eine bemerkenswert bodenständige aber vor allem geradlinige Unternehmensstrategie, die insbesondere hoch angesetzte Qualitätsansprüche ins Auge fasst.

Expertise kann für jedes Modul des autonomen Fahrens beigesteuert werden

Ende 2013 wagten Heinzelmann und Klages den Schritt in den aufstrebenden Bereich des autonomen Fahrens. Seitdem hat sich das Portfolio ihrer Aktivitäten erheblich erweitert. Neben der Anbindung von Sensorsystemen, mit denen unter anderem Abstände gemessen, Fahrzeuge geortet und Objekte auf der Straße erkannt werden, befassen sich die mittlerweile 21 Entwicklerinnen und Entwickler mit KI-Konzepten, Vorhersagemodellen, der Sensordatenfusion und Trajektorienplanung. Als übergeordnete Voraussetzung fungiert hierbei die mathematische Algorithmik, mit der entsprechende Mikroprozessoren angetrieben werden, die seit Jahrzehnten in allen Bereichen der Technik Verwendung finden. „Die hardwarenahe Softwareentwicklung erfordert, anders als bei neueren Programmiersprachen, einen dezidierten Geist, ausgeprägtes Know-how und spezielles Fachwissen – denn ohne diese Voraussetzungen kann das Vorantreiben unseres Unterfangens als Branchenexperte schlichtweg nicht gelingen“, erzählt Klages. Die umfangreiche Palette an abgedeckten Fachgebieten spiegelt die Evolution des autonomen Fahrens wider und unterstreicht zugleich die Bedeutung, sich an neue Herausforderungen anzupassen und Lösungen zu entwickeln. „Wir haben uns bei der Gründung einen bewährten Teilbereich der Informatik ausgesucht, der einerseits nicht unbedingt revolutionär, aber andererseits elementar für die technische Weiterentwicklung der Mobilität ist. Jeder braucht es, aber wenige machen und können es. Das ist das Erstaunliche“, fügt Heinzelmann hinzu. Das Schlüsselmerkmal ist nämlich der Fokus auf Embedded C/C++, eine Programmiersprache, die trotz ihrer Nischennatur nach wie vor in allen erdenklichen Techniksparten Gebrauch findet.
Unsere Mitarbeitenden sind unser ganzes Kapital. Ohne sie müssten wir den Laden schließen.

Timo Heinzelmann

Die Fachkräfteproblematik verschont niemanden

Der Mangel an qualifizierten Fachkräften stellt auch KSTi vor wachsende Sorgen und erfordert vor allem eine verstärkte Re-Integration des Themas in universitäre Lehrpläne. Die Herausforderungen für Timo Heinzelmann und Oliver Klages sind beim Rekrutierungsprozess ohnehin schwer: aus über 200 Bewerbungen wird meist nur eine Person ausgewählt. Das strenge Auswahlprozedere ist dabei den besonderen Anforderungen an Wissen und Können geschuldet. An akademischen Einrichtungen wird unterdessen die hardwarenahe Entwicklung sukzessive aussortiert, während andere Entwicklungssprachen stärker vertieft werden, die tendenziell leichter sind und schnellere Erfolge versprechen. „Der Einstieg ist um ein Vielfaches schwerer als bei anderen Programmiersprachen. Man muss einfach ein gewisses Faible für Hardware mitbringen“, betont Klages und wird durch Heinzelmann ergänzt: „Für uns ist es prinzipiell unwichtig, wer sich bei uns bewirbt und welche berufliche Ausgangssituation vorliegt. Wir müssen beim Auswahlverfahren lediglich erkennen, dass die Bewerber Ahnung von der Materie haben und mit unserem Technik-Stack umgehen könnten.“ Ein jetziger Mitarbeiter war kurioserweise vor seiner Zeit als Entwickler als Tischler tätig. Die Wertschätzung für die Mitarbeitenden gilt als Ankerpunkt des Erfolgs.
Ein starkes Teamgefüge, flache Hierarchien und regelmäßige Teamevents tragen zur Zufriedenheit und Bindung im Betrieb bei. Die Fokussierung auf Qualität über Quantität spiegelt sich nicht nur in den Produkten von KSTi wider, sondern auch in der langjährigen Treue der Kunden. „Unsere Mitarbeitenden sind unser ganzes Kapital. Ohne sie müssten wir den Laden schließen“, merkt Heinzelmann demütig an. Die einzige Hoffnung ist derweil, dass der Markt irgendwann das Bedürfnis nach adäquat ausgebildeten Experten von selbst erkennt und Produkthersteller und Politik zum Handeln bewegt werden.

Aus dem Privaten wird das Berufliche

Heinzelmann (früher Steinwender) und Klages hatten sich während des Studiums an der TU Braunschweig kennengelernt. Später arbeiteten sie in unserer Region bei verschiedenen Betrieben in der Auto- und Bahntechnikbranche. Die Initialzündung für die Firmengründung war allerdings ein privates Projekt: Gemeinsam rodeten sie ein großes verwildertes Grundstück am Stadtrand von Braunschweig, das Klages geerbt hatte, und machten es wieder nutzbar. Ihr allererstes Büro im benachbarten Gebäude sanierten sie ebenfalls selbst. „So etwas schweißt zusammen“, meint Heinzelmann: „Wir haben dabei festgestellt, dass wir gut zusammenarbeiten können.“ Mit 31 beziehungsweise 33 Jahren gründeten sie das Unternehmen, dessen Kürzel-Name sich aus ihren ursprünglichen Nachnamen herleitet. Zurzeit residiert das Unternehmen in neuen Räumlichkeiten am Alten Bahnhof in der Nähe der Innenstadt. Die beiden Firmen-Chefs wollen weiterhin bodenständig bleiben, organisch wachsen und das Wachstum möglichst eigenständig stemmen. Die Restrukturierung des Kundenstamms im Verlauf der Coronapandemie wirkte sich als Katalysator positiv aus, für mehr Unabhängigkeit im eigenen Handeln. Und wie formulieren beide ihre Unternehmensphilosophie? „Wir wollen nicht nur Geld verdienen, sondern später einmal stolz darauf sein können, mit guten Mitarbeitenden etwas Neues und Wichtiges geschaffen zu haben.“
jk
3/2024