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Ethik im Etikett
Die Erfolgsgeschichte der Textilhandel-cotton-n-more GmbH ist unübersehbar. Es genügt ein Blick in ihr neues Zuhause, um den Wachstumskurs des Unternehmens zu veranschaulichen. Doch es ist nicht nur der Loft mit modernem Design, offenen Arbeitsräumen und einer schmucken Terrasse samt Garten, der cotton-n-more auszeichnet. „Was uns wirklich von anderen in unserer Branche unterscheidet, ist unser Engagement für Nachhaltigkeit“, betont Geschäftsführer Marc Kuhn.
Vor 15 Jahren gründete Geschäftsführer Marc Kuhn cotton-n-more.
© Andreas Rudolph
Im Textilmerchandising und in der Corporate Fashion gehört cotton-n-more zu den führenden Anbietern. „Wir entwerfen, entwickeln und produzieren eine Vielfalt an Textilprodukten – von der Kappe bis zu den Socken“, sagt Kuhn. Das Unternehmen aus Braunschweig ist besonders stark im Sportmerchandising vertreten und stattet zahlreiche Profiklubs aus den Bereichen Fußball, Eishockey und Basketball mit Fan-Artikeln aus. Im Bereich der Corporate Fashion sorgt cotton-n-more dafür, dass Mitarbeitendenteams aus Industrie, Handel, Versicherungen, Banken und anderen Branchen in schicker Bekleidung nicht nur einheitlich, sondern auch stilvoll gekleidet sind.
Die Geschäftsstrategie geht auf
Das kreative Herzstück von cotton-n-more wird von vier Designerinnen gebildet, die die Verantwortung für die Fashion- und Sports-Linien tragen. Diese Expertinnen für Mode fangen aktuelle Trends ein und kombinieren sie mit ihrem Wissen über Farben, Materialien und Schnitte, um schicke Kollektionen zu kreieren. Sie arbeiten eng mit Kundinnen und Kunden zusammen, um durch deren Feedback die Designs zu verfeinern und zu perfektionieren, bevor der Produktion grünes Licht gegeben wird. „Neben Sportmerchandising und Corporate Fashion bildet Private Label den dritten Kernbereich unseres Geschäfts“, erklärt Marc Kuhn. Cotton-n-more designt, entwickelt und produziert komplette Kollektionen für unterschiedliche Brands im Fashion- und Sportsegment. Die Produktpalette reicht von standardisierten Modeartikeln, die individuell gebrandet werden, bis hin zu maßgeschneiderten, exklusiven Textilien, die speziell für bestimmte Marken entworfen werden, um deren Kunden etwas Außergewöhnliches zu bieten. „Wir arbeiten mit einer Vielzahl von Modemarken zusammen – sowohl etablierten als auch weniger bekannten Labels“, bekräftigt der 51-Jährige.
Wir arbeiten mit einer Vielzahl von Modemarken zusammen – sowohl etablierten als auch weniger bekannten Labels.Marc Kuhn
Wöchentlich erreichen Marc Kuhn bis zu 15 Anfragen von potenziellen Neukundinnen und Neukunden, darunter einige, die wirtschaftlich vielversprechend sind und hohe Stückzahlen umfassen – wie jüngst ein langjähriger Handtuchauftrag für eine Fitnessstudio-Kette mit 400 000 Einheiten pro Jahr. „Unser Geschäft entwickelt sich sehr positiv“, betont er. Doch cotton-n-more legt dabei nicht nur Wert auf wirtschaftlichen Erfolg, sondern verfolgt auch eine klare Nachhaltigkeitsstrategie, damit das Wachstum nicht auf Kosten der Umwelt oder ethischer Standards geht.
Das Unternehmen aus Braunschweig ist besonders stark im Sportmerchandising vertreten und stattet zahlreiche Profiklubs aus den Bereichen Fußball, Eishockey und Basketball mit Fan-Artikeln aus.
© Andreas Rudolph
Umweltschutz und Nachhaltigkeit als Selbstverständnis
Das Unternehmen produziert sowohl in europäischen Ländern wie Portugal, der Türkei und Bulgarien als auch weltweit in Indien, China, Pakistan und Vietnam. Unabhängig vom Standort gelten faire Arbeitsbedingungen, der Einsatz von schadstofffreien Rohfasern und eine umweltfreundliche Lieferkette als unverzichtbar. „Unsere Produktionsstandorte sind genauso zertifiziert wie wir selbst“, betont der Inhaber.
Das kreative Herzstück von cotton-n-more wird von vier Designerinnen gebildet, die die Verantwortung für die Fashion- und Sports-Linien tragen.
© Andreas Rudolph
Die Textilindustrie steht vor erheblichen ökologischen und sozialen Herausforderungen. Dazu gehören der hohe Wasser- und Energieverbrauch sowie die häufig in Entwicklungsländern angesiedelte Produktion. Zertifizierungen und Siegel sind entscheidende Werkzeuge, um verantwortungsbewusste Hersteller zu erkennen. Auch für cotton-n-more sind sie von zentraler Bedeutung, um internationale Standards einzuhalten und die Produktionsprozesse stetig zu verbessern.
Greenwashing und Arbeitsbedingungen stellen große Herausforderungen dar
„Es gibt viel Fake im Markt“, warnt Marc Kuhn und unterstreicht damit, wie schwer es ist, echte nachhaltige Initiativen von Greenwashing zu unterscheiden. Die lange Liste an Zertifikaten, die cotton-n-more vorweisen kann, ist dabei mehr als nur Dekoration. Der Grüne Knopf steht für nachhaltig produzierte Textilien, der Global Organic Textile Standard (GOTS) garantiert, dass sie biologisch hergestellt werden, und der Global Recycle Standard (GRS) zeigt, dass die Kleidungsstücke zu einem großen Teil aus recycelten Materialien bestehen. Diese Siegel decken die gesamte Produktionskette ab. „Vom Anbau der Baumwolle über das Pflücken und Spinnen bis hin zum Zusammennähen der Teile – alles wird geprüft“, erklärt Marc Kuhn.
Vom Anbau der Baumwolle über das Pflücken und Spinnen bis hin zum Zusammennähen der Teile – alles wird geprüft.Marc Kuhn
Darüber hinaus ist cotton-n-more Mitglied im Bündnis für nachhaltige Textilien, das 2014 vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung als Reaktion auf den Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch ins Leben gerufen wurde. Derzeit sind die Braunschweiger Teil eines Projekts der Fair Wear Foundation, das die Arbeitsbedingungen in Textilfabriken verbessern soll – unter anderem durch ein Beschwerdemanagement, bei dem Arbeitende Missstände melden können.
Das Unternehmen produziert sowohl in europäischen Ländern wie Portugal, der Türkei und Bulgarien als auch weltweit in Indien, China, Pakistan und Vietnam – wohlgemerkt unter fairen Arbeitsbedingungen.
© Andreas Rudolph
Ein weiteres Beispiel für das nachhaltige Engagement von cotton-n-more und ein Beleg dafür, wie eindringlich der Betrieb an eigenen Lösungen arbeitet: „Wir haben anderthalb Jahre gebraucht, um ein nachhaltiges Klebeband zu finden, das auch noch klebt, wenn die Kisten aus Asien bei uns ankommen“, berichtet der Geschäftsführer, der in Braunschweig geboren wurde und cotton-n-more vor 15 Jahren gründete. Mit dem nahenden EU-Lieferkettengesetz und der Sorge vieler, ob sie die strengen Auflagen erfüllen können, stehen zahlreiche Unternehmen vor großen Herausforderungen. Marc Kuhn jedoch bleibt gelassen. Als ein derzeit häufig gefragter Redner zu Themen der Nachhaltigkeit betont er: „Wir erfüllen die Auflagen nicht nur zu hundert Prozent, sondern übertreffen sie deutlich.“
boy
7/2024