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„Es macht einfach Spaß“
Gäbe es eine Versicherungspolice, die die Öffentliche Versicherung Braunschweig vor dem Ausfall von Jörg Zitzewitz bewahren könnte, hätte sein Arbeitgeber sicherlich schon unterschrieben. Denn der Versicherungsexperte ist in seinem Hauptjob mindestens genauso unentbehrlich wie für die IHK Braunschweig, für die er seit 18 Jahren als ehrenamtlicher Prüfer im Vermittlerwesen tätig ist.
Jörg Zitzewitz
© oh
Man kann den Braunschweiger zurecht als „treue Seele“ bezeichnen, denn nach seiner Geburt 1966 hat er der Stadt seither nie den Rücken zugekehrt. Schon nach dem Abitur fand er den richtigen Ausbildungsberuf für sich, den er bei der Öffentlichen Versicherung in seiner Heimatstadt erlernt hat und bis heute ausübt. „Ich wollte eigentlich noch studieren, bin aber bei der Öffentlichen ‚hängengeblieben‘ “, witzelt der Versicherungskaufmann. Er sei sogar der erste Azubi gewesen, der direkt nach der Ausbildung als Bezirksvertreter einen Kundenstamm übernommen und eine Geschäftsstelle eröffnet habe. Seit seiner Ausbildung ist Zitzewitz im Vertrieb beschäftigt, wurde schließlich auch Organisationsleiter. Außerdem ist er als „Inhouse-Unternehmensberater“ für die selbstständigen Vermittler der Öffentlichen Versicherung tätig und führt seit über 20 Jahren interne Verkaufstrainings für junge Vertriebsmitarbeitende durch.
Ich bin ein Helfertyp.Jörg Zitzewitz
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Die Zusammenarbeit mit der IHK Braunschweig ergab sich, da Zitzewitz „zur richtigen Zeit am richtigen Ort“ gewesen sei. Anfangs habe er gelegentlich einen Kollegen bei den Prüfungen der Versicherungsvermittler, welche traditionell in der Öffentlichen Versicherung Braunschweig stattfinden, unterstützt. Als dieser sich beruflich umorientierte, übernahm der heute 58-Jährige die Organisation. Die Ausbildung der Versicherungsvermittler führt das Berufsbildungswerk der Versicherungswirtschaft e. V. (BWV) durch, wo Zitzewitz außerdem nebenberuflich als Dozent tätig ist. Der Dienstleister koordiniert darüber hinaus die dazugehörigen Sachkundeprüfungen für die IHK Braunschweig, welche im Jahr 2006 auf der Suche nach neuen Prüferinnen und Prüfern war. Zitzewitz, der ohnehin schon in diesen Prozess eingebunden war, kam schließlich auch als Prüfer zum Einsatz und bekleidet dieses Amt seither. Im Jahr 2013 kamen außerdem die Finanzanlagenvermittler sowie 2016 die Immobiliardarlehensvermittler hinzu. „Ich habe drei T-Shirts, je nachdem, was ich prüfe“, scherzt Zitzewitz, der die Prüfungen in den Räumlichkeiten der Öffentlichen Versicherung nach wie vor organisiert und in den schriftlichen Prüfungen für gewöhnlich die Aufsicht innehat. Daher sei er manchmal froh, wenn er die Abnahme der praktischen Prüfung seinen Kolleginnen und Kollegen des Prüfungsausschusses überlassen könne. Im Vertretungsfall übernehme der Vertriebler aber jederzeit gerne die Rolle des Vorsitzenden, Protokollanten oder Kunden innerhalb des Ausschusses. Letzterer ist Teil des 20minütigen simulierten Kundengesprächs, welches die angehenden Versicherungs-, Finanzanlagen- oder Immobiliardarlehensvermittler während der Prüfung führen müssen. „Es freut mich, zu sehen, wie viele überwiegend junge Menschen sich für den Vertrieb interessieren und tolle Beratungsgespräche abliefern“, beschreibt Zitzewitz seine Motivation für das IHK-Ehrenamt. Genauso wichtig sei es ihm aber auch – wenn es sein müsse – Prüflinge zurück auf die „Schulbank“ zu schicken, wenn die Leistungen noch nicht ausreichen würden. „Es gilt ja auch, die Verbraucherinnen und Verbraucher vor mangelhaften und erst recht falschen Beratungen zu schützen.“ Der mitfühlende Prüfer habe schon viele Tränen gesehen und getrocknet – glücklicherweise seien dies überwiegend Freudentränen gewesen und nur manchmal müsse er das Taschentuch bei einer nicht bestandenen Prüfung zücken. An seiner Prüfertätigkeit schätzt Zitzewitz außerdem den Austausch mit seinen Prüferkolleginnen und -kollegen, was ihm erlaubt, „über den Tellerrand zu blicken“.
Keine Zeit für Hobbys
Schon in seiner Schul- und Ausbildungszeit war der Braunschweiger als Jugendgruppenleiter bei Jugendfreizeiten aktiv und später jahrelanges Vorstandsmitglied eines Sportvereins. „Und wie oft ich Klassensprecher in der Schule war, kann ich gar nicht mehr sagen“, ergänzt Zitzewitz, dem das Ehrenamt offensichtlich im Blut liegt. Er sei ein „Helfertyp“, könne schlecht „nein“ sagen, wenn ihn jemand um Hilfe bittet, räumt er ein. So ist es nicht verwunderlich, dass er neben seinem Hauptamt und dem Ehrenamt bei der IHK seit Jahren auch Verwaltungsbeirat und Verwaltungsbeiratsvorsitzender von zwei Eigentümergesellschaften ist. In seinem Privatleben managt der Familienvater gemeinsam mit seiner Frau außerdem den Alltag mit seinem jüngsten Sohn, der im August acht Jahre alt geworden ist. Vor etwa zwei Jahren hat die Familie außerdem ein neues Grundstück mit einem renovierungsbedürftigen Haus gekauft, in dem die notwendigen Arbeiten noch lange nicht abgeschlossen sein werden und Zitzewitz keine Zeit für jegliche Art von Hobby lassen. Wie er das alles schaffe, frage er sich selbst manchmal, aber es mache ihm einfach Spaß.
ar
8/2024