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Die Codenauten – Startrampe für junge Programmierer
In Musikschulen verbessern Kinder und Jugendliche zwischen Notenblättern und Klaviertasten ihre musikalischen Fähigkeiten. In Sportvereinen wiederum trainieren junge Fußballerinnen und Fußballer ihre Schuss- und Passfähigkeiten und üben sich in Teamgeist und Disziplin. Aber wo können sich die Technikbegeisterten unter ihnen entfalten? Wo lernen sie, Spiele, Apps und Webseiten von Grund auf zu programmieren? Genau dafür gibt es die Programmierschule der Codenauten in Braunschweig – ein Entwicklerforum für digitale Talente und Tüftler.
Bringen jungen Menschen das Programmieren bei: Marvin Priedigkeit und Julia Eleonora Wierzbowski.
© Andreas Rudolph
Softwareentwicklung, Datenanalyse, Cybersecurity – unsere Welt wird zunehmend digitaler, und der Umgang mit Informationstechnologie im Allgemeinen sowie das Programmieren im Besonderen sind Schlüsselkompetenzen der Zukunft. Umso besser, dass es die Programmierschule der Codenauten GmbH gibt. Die Mädchen und Jungen, die hier Programmieren lernen, könnten die nächsten Erfinderinnen und Erfinder neuer Technologien oder Plattformen werden.
Die Idee zur Gründung der Programmierschule entstand aus einer einfachen Frage: „Warum gibt es eigentlich so wenige Möglichkeiten, sich frühzeitig mit einem Thema zu beschäftigen, für das so viele brennen?“, erklären Marvin Priedigkeit und Julia Eleonora Wierzbowski, die beiden Geschäftsführer und Gesellschafter der Codenauten. „Wir möchten Kinder und Jugendliche frühzeitig an das Programmieren heranführen, damit sie ihre Fähigkeiten entdecken und eigene Projekte wie Videospielentwicklungen oder Roboterbau umzusetzen können.“
Bisher waren die Codenauten im Co-Working-Space TRAFO Hub beheimatet, wo sie Kindern, Jugendlichen und ganzen Schulklassen die Chance eröffneten, spielerisch ihre eigenen kleinen Programme zu entwickeln oder Roboter zu steuern. Nun steht ein großer Schritt in der noch jungen Unternehmensgeschichte an: der Umzug in die eigenen Räumlichkeiten an der Frankfurter Straße. Das Gelände der ehemaligen Metzgerei wurde von Grund auf saniert: neue Böden wurden verlegt, Wände gestrichen, Netzwerke eingerichtet – und alle packten mit an. „Wir haben unsere Familie und Freunde in letzter Zeit so oft gesehen wie nie zuvor“, erzählen die beiden lachend.
Ihr Angebot richtet sich sowohl an Kinder und Jugendliche ohne Vorkenntnisse als auch an diejenigen, die bereits Erfahrung mit der Welt des Programmierens haben. Die Palette reicht von Grundkursen, die den Einstieg ins algorithmische Denken und die Grundlagen der Programmiersprachen vermitteln, bis hin zu fortgeschrittenen Kursen, die vertiefte Inhalte bieten und das gemeinsame Arbeiten mit agilen Methoden fördern. Darüber hinaus gibt es auch softwaregestütztes Lernen, bei dem die Teilnehmenden im eigenen Tempo und nach individuellen Interessen Schwerpunkte setzen können.
Die Programmierschule der Codenauten ist mehr als nur ein Lernort – sie ist ein Co-Learning-Hub, in dem Kinder und Jugendliche ihre technologischen Ideen verwirklichen können. „Wir geben nicht nur Kurse, mit denen wir ein erstes Fundament legen. Wir bieten auch einen Raum mit festen Öffnungszeiten, in dem die Schülerinnen und Schüler eigenständig arbeiten können – mit uns an ihrer Seite“, sagt Marvin Priedigkeit, der an der TU Braunschweig Informatik mit Schwerpunkt IT-Sicherheit studiert hat.
Und wenn jemand bei seiner Datenbank- oder Frontend-Entwicklung einfach nicht weiterkommt, hat er schnell jemanden, der sie oder ihn unterstützen kann.Marvin Priedigkeit
In einer offenen, kollaborativen Umgebung werden Nachwuchsprogrammiererinnen und Nachwuchsprogrammierer ermutigt, selbstbestimmt Lösungen zu entwickeln, dabei kreativ zu denken und so ihre Fähigkeiten auf das nächste Level zu bringen. „Und wenn jemand bei seiner Datenbank- oder Frontend-Entwicklung einfach nicht weiterkommt, hat er schnell jemanden, der sie oder ihn unterstützen kann“, sagt der 34-Jährige.
Diese Unterstützung kann nicht nur von den Mentoren der Codenauten kommen, sondern im besten Fall auch von den Tech-Talenten selbst, die sich gegenseitig helfen und in Teams arbeiten. So entsteht ein Austausch von Wissen und Ideen, der alle weiterbringt.
Der Umzug in neue und größere Räumlichkeiten an der Frankfurter Straße steht in Kürze bevor.
© Andreas Rudolph
Die Codenauten fördern nicht nur wichtige persönliche Fähigkeiten wie selbstständiges Lernen und kritisches Denken, sondern vermitteln auch wertvolle Kompetenzen für die berufliche Zukunft. Damit die Kinder und Jugendlichen ihre eigenen Android-Apps, Mikrocontroller oder Spiele entwickeln können, lernen sie Programmiersprachen wie Python, Java und C#, die in der Technologiebranche weit verbreitet sind. So verbinden die Codenauten den Spaß an der Sache mit dem Aufbau von praxisnahen Fähigkeiten, die später im Berufsleben von Nutzen sein können.
In der Programmierschule finden die jungen Coder alles, was sie für ihre digitalen Abenteuer benötigen: von Computer- und Laptop-Arbeitsplätzen über eine breite Palette an Software bis hin zu einem IT-Labor, das mit Virtual-Reality-Brillen und 3D-Druckern ausgestattet ist. Für die Cosplay-Fans gibt es sogar eine programmierbare Stickmaschine, die Tech und Handwerk verknüpft.
Die Programmierschule der Codenauten steht Kindern und Jugendlichen jeder Schulform offen. Unabhängig von ihrer schulischen Laufbahn oder Vorkenntnissen zielt das Angebot darauf ab, in einem inklusiven und unterstützenden Lernumfeld jedem den Zugang zu Technologie und Programmierung zu ermöglichen. „Es gibt viele, die im herkömmlichen Schulsystem untergehen, aber ausgezeichnete Programmierer sind“, betont Julia Eleonora Wierzbowski, die an der Ostfalia Hochschule ihr Studium der Sozialen Arbeit mit Schwerpunkt Medienpädagogik absolviert hat.
Es gibt viele, die im herkömmlichen Schulsystem untergehen, aber ausgezeichnete Programmierer sind.Julia Eleonora Wierzbowski
Die Programmierschule trägt wesentlich zur Förderung digitaler Kompetenzen bei und erreicht Menschen aus allen sozialen Schichten und Schulformen. Daher hat sie einen Antrag gestellt, in den Haushaltsplan der Stadt Braunschweig aufgenommen zu werden. Anerkennung erfahren die Codenauten von vielen Seiten. So wurden sie vom Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung als „Digital Hub“ ausgezeichnet. Zudem erhielten sie den diesjährigen „Rotary Hanse Förderpreis“ vom Rotary Club Braunschweig-Hanse für ihre digitalen Innovationen. Gemeinsam mit der TU Braunschweig, dem Haus der Wissenschaft und dem Phaeno sind sie Teil der „Zukunftsliga MINT“, dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützten MINT-Cluster der Region.
Das Angebot richtet sich sowohl an Kinder und Jugendliche ohne Vorkenntnisse als auch an diejenigen, die bereits Erfahrung mit der Welt des Programmierens haben.
© Andreas Rudolph
Das Engagement der Codenauten für die digitale Bildung trägt Früchte. Ein deutliches Zeichen dafür war der HealthHack 2023 der Metropolregion: Zwei Teenager erklommen das Siegertreppchen des Programmierwettbewerbs. Sie waren nicht nur die jüngsten Teilnehmer, sondern behaupteten sich auch erfolgreich gegenüber einer Mehrheit von Studierenden. Ihr technisches Know-how, das sie größtenteils in der Programmierschule erworben hatten, war ausschlaggebend für den Erfolg.
Die Programmierschule hat nach Meinung ihrer Gründerin und ihres Gründers das Potenzial, eine Inkubationsplattform für die Start-ups von morgen zu sein. Mit frühzeitiger Talentförderung, der technischen Infrastruktur sowie Mentoring und Vernetzung wollen die Codenauten ein Sprungbrett für angehende Unternehmerinnen und Unternehmer sein. Julia Eleonora Wierzbowski bringt es auf den Punkt: „Wir sehen uns als Teil des Start-up-Ökosystems und als wichtige Schnittstelle zu Acceleratoren in unserer Region.“
boy
8/2024