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Tante Emma vs. Tante Enso – Sicherung der Nahversorgung
Die Zukunft der Nahversorgung stand im Fokus einer Gemeinschaftsveranstaltung vom Handelsverband Harz-Heide e. V. und der Industrie- und Handelskammer Braunschweig am 10. September. In seiner Begrüßung hob Olaf Jaeschke, der zugleich Vizepräsident des Handelsverbandes und der IHK ist, die hohe Relevanz der Lebensmittelversorgung hervor: „Eine wohnortnahe Versorgung mit Lebensmitteln und weiteren Sortimenten des täglichen Bedarfs ist von zentraler Bedeutung für die Lebensqualität sowohl in städtischen Wohnquartieren als auch für die Attraktivität und Perspektive der kleineren Kommunen in unserer Region.“ Doch besonders in ländlichen Räumen können die Menschen ihren Bedarf immer seltener am Wohnort decken. Dies ist zum einen auf Verbraucherseite durch Veränderungen der Bevölkerungsstruktur und des Einkaufsverhaltens zu begründen, zum anderen durch einen fortschreitenden Konzentrationsprozess im stationären Lebensmitteleinzelhandel. Gleichzeitig erobern Smart Stores, die an sieben Tagen pro Woche 24 Stunden geöffnet sind, die Fläche, wie Olaf Jaeschke feststellte.
V. l. n. r.: Dr. Gisbert Vogt (part AG), Alexander Gündermann (Abteilungsleiter Wirtschaft IHK), Olaf Jaeschke (Vizepräsident IHK), Anna Weyde (Regionalverband Großraum Braunschweig), Thorsten Bausch und Norbert Hegmann (beide Tante Enso), Sebastian Stein (REWE Group) und Mark Alexander Krack (Handelsverband Harz-Heide).
© Josip Karacic/IHK Braunschweig
My Enso unterstützt Gemeinden
In diesem Rahmen stellten Thorsten Bausch und Norbert Hegmann, Geschäftsführer des Unternehmens My Enso, die Kleinflächen-Supermärkte „Tante Enso“ vor, die mit elektronischer Zugangskontrolle und Self-Scanning-Technologien weitestgehend ohne Verkaufspersonal betrieben werden. Die Expansion der Smart Stores Tante Enso erfolgt vor allem in kleineren Ortschaften mit 1000 bis 3000 Einwohnenden, von denen aus in sechs Kilometer Entfernung kein Lebensmittelmarkt erreichbar ist. Gegenwärtig sind 52 Enso-Märkte, die den Kundinnen und Kunden auf 200 bis 300 Quadratmetern Verkaufsfläche ein vollwertiges Nahversorgungssortiment mit rund 3000 Artikeln bieten, in Betrieb. Weitere 54 Stores sind in Planung. Beiden Unternehmern liegen bereits Anfragen von fast 1000 Gemeinden vor, die sich um einen Enso-Markt beworben haben. Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewerbung ist, dass sich mindestens 300 Personen mit mindestens 100 Euro in einer Genossenschaft einbringen. Das Konzept Tante Enso wird ständig weiterentwickelt, etwa durch Ergänzung von Bank- und Postdienstleistungen. Aktuell wird ein Telemedizin-Projekt an drei Standorten getestet.
In einer anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert durch Mark Alexander Krack, Geschäftsführer des Handelsverbandes Harz-Heide, stellten Thorsten Bausch, Anna Weyde, Erste Verbandsrätin beim Regionalverband Großraum Braunschweig, Dr. Gisbert Vogt, Vorsitzender des Aufsichtsrats der part AG, sowie Sebastian Stein, Vertriebsleiter Nord bei der REWE Group, vor allem die soziale Komponente einer Lebensmittelversorgung im ländlichen Raum in den Vordergrund. In stationären Einkaufsstätten besteht ein Raum für Kommunikation, den gesellschaftlichen Austausch und sozialen Zusammenhalt, der vielerorts in kleinen Orten nicht mehr vorhanden ist. Rewe testet ebenfalls innovative Formen der Nahversorgung, etwa durch Drohnenbelieferung oder den Smart Store „Nahkauf-Box“. Alle Akteure waren sich einig, dass es wichtig und möglich ist, mit verschiedenen Konzepten die Versorgung des ländlichen Raums sicherzustellen, wie Moderator Krack zum Abschluss zusammenfasste.
cs
7/2024
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Christian Scheffel