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FlyMe - Effiziente Mobilität für die Region 38 in die Lüfte gebracht
Für die komplexe Geschäftswelt, in der Zeit oft das wertvollste Gut ist, hat sich die FlyMe GmbH ein Ziel gesetzt: Unternehmern und Führungskräften in der Region Braunschweig-Wolfsburg eine Lösung zu bieten, mit der sie schneller ans Ziel kommen – und zwar wortwörtlich. Das Team bringt eine Form der Luftmobilität in die Landkreise, die es so bisher nicht gab. Es ermöglicht Geschäftsreisenden, innerhalb kürzester Zeit an europäische Ziele zu gelangen, ohne Umwege über die großen Flughäfen in Hannover oder Berlin machen zu müssen. Das Geschäftsmodell von FlyMe dreht sich damit vor allem um eines: Zeitersparnis.
Das Team der FlyMe GmbH (v. l. n. r.): Claudia Fan (GroundOPS Manager), Barbara Senger (Sales & Marketing), Haidong Fan (Pilot und geschäftsführender Gesellschafter), Michael Senger (geschäftsführender Gesellschafter), Ana Hillmann (Sales & Marketing) und Elea Günther (Marketing & Mediengestaltung).
© Andreas Rudolph
Wer häufig geschäftlich unterwegs ist, kennt das Problem: langatmige Wege zu großen Flughäfen, zeitraubende Sicherheitskontrollen und ewig langes Warten auf Anschlussflüge. FlyMe bietet hierfür eine alternative Lösung – statt Stunden mit der Anreise zu den großen Drehkreuzen zu verschwenden, können Kundinnen und Kunden direkt vom Flughafen Braunschweig-Wolfsburg aus abheben. Von dort aus lassen sich wichtige europäische Wirtschaftsmetropolen wie London, Zürich, Mailand oder Budapest unkompliziert in unter zwei Stunden erreichen.
Wir können alle Ziele in Europa nonstop erreichen, die in einem Radius von 2000 Kilometer liegen.Michael Senger
Mit FlyMe ist es also möglich, morgens ein wichtiges Meeting in München zu haben und abends schon wieder zurück in Braunschweig zu sein – ein Zeitplan, der mit herkömmlichen Linienflügen kaum zu meistern wäre. Das Angebot richtet sich vor allem an Geschäftsreisende, die es schätzen, ihre Zeit sinnvoll zu nutzen und die bereit sind, für diese Effizienz etwas mehr zu investieren. Vorstände, CEOs aber auch Spitzensportler oder Influencer profitieren vom agilen und diskreten Flugservice. „Wir können alle Ziele in Europa nonstop erreichen, die in einem Radius von 2000 Kilometer liegen“, betont Geschäftsführer Michael Senger. Der Service ist aber auch interessant für Fachexperten, die technische Anlagen – insbesondere im Umfeld kritischer Infrastruktur – rasch in Betrieb setzen müssen.
Haidong Fan bringt als geschäftsführender Gesellschafter und Pilot alle Kundinnen und Kunden höchstpersönlich an ihre Zieldestination.
© Andreas Rudolph
Flexibilität und Effizienz gehen Hand in Hand
Die Unkompliziertheit von FlyMe ist ein entscheidender Vorteil. Mit der modernen TBM 850 bieten die Braunschweiger ein Maß an Schnelligkeit und Zuverlässigkeit, das vor Ort seinesgleichen sucht. Die Maschine erreicht Geschwindigkeiten von bis zu 600 km/h und kann auf unbefestigten Pisten und sogar Grasflächen landen. Das ermöglicht es, auch abgelegenere Ziele flugs anzusteuern. Bis zu vier Passagiere können mit FlyMe starten, wobei jeder Gast bis zu 25 Kilogramm Handgepäck mitnehmen darf. Unter idealen Bedingungen sind bis zu fünf Flüge pro Tag möglich – Flexibilität ist hier also Programm. Wer mag, kann die Maschine für mehrere Tage chartern, ganz nach den individuellen Bedürfnissen. „Wir verkaufen unseren Kundinnen und Kunden damit in erster Linie Zeit“, schiebt Senger nach.
Michael Senger im Gespräch mit Josip Karacic, Chefredakteur bei der IHK Braunschweig.
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Was FlyMe kennzeichnet, ist der deutliche Mehrwert, den das Unternehmen bietet. Die Ansiedlung dieses Mobilitätsangebots bringt der Region nicht nur mehr Dynamik, sondern erhöht auch die Attraktivität für ansässige und potenzielle Firmen. Für Geschäftsreisende aus der Region bedeutet das eine enorme Erleichterung: keine weiten Anfahrtswege zu den großen Airports, keine langen Wartezeiten, sondern direkte Zugänge zu europäischen Geschäftszentren. Doch FlyMe beschränkt sich nicht nur auf große Metropolen. Die Möglichkeit, kleinere Flughäfen anzusteuern, darunter beispielsweise Schwäbisch-Hall, Berlin-Schönhagen, Lübeck, Flensburg, Sylt oder auch Straubing und Augsburg, ermöglicht es, Kundinnen und Kunden so direkt wie möglich von A nach B zu bringen. Und sollte die Zieldestination dennoch nicht unmittelbar erreichbar sein, kümmert sich FlyMe sogar um die letzte Meile: Taxis oder Shuttles werden organisiert, sodass die Reisenden nahtlos vom Flugzeug ins nächste Meeting gelangen. „Gab es früher Termine im italienischen Como, so mussten wir zunächst den Münchner Flughafen ansteuern. Das Fehlen dynamischer Anreisemöglichkeiten hat uns erst auf diese Idee gebracht“, erklärt Barbara Senger, die die Bereiche Sales und Marketing verantwortet. Vor Ort gewährleistet das Team einen schnellen Check-in nach höchsten Sicherheitsstandards. Im Vorfeld werden daher alle Kundinnen und Kunden über sicherheitsrelevante Themen, einschließlich der Bestimmungen zum Transport von Gefahrgut, informiert, damit der Boardingprozess zügig erfolgt.
Die gemütliche Lounge lädt zum Verweilen ein und ist nur wenige Meter vom Boarding entfernt.
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Die Geburtsstunde von FlyMe – Eine Freundschaft hebt ab
Die Geschichte hinter FlyMe begann im Sommer 2023, als Michael Senger und Mitgeschäftsführer Haidong Fan sich dazu entschieden, gemeinsam eine Marktlücke in der Region zu füllen. Was als Idee an einem warmen Sommerabend begann, entwickelte sich schnell zu einem ambitionierten Projekt. Senger, ein erfolgreicher Unternehmer, hatte nach dem Verkauf seines IT-Unternehmens eigentlich vor, sich zur Ruhe zu setzen. Doch seine Leidenschaft für das Fliegen als Hobbypilot brachte ihn zusammen mit Haidong Fan, einem erfahrenen Berufspiloten mit über 10 000 Flugstunden und 27 Jahren Flugerfahrung, auf eine neue Geschäftsidee: maßgeschneiderte Luftmobilität für die Region 38. Gemeinsam schufen sie FlyMe und setzten alles daran, das inhabergeführte Geschäft auf den Weg zu bringen. Doch der Weg war nicht einfach. Es bedurfte zahlreicher Genehmigungen und eines umfangreichen Dokumentations- und Nachweisprozesses, bis das so genannte „Air Operator Certificate“ (AOC) Anfang September 2024 erteilt wurde. Dieses Zertifikat erlaubt es, kommerzielle Flüge unter europäischem Standard durchzuführen und damit auch internationale Ziele anzufliegen. Der Aufwand hat sich am Ende gelohnt: Heute bietet FlyMe einen Service, der in der Region bisher einmalig ist. „Mit dem Zertifikat können wir ab sofort Buchungsanfragen für Businessflüge und Privatflüge entgegennehmen“, so Haidong Fan. Zu Beginn des Jahres wurde ein Gebäude mit Hangar und einem eigenen Zugang zur Start- und Landebahn frei und FlyMe packte die Gelegenheit am Schopfe: Die Räumlichkeiten wurden aufwendig saniert und mit dem Privatparkplatz und dem eigenen Drehkreuz ermöglicht FlyMe Buchungsinteressierten einen direkten Zugang zum Flughafen. In der Lounge können alle Kundinnen und Kunden ihre Privatsphäre genießen und im Anschluss innerhalb weniger Minuten an Board gehen. Das einmotorige Herzstück wird im Hangar, der Teil des Gesamtgebäudes ist, untergebracht.
Mit dem Zertifikat können wir ab sofort Buchungsanfragen für Businessflüge und Privatflüge entgegennehmen.Haidong Fan
Die Herausforderungen hinter den Kulissen
Wie bei jeder Unternehmensgründung gab es auch für FlyMe zahlreiche Hürden zu überwinden. Die Einhaltung aufwendiger Richtlinien in der Luftfahrt waren gerade für Branchenneulinge wie Michael Senger herausfordernd. Doch ihre Beharrlichkeit und ihr gemeinsamer Wille, das Projekt zum Erfolg zu führen, haben ihnen geholfen, diese Herausforderungen zu meistern. „Wir haben vor allem in dieser Branche gemerkt, wie wichtig es ist, dauerhafte Kraftanstrengungen in Kauf zu nehmen“, betont Fan und fügt hinzu: „Das eigene Scheitern kann meistens verhindert werden. Dafür müssen das angeeignete Wissen und Können harmonisch interagieren und im Nachgang offensiv kommuniziert werden.“ Die Finanzierung konnte durch die Unterstützung der Torus Services GmbH, an der Michael Senger beteiligt ist, bewältigt werden. Beide Geschäftsführer sind zusätzlich mit eigenen Holdings an FlyMe mit jeweils 50 Prozent beteiligt.
Die TBM 850 ist das Herzstück des neu gegründeten Unternehmens und wurde im Februar 2024 erstanden.
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Tipps für angehende Gründerinnen und Gründer
Senger und Fan haben aus ihrer eigenen Gründungsgeschichte wertvolle Erkenntnisse gezogen, die sie gerne an andere potenzielle Gründerinnen und Gründer weitergeben. Die wichtigsten Tipps: Geduld und Durchhaltevermögen. „Trotz aller Herausforderungen ist es wichtig, an die eigene Vision zu glauben und sich nicht von Rückschlägen entmutigen zu lassen“, bekräftigt Barbara Senger. Ein starkes Team ist dabei ebenso wichtig wie eine klare Strategie und die Fähigkeit, Worst-Case-Szenarien in die Planung einzubeziehen. Besonders entscheidend ist laut den Gründern aber der Glaube an das eigene Können und das Vertrauen in die Partner und das Team. Mit diesen Zutaten lässt sich auch in schwierigen Zeiten der Erfolg sichern. So lautet Michael Sengers logische Schlussfolgerung: „Ohne unsere Frauen und den Rest des zehnköpfigen Teams wäre dieses Unterfangen in dieser Form nicht möglich gewesen. Und das wissen wir sehr zu schätzen.“
jk
7/2024