DIHK-Umfrageergebnisse Auf dem Weg zur Ciruclar Economy

Eine Transformation der deutschen Wirtschaft zur "Kreislaufwirtschaft" bewerten viele Unternehmen als vorteilhaft für das eigene Geschäft – aber nur unter den richtigen Rahmenbedingungen. Das geht aus einer Befragung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) hervor.

Hintergrund

Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 65 Prozent im Vergleich zu 1990 zu reduzieren und Deutschland bis 2045 klimaneutral aufzustellen.
So soll das Erreichen der Pariser Klimaziele und der Ziele des europäischen Green Deal für 2030 sichergestellt werden. Im März 2022 kündigte die Bundesumweltministerin die Entwicklung einer nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie an. Mit seinen hohen Wiederverwertungsquoten, seiner Vorreiterrolle bei Forschung und industriellem Know-how hat Deutschland gute Voraussetzungen, die Transformation zu einer zirkulären Wirtschaft erfolgreich zu bestehen.
Die DIHK geht davon aus, dass sich der Trend Richtung Zirkuläre Wirtschaft in den nächsten Jahren weiter verstärken wird – in Deutschland und Europa. Offen ist jedoch, inwieweit insbesondere die mittelständische Wirtschaft auf diesen Entwicklungsprozess vorbereitet ist, und mit welchen Chancen und Risiken dieser aus Sicht betroffener Betriebe verbunden ist.
Die Umfrage „Die deutsche Wirtschaft auf dem Weg zur Circular Economy“ geht diesen Fragen nach. Mit Unterstützung der IHKs nahmen zwischen dem 04. und 22. März 2024 fast 2.000 Unternehmen an der Befragung teil.

Das Wichtigste in Kürze

1. Transformation als Chance
  • Transformation zum zirkulären Wirtschaften wird von vielen Unternehmen als Chance begriffen.
  • Unternehmen sehen besonders Potenzial auf Material- und Kosteneinsparungen, gesteigerte Resilienz des eigenen Unternehmens und darauf, den eigenen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz zu erhöhen.
2. Unter bestimmten Bedingungen
Allerdings ist eine erfolgreiche Transformation zu einer Circular Economy an wichtige Bedingungen geknüpft:
  • eine flächendeckende Digitalisierung, u. a. für die Einführung des Digitalen Produktpasses,
  • ein einheitlicher europaweiter gesetzlicher Rahmen und ein funktionierender Markt für Rezyklate.
3. Aussicht auf zusätzliche bürokratische Anforderungen und Kosten bereitet Kopfzerbrechen
  • Nahezu 60% der Betriebe befürchten einen erhöhten Dokumentationsaufwand bei der Transformation zu einer zirkulären Wirtschaft, was wiederum einen erhöhten Personalaufwand nach sich zieht, sowie ein verknapptes Angebot von Produktionsstoffen.
  • Mehr als jedes dritte Unternehmen sieht darüber hinaus die Verfügbarkeit von Sekundärrohstoffen als Risiko.
4. Digitale Ansätze, wie der Digitale Produktpass, sind kein Selbstläufer
Im Rahmen des Digitalen Produktpasses erhalten Produkte einen spezifischen Code, der gescannt werden kann und der es Akteuren entlang der Lieferkette erlaubt, auf Informationen zu Produkteigenschaften zuzugreifen.
Diese Informationen zu u. a. enthaltenen Rohstoffen oder Reparierbarkeit sollen dabei helfen, die Lebensdauer von Produkten zu verlängern und Rohmaterialien in den Wirtschaftskreislauf zurückzuführen.
Auch wenn bereits jedes dritte Unternehmen digitale Lösungen zur Ressourcenschonung einzuführen plant bzw. eingeführt hat, heißt das nicht, dass die Betriebe für die Einführung des Digitalen Produktpasses bereit sind. Hierzu bedarf es eines schnellen und flächendeckenden Ausbaus der digitalen Infrastruktur. Denn nur so können Unternehmen Kapazitäten zur Datenspeicherung und -bearbeitung ausbauen. Dazu kommt, dass der „digitale Produktpass“ aktuell noch drei Viertel der Unternehmen unbekannt ist.
5. Zirkuläres Wirtschaften kommt zunehmend im Unternehmensalltag an
Mit der konkreten Umsetzung von Maßnahmen, die den Übergang zu einem zirkulären Geschäftsmodell unterstützen, haben sich bereits mehr als die Hälfte der Unternehmen (54%) beschäftigt. Weitere 20% planen, dies in naher Zukunft noch zu tun.
Auch hier zeigt sich, dass sich größere Unternehmen bereits zu einem höheren Anteil mit der konkreten Anpassung ihres Geschäftsmodels auseinandergesetzt haben.
Die Voraussetzungen müssen stimmen
Die Umfrage zeigt aber auch: Ein erfolgreicher Übergang zur Kreislaufwirtschaft ist aus Sicht der Unternehmen keinesfalls selbstverständlich, sondern an entscheidende Bedingungen geknüpft. Erste Bedingung ist ein flächendeckender Ausbau digitaler Netze. Nur mit der entsprechenden digitalen Infrastruktur werden Unternehmen in die Lage versetzt, Kapazitäten zur Datenspeicherung und -verarbeitung aufzubauen, die wiederum die Basis bilden für Ansätze wie den Digitalen Produktpass. Zweite Bedingung ist ein europaweit einheitlicher gesetzlicher Rahmen. Drittens muss daran gearbeitet werden, einen funktionierenden Markt für Recyclingprodukte zu etablieren.

Sorgen vor erhöhtem Aufwand

Kopfzerbrechen bereitet den Unternehmen zudem die Sorge vor neuen Belastungen. So warnen drei von fünf Betrieben schon jetzt vor einem noch größeren Dokumentationsaufwand und dem hierfür erforderlichen Personaleinsatz. Immerhin jedes zweite Unternehmen befürchtet zudem höhere Kosten beim Einkauf von Rohstoffen und Vorprodukten. Mehr als jeder dritte Befragte sieht darüber hinaus ein Risiko in der Verfügbarkeit von Sekundärrohstoffen. Auch der Arbeitskräftemangel und der aktuelle Kostenvorteil natürlicher Rohstoffe werden als Herausforderung genannt.

Positive Stimmung nutzen

"Viele Unternehmen sehen die Chancen, die ihnen die Entwicklung zur zirkulären Wirtschaft bietet", resümiert Achim Dercks. "Die Politik sollte diese positive Stimmung nutzen und jetzt die richtigen Weichen stellen. Dabei kommt es darauf an, stärker als in der Vergangenheit die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen mitzudenken. Einheitliche Standards für die Kreislaufwirtschaft innerhalb Europas sind aus Sicht von drei Viertel der Firmen zentrale Bausteine dafür."
Die Ergebnisse der DIHK-Umfrage zur Circular Economy finden Sie hier zum Download: Kreislaufwirtschaft als Chance? (dihk.de)
Quelle: DIHK (Angepasst)
Stand: 21.06.2024