Neuer IHK-Zertifikatslehrgang: Robotik Prototyping

Hinter dem futuristisch klingenden Begriff verbirgt sich ein fünftägiger Kurs für Auszubildende, die darin die Grundlagen von Schaltplänen und Programmierung erlernen, während sie einen selbstfahrenden Roboter entwickeln. Die IHK Braunschweig bietet den in Kooperation mit der „makerAcademy“ stattfindenden Zertifikatslehrgang ab August an.
Die vor vier Jahren gegründete „makerAcademy“ ist ein Projekt der Protohaus gGmbH, die Geschäftsführer Chris Töppe vereinfacht als „Projektagentur, die im sozialen Bereich unterwegs ist“, beschreibt. Das Ziel der gemeinnützigen Organisation aus Braunschweig ist es, den Zugang zu Technologie zu erleichtern sowie das Lernen durch eigene Erfahrungen und Austausch von Wissen zu fördern und so die nachhaltige Entwicklung einer offenen Wissensgesellschaft mitzugestalten. Das erste Projekt von Protohaus war der „makerspace“ in der Hamburger Straße – eine öffentlich zugängliche High-Tech-Werkstatt, die für ihre Mitglieder mit den aktuellen Technologien zur Bearbeitung von Holz über Metall bis 3D-Druck alles bereithält, was das Herz von kreativen Macherinnen und Machern begehrt. Die Mitgliedschaft gestaltet sich dabei „wie im Fitnessstudio“, witzelt Töppe, denn der „makerspace“ kann 24/7 von seiner Community, deren Altersdurchschnitt bei etwa 35 Jahren liegt, genutzt werden. Da sich die offene Werkstattatmosphäre aber nicht mit der Bildungsarbeit für Kinder und Jugendliche, einer der Hauptzielgruppen des Teams um Chris Töppe, verbinden ließ, wurde die „makerAcademy“ geboren. „Mit diesem außerschulischen Lernort bringen wir Kindern und Jugendlichen von sechs bis 19 Jahren, darunter auch Studierende und Auszubildende, die verschiedensten digitalen Technologien bei, die unser Schulsystem nicht immer vermitteln kann“, erklärt der Geschäftsführer das Konzept des Projektes, das in der Braunschweiger Nordstadt sowie mit einem weiteren Standort in der Wolfenbütteler Innenstadt angesiedelt ist und Schulen bei ihrem Lehrauftrag unterstützen soll. Es gebe AGs oder auch Ferienkurse – das Angebot sei vergleichbar mit einer Musikschule, einem Tanz- oder Reitverein. Mit dem Unterschied, dass die Kurse in der „makerAcademy“ Lasercut, 3D-Druck oder Robotik heißen. „Wir arbeiten daran, optimal an das Kerncurriculum der Schulen andocken zu können, sodass wir den Unterricht gegebenenfalls sogar innerhalb der Schulzeit aktiv unterstützen können, zum Beispiel in Physik oder Biologie.“ Denn neben dem technischen Schwerpunkt bieten Töppe und seine Mitarbeitenden auch Kurse mit nachhaltigen Themen an, in denen zum Beispiel eine KI trainiert wird, optimale Bedingungen für das Wachstum einer Pflanze zu schaffen. Oder Kursteilnehmende ein „Plantogotschi“ so programmieren, dass sie in einem Mini-Gewächshaus eine Pflanze züchten. Dass Kinder wieder aktiver sind, bauen, basteln und dabei spiel- und praxisorientiert aus Fehlern lernen, liege Töppe und seinen Mitarbeitenden am Herzen.

Niedrigschwellig und nachhaltig

Dazu zählt auch Sören Krusche, Projektleiter der „makerAcademy“ und Kursleiter bei den Auszubildenden und Studierenden, der das Ergebnis des neuen IHK-Zertifikatslehrgangs „Robotik Prototyping: Grundlagen von Schaltplänen und Programmierung“ in den Händen hält. Der kleine selbstfahrende Holzkasten erinnert ein wenig an Disneys „Wall-E“ und wird per Smartphone-App gesteuert. Zielgruppe des Zertifikatslehrgangs sind Auszubildende, vermittelt werden die Themenfelder autonomes Fahren, Rapid Prototyping und digitale Fertigungstechnologien. „Wir haben uns für einen Roboter entschieden, da die Änderungen in den Programmcodes einen direkten und anschaulichen Effekt erzielen und die Wissensvermittlung weniger abstrakt abläuft. Die Teilnehmenden haben außerdem die Möglichkeit, ihre eigenen Ideen einfließen zu lassen“, beschreibt Krusche den Ablauf. Am Ende dürfen die Teilnahmenden ihren Prototyp behalten, um die gelernten Inhalte nachhaltig anwenden zu können. Denn „das System des Roboters ist so aufgebaut, dass man verschiedene Anbauteile ergänzen und zu Hause oder im Betrieb weiterentwickeln kann.“ Töppe fügt hinzu: „Wir vermitteln die Grundlagen und versuchen, die Azubis zu inspirieren, weiter zu wachsen und sich vielleicht sogar das Programmieren anzueignen.“ Dabei sei eine technische Ausbildung keine Teilnahmevoraussetzung – Auszubildende aller Fachbereiche, die über den Tellerrand blicken und ihr technisches Wissen vertiefen möchten, seien herzlich willkommen. Der erste Zertifikatslehrgang mit der IHK Braunschweig ist vom 5. bis 8. August geplant, ein weiterer folgt im September.
Bei allen Kursen der „makerAcademy“ ist Geschäftsführer Töppe wichtig, das Angebot so niedrigschwellig wie möglich zu halten, sodass auch Kinder und Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte oder erschwerten Startbedingungen teilnehmen können. Die Buchungen sprechen für sich – die Ferienkurse seien Selbstläufer und regelmäßig ausgebucht, für die wöchentlich stattfindende „makerClass“ gebe es bereits Wartelisten.
ar
Weitere Informationen und die Anmeldung zum Lehrgang finden Sie hier.
5/2024