Saisonumfrage Tourismus: Geschäftsklima in der heimischen Tourismusbranche zuletzt etwas abgekühlt

Die von der IHK Braunschweig halbjährlich durchgeführte Saisonumfrage Tourismus zeichnet aktuell ein etwas abgekühltes Stimmungsbild der befragten Betriebe. War bereits die letzte Wintersaison von zu wenig Schnee – etwa für den Wintersport im Harz – geprägt, so kam das Frühjahrsgeschäft auch nicht richtig in Schwung. Es sind multiple Herausforderungen, mit denen die Unternehmen der Tourismusbranche dieser Tage zu kämpfen haben: ein hoher Preisdruck infolge gestiegener Kosten für Energie, Rohstoffe, Löhne, ein Mangel an Fachkräften und Personal und ein hohes Inflationsniveau, das es den Gästen zunehmend schwieriger macht, sich die gewohnten Reise- und Konsumwünsche zu erfüllen.
Nicht zu vergessen ist hier auch die Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung für die Gastronomie. Umgekehrt gilt: Sparen ist Konsumverzicht! Und wenn das Geld im Portemonnaie nicht mehr reicht, dann wird eben weniger, kürzer oder mit Abstrichen verreist. Und diese Entwicklung spiegelt auch das Ergebnis der jüngsten Umfrage wider.
Zu beachten hierbei ist, dass die Energie-, Rohstoff- und Arbeitskosten nicht in allen Ländern gleichermaßen angestiegen sind. Im Ausland sind die Kostensteigerungen zum Teil moderater ausgefallen als im Inland. Daher verwundert es nicht, dass Reiseveranstalter und Reisevermittler die Geschäfts­lage aktuell deutlich besser beurteilen als etwa heimische Hoteliers und Gastronomen; diese waren mit dem Ergebnis der zurückliegenden Saison mehrheitlich nicht zufrieden. Demgegenüber melden Reisebüros und Veranstalter überwiegend positive Buchungen und Umsätze.
Fast scheint es so, als begünstige das angestiegene Kosten- und Preisniveau im Inland wieder verstärkt einen Trend zu preiswerteren Pauschalreisen ins Ausland. Die Gäste müssen am Ende entscheiden, wie weit sie mit ihrem Budget kommen. Steigende Preise bedeuten nicht automatisch steigende Umsätze – vor allem dann, wenn die Gäste sich diese Preise nicht mehr leisten können und wollen. Es ist sicher kein Zufall, wenn zwei Drittel der Hoteliers und Gastonomen zuletzt von gefallenen Umsätzen berichten. Am stärksten zurückgegangen sind nach Einschätzung der Befragten die Umsätze mit heimischen Gästen. An zweiter Stelle folgen die Geschäftsreisenden; offensichtlich macht sich auch hier ein steigendes Preisbewusstsein bemerkbar. Die Auslastung liegt hinter dem Vorjahr zum Teil spürbar zurück. Die Geschäftserwartungen an die kommende Saison sind eher verhalten. Reisebüros und Reiseveranstalter sind hier schon etwas optimistischer gestimmt. Beide Gruppen sind sich jedoch einig, dass das Preisniveau voraussichtlich nicht gehalten werden kann.
Als größte Risiken in den kommenden Monaten werden von den Umfrageteilnehmerinnen und Umfrageteilnehmern die gestiegenen Energiepreise, der Fachkräftemangel, die hohen Arbeitskosten und die ungünstigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen bewertet. Die Reisevermittler und Reiseveranstalter sehen im letztgenannten Punkt sogar mit Abstand das höchste Risiko. Infolge des spürbaren Mangels an qualifizierten Arbeitskräften geht die Branche von einer weiter abnehmenden Beschäftigung aus. In Anbetracht der unsicheren Lage sind die Betriebe bei ihren Investitionsentscheidungen derzeit sehr zurückhaltend. Wenn investiert wird, handelt es sich meist um Modernisierungen, Ersatzbeschaffungen und Instandhaltungen, vereinzelt auch um Produktinnovationen. Mehr als die Hälfte der Befragten können offene Stellen derzeit über einen Zeitraum von mehr als zwei Monaten hinaus nicht besetzen.
Die Zusatzfragen der aktuellen Umfrage befassten sich insbesondere mit der Wahl der Verkehrsmittel. Bei den Gästen im Inland ist der Pkw noch immer das Verkehrsmittel der Wahl; nur etwa jeder fünfte Gast reist mit der Bahn oder anderen öffentlichen Verkehrsmitteln an. Vor Ort wird dann auch gern der ÖPNV oder das Fahrrad genutzt. Die meisten Betriebe sind mit dem Auto gut erreichbar. Die Bahnanbindung wird mehrheitlich auch positiv beurteilt. Das Thema Carsharing spielt demgegenüber erst vereinzelt eine Rolle. Die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr ist nicht an allen Standorten zufriedenstellend. Das Radverkehrswegenetz wird auch überwiegend als gut wahrgenommen. Fast 60 Prozent können aktuell eher keinen Trend zur umweltschonenden Mobilität erkennen.
hei
5/2024