Nachhaltigkeitsberichte: Welche Unternehmen sind betroffen?
Die neue Nachhaltigkeitsberichterstattung tritt gestaffelt – abhängig von der Größe beziehungsweise von den Eigenschaften der Unternehmen – in Kraft. Zunächst sind die Unternehmen, die bereits heute schon einen sogenannten CSR-Bericht beziehungsweise einen nicht finanziellen Bericht erstellen müssen, verpflichtet, ab den Geschäftsjahren, die am oder nach dem 1. Januar 2024 beginnen, den erweiterten Nachhaltigkeitsbericht nach der neuen CSRD und den von der EU-Kommission erlassenen europäischen Nachhaltigkeitsberichterstattungsstandards zu erstellen.
Ab Geschäftsjahren, die am oder nach dem 1. Januar 2025 beginnen, müssen dann alle großen Kapitalgesellschaften oder ihnen gleichgestellte Gesellschaften, wie haftungsbeschränkte Personenhandelsgesellschaften, welche bisher noch nicht berichtspflichtig sind und unabhängig davon, ob sie kapitalmarktorientiert sind, erstmalig einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen. Dies gilt auch für Mutterunternehmen einer großen Gruppe, welche bisher noch nicht berichtspflichtig sind.
Ein Jahr später, damit für die Geschäftsjahre, die am oder nach dem 1. Januar 2026 beginnen, sind kapitalmarktorientierte kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit Ausnahme der kapitalmarktorientierten Kleinstunternehmen in der Pflicht. Auch bestimmte kleine, nicht komplexe Institute sowie bestimmte firmeneigene Versicherungs-/Rückversicherungsunternehmen sind hiervon erfasst. Die Richtlinie sieht jedoch für kapitalmarktorientierte "KMU-Unternehmen" die Möglichkeit vor, unter bestimmten Voraussetzungen bis 2028 von der Berichterstattung abzusehen.
Erst für Geschäftsjahre, die am oder nach dem 1. Januar 2028 beginnen, müssen dann bestimmte Unternehmen aus Drittstaaten, welche große Tochterunternehmen oder kleine und mittlere kapitalmarktorientierte Tochterunternehmen in einem Mitgliedstaat haben, ihren Nachhaltigkeitsberichtspflichten nachkommen. Dies gilt auch, wenn diese Drittstaatsunternehmen bestimmte Zweigniederlassungen mit Nettoumsatzerlösen von mehr als 40 Millionen Euro in einem EU-Mitgliedstaat haben. Auch für Emittenten, die ihren Sitz in einem anderen Staat haben, ist ein gestufter Anwendungszeitraum der CSRD vorgesehen. Besondere Regelungen gelten zudem für Kreditinstitute und Versicherungsunternehmen.
Welche Unternehmen als "große" oder auch "kleine" und "mittlere" Unternehmen im Sinne der EU-Rechnungslegungsrichtlinie gelten, wird von Artikel 3 der Richtlinie 2013/34/EU festgelegt. Die EU-Kommission hat im Herbst 2023 eine inflationsbedingte Anhebung der Schwellenwerte für Bilanzsumme und Nettoumsatzerlöse für alle Größenklassen als delegierte Richtlinie beschlossen. Nach Prüfung durch das Europäische Parlament und den Rat wurde die delegierte Richtlinie (EU) 2023/2775 im Amtsblatt der EU veröffentlicht und ist nun von den Mitgliedstaaten bis spätestens zum 24. Dezember 2024 in ihr nationales Recht umzusetzen – in Deutschland in das Handelsgesetzbuch. Die inflationsbedingt geänderten Schwellenwerte sollen für Geschäftsjahre, die am oder nach dem 1. Januar 2024 beginnen, anwendbar sein. Die delegierte Richtlinie finden Sie unter ec.europa.eu.
Die Betriebsgrößenklassen laut delegierter Richtlinie im Überblick
Bilanzsumme in Euro
|
Nettumsatzerlöse in Euro
|
Beschäftigte maximal
|
|
Micro/Kleinstunternehmen
Art. 3 Abs. 1 Richtlinie 2013/34/EU
|
bisher: 350.000
|
bisher: 700.000
|
10
|
neu: 450.000
|
neu: 900.000
|
10
|
|
Small lower end/Kleine Unternehmen
Art. 3 Abs. 2 Unterabsatz 1
|
bisher: 4.000.000
|
bisher: 8.000.000
|
50
|
neu: 5.000.000
|
neu: 10.000.000
|
50
|
|
Wahlrecht Mitgliedstaaten (Deutschland hat dieses bisher genutzt, vgl. § 267 Abs. 1 HGB):
Small/higher end/Kleine Unternehmen, Art. 3 Abs. 2 Unterabsatz 2 |
bisher: 6.000.000
|
bisher: 12.000.000
|
50
|
neu: 7.500.000
|
neu: 15.000.000
|
50
|
|
Medium/Mittlere Unternehmen
Art. 3 Abs. 3
|
bisher: 20.000.000
|
bisher: 40.000.000
|
250
|
neu: 25.000.000
|
neu: 50.000.000
|
250
|
|
Large/Große Unternehmen
Art. 3 Abs. 4
|
bisher: 20.000.000
|
bisher: 40.000.000
|
250
|
neu: 25.000.000
|
neu: 50.000.000
|
250
|
|
Small/Kleine Gruppen
Art. 3 Abs. 5 Unterabsatz 1
|
bisher: 4.000.000
|
bisher 8.000.000
|
50
|
neu: 5.000.000
|
neu: 10.000.000
|
50
|
|
Wahlrecht Small/Kleine Gruppen
Art. 3 Abs. 5 Unterabsatz 2
|
bisher: 6.000.000
|
bisher: 12.000.000
|
50
|
neu: 7.500.000
|
neu: 15.000.000
|
50
|
|
Medium/Mittlere Gruppen
Art. 3 Abs. 6
|
bisher: 20.000.000
|
bisher: 40.000.000
|
250
|
neu: 25.000.000
|
neu: 50.000.000
|
250
|
|
Large/Große Gruppen
Art. 3 Abs. 7
|
bisher: 20.000.000
|
bisher: 40.000.000
|
250
|
neu: 25.000.000
|
neu: 50.000.000
|
250
|
Tabelle: DIHK
In Deutschland wurden die Schwellenwerte für die Unternehmensgrößen im Handelsgesetzbuch zum 17. April 2024 geändert. Sie finden die neuen finanziellen Schwellenwerte der §§ 267, 267a, 293 HGB im Gesetz zur Änderung des DWD-Gesetzes sowie zur Änderung handelsrechtlicher Vorschriften im Bundesgesetzblatt vom 16. April (Artikel 2, Änderung des Handelsgesetzbuchs).
Stand: 09.08.2024
Quelle: DIHK