Navigator im Dschungel der Versicherungen

Zu früheren Zeiten ging das in etwa so: In einem mittelständischen Betrieb hatte eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter einmal in der Woche einen halben Tag Zeit, um sich um den ganzen Versicherungskram zu kümmern. Damals hatten die Verträge oft nur drei Seiten, waren verständlich auch für Laien, die in versicherungstechnischen Fragen nicht sattelfest waren. Nun ist das Versicherungswesen in den letzten Jahren komplexer und komplizierter geworden. Wer als Unternehmerin oder Unternehmer den branchenspezifischen Anforderungen und Pflichten zu Rechts- und Haftungsfragen gerecht werden will und die kleingedruckten Vertragskonditionen der einzelnen Versicherer nicht nur abheften, sondern auch verstehen will, der braucht Geduld und Zeit. Oder einen guten Berater. Das Assekuranz Maklerhaus aus Braunschweig bietet seit 40 Jahren passgenauen Versicherungsschutz. Gründer und Seniorchef Uwe Burgtorf sagt es so: „Wir sind für 400 gewerbliche Betriebe die ausgelagerte Versicherungsabteilung.“
Als wir uns in den gerade erst renovierten Büroräumen treffen, begrüßt uns Antonia Burgtorf, die seit April dieses Jahres neben ihrem Vater geschäftsführende Gesellschafterin ist. Selbstverständlich könne die Fotografin ihren Hund mitbringen, sagte die junge Frau. Die Burgtorfs wollen zwar keine Hundepension etablieren, haben aber ein Herz für Tiere: Ein Australian Shepherd eines Mitarbeiters gehört mittlerweile als Bürohund zum Inventar. „Er ist ein beliebtes Mitglied im Team.“

Beratung – genau mein Ding

Die 28-Jährige hatte zunächst gar nichts mit der Branche ihres Vaters am Hut. „Und völlig falsche Vorstellungen“, wie sie sich lachend erinnert. So von Tür zu Tür tingeln, „Klinken putzen“, das klassische Vertreterklischee. Sie machte also eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau. Stellte aber schnell fest, dass sie nicht genau dann arbeiten wollte, wenn andere frei haben, feiern gehen. Als sie dann ein Praktikum im väterlichen Maklerhaus machte, stellte sie fest, dass das Hauptaugenmerk auf der Beratung liegt. „Genau mein Ding.“ Sie absolvierte ein duales BWL-Studium an der Welfenakademie Braunschweig mit Schwerpunkt Versicherungsmanagement. „Antonia ist die Zukunft“, sagt Uwe Burgtorf (69) und strahlt seine Tochter an. Die beiden teilen nicht nur die Leidenschaft für den Beruf, sondern haben auch einen ähnlichen Humor. Ihr Nachname wird immer mal wieder falsch geschrieben. Burgtorff, Burgdorf, Burg-wie-nochmal. Kein Grund für die zwei, sich zu grämen. Sie haben das auf ihrer Website launig thematisiert. In Zeiten des Klimawandels einfach dieses merken: „Moore und Torf sind etwas Gutes.“ Pfiffiger Nebeneffekt der Auflistung falscher Schreibweisen: Selbst wer den Namen falsch geschrieben googelt, landet in Burgtorfs Maklerhaus.
Die Cyberversicherung ist die Feuerversicherung des 21. Jahrhunderts.

Antonia Burgtorf

Firmengründung vor den Zeiten des Internets

Aber bleiben wir anlässlich dieses beachtlichen Firmenjubiläums noch mal einen Augenblick in den 80ern. Burgtorfs berufliche Anfänge waren die eines Angestellten bei einer Krankenversicherung. Eines Tages fiel ihm auf, dass eine Privathaftpflichtversicherung bei dem einen Versicherer 129 D-Mark kostete, der andere bot sie für 49 D-Mark an. Dieser eklatante Preisunterschied beschäftigte den jungen Mann fortan, und er entwickelte die Idee, ob man nicht als unabhängiger Berater Versicherungen vermakeln könne. Heutzutage, wo sich jeder mit wenigen Mausklicks auf Vergleichsportalen einen vermeintlichen Überblick (das Kleingedruckte über Konditionen und Co. empfiehlt sich immer noch zu lesen) verschaffen kann, muten solche Gründergeschichten geradezu verwegen risikofreudig an, wie aus einer anderen Zeit. „Es war eine andere Zeit. Damals gab es noch kein Internet. Recherchieren, vergleichen – das war alles viel schwieriger.“
1984 startete Burgtorf in der Herzogin-Elisabeth-Straße, gegenüber der Minigolfanlage. Er war der erste Versicherungsmakler in Braunschweig. Damals hatte er noch viele Privatkunden. Heute ist das Hauptgeschäft im Maklerhaus im Herzen von Braunschweig die Betreuung von rund 400 gewerblichen Kunden aus der Region. Auf diesen Geschäftsbereich hat sich ­Burgtorf vor 20 Jahren spezialisiert. Etwa 15 000 Versicherungsverträge von ungefähr 4000 Kundinnen und Kunden stehen heute in der fortlaufenden Verwaltung der Assekuranz.

Wir sind Berater, Treuhänder und Vermittler

Burgtorf weiß um die vielen Klischees, die rund um seine Branche zirkulieren. Zum einen ficht ihn das nicht an, denn der Mann hat Humor. Und erzählt passend zum Thema diese amüsante Anekdote: Auf Empfängen oder Veranstaltungen sei es ihm schon passiert, dass ihn beim gemütlichen Beisammensein hernach jemand fragte: „Und, was machst du?“ Wenn er dann sagte, was seine Profession ist, kam zurück: „Oh, du willst mir jetzt aber keine Versicherung aufschwatzen?“ Als er einmal auf seine Gegenfrage, was denn der andere mache, zur Antwort „Architekt“ bekam, entgegnete er schlagfertig: „Du willst mir jetzt aber nicht ein Haus bauen!“ Zum anderen legt er ernsthaft Wert auf diese Feststellung: „Wir sind keine Versicherungsvertreter. Unsere Interessen sind diametral zum Versicherer und Versicherungsvertreter. Als Versicherungsmakler sind wir Berater, Treuhänder und Vermittler und vertreten, ähnlich wie ein Steuerberater, ausschließlich die Interessen der Kundschaft.“
Wir sind für 400 gewerbliche Betriebe die ausgelagerte Versicherungsabteilung.

Uwe Burgtorf

Was jetzt ein bisschen reserviert gegenüber den Versicherungsgesellschaften hätte nachklingen können, rückt Burgtorf zurecht: „Wir pflegen zu 70 Versicherungsgesellschaften exzellente Beziehungen. Unsere fachliche Expertise wird geschätzt.“ Durch gezielte Ausschreibung und Auswertung verschaffen sich die zwölf Mitarbeitenden, davon zwei Auszubildende, des Maklerhauses für die Kundinnen und Kunden einen Marktüberblick und erarbeiten eine Empfehlung. Ob der Versicherer X für die Leistung Y dann den Zuschlag bekommt, entscheiden allein die Kundinnen und Kunden. Die Kfz-Versicherer haben in 2023 rote Zahlen geschrieben, die Prognosen für dieses Jahr legen nahe, dass das Geschäft sich nicht wesentlich rosiger entwickeln wird. Der Klimawandel – erinnert sei hier nur an die Katastrophe im Ahrtal – kostet auch die Versicherer Milliarden. Die Inflation ist zudem ein Preistreiber bei den Versicherungsbeiträgen. Aber fernab dieser wirtschaftlichen Entwicklung: Was sind die konkreten Herausforderungen der Zukunft für die Branche?

Die Cyberversicherung ist die Feuerversicherung des 21. Jahrhunderts

Da muss Antonia Burgtorf nicht lange überlegen. „Die Cyberversicherung ist die Feuerversicherung des 21. Jahrhunderts.“ Hackerangriffe brocken den gekaperten Unternehmen nicht selten sechsstellige Schadenssummen ein. Im Portfolio des Maklerhauses findet sich auch das Stichwort Cyberversicherung. Was die aktive Wirtschaftsjuniorin zum Thema gerade frisch von einer Fortbildung mitgebracht hat: „Diese Versicherungs-Police bitte nicht in der EDV ablegen!“ Erfahrungen hätten gezeigt, dass Kriminelle, wenn sie sich erst mal in die Datenbank eingeschlichen haben, diese gezielt nach der Police und der Höhe der versicherten Deckungssumme durchsuchten. Und genau diese dann erpressen wollen. Also ab mit der Police in die gute alte Klarsichthülle und den Leitz-Ordner? Antonia Burgtorf lacht: „Das muss nicht sein. Wir haben sie ja bei uns.“ Zwar auch digital, aber zusätzlich abgesichert. Und eine Cyberversicherung hat das Maklerhaus freilich auch.
Vater Burgtorf hat noch eine Geschichte zum Thema auf Lager, die vom kriminellen Potenzial der Hacker erzählt. „Niemals einen, zum Beispiel auf einem Parkplatz gefundenen, USB-Stick in den eigenen Rechner bugsieren.“ Weil man nett sein und herausfinden will, wem der USB-Stick wohl gehört, wer wichtige Daten vermissen könnte, tappt man in die Falle. Und hat sich einen Trojaner aufs Gerät gezogen.

Für jeden das bestmögliche Risikomanagement

Neben individuellen Versicherungskonzepten ist die betriebliche Altersvorsorge für Mitarbeitende ein weiterer Baustein im Maklerhaus. „Heute braucht man zwei Renten, um als Paar auskömmlich leben zu können“, sagt Burgtorf. Oder eine betriebliche Altersvorsorge. Schwenken wir vom Alter noch einmal in die jungen Jahre der Firma. Einer der ersten Kunden war damals ein Computergroßhändler. Spannend sei das gewesen, Risikomanagement, „das können wir gut“. Da kam es schon mal vor, dass um 14:30 Uhr ein Anruf aus Bremerhaven kam. Mit dem Schiff war EDV-Ware für eine halbe Million Euro angekommen. Die nun schnell abgesichert werden musste. Binnen Minuten konnte Burgtorf Deckungsschutz zusagen, jagte ein Fax durch die Leitung. Und die Ware konnte auf Achse gehen.
suja
4/2024