REPowerEU
Mit dem REPowerEU-Plan vom 18. Mai 2022 hat die EU-Kommission zahlreiche Maßnahmen zur Umgestaltung des europäischen Energiesystems vorgeschlagen, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Russland schnellstmöglich zu verringern. Dazu gehören zwar auch Initiativen zur Diversifizierung der Gasversorgung, im Mittelpunkt stehen jedoch die Reduzierung des Energieverbrauchs und der beschleunigte Ausbau erneuerbarer Energien. Damit ist der Plan nicht allein eine Antwort auf die akute Energiekrise, sondern auch ein weiteres Element zur Beschleunigung der Energiewende.
Diversifizierung der Energieversorgung
Die EU importiert 90 % des von ihr verbrauchten Gases. 2021 betrug der Anteil russischen Gases an den Importen mehr als 45 %. Zudem stammten 27 % aller Öleinfuhren und 46 % aller Kohleeinfuhren aus Russland. Um kurzfristig ausbleibende Energielieferungen zu ersetzen, will die EU-Kommission alternative Energiebezugsmöglichkeiten erschließen. Dabei setzt sie insbesondere auf eine deutliche Zunahme von LNG-Einfuhren, wofür gerade auch in Deutschland aktuell die Voraussetzungen geschaffen werden. Mittelfristig sollen auch der Ausbau der Biomethanerzeugung sowie Produktion und Import von Wasserstoff die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern senken.
Senkung des Energieverbrauchs
Kurzfristig sollen Energieeinsparungen durch inzwischen vielfach diskutierte Verhaltensänderungen – wie niedrigere Heiztemperaturen oder eingeschränkte Beleuchtung – dazu beitragen, die Energieversorgung im aktuellen und kommenden Winter zu sichern. Mittel- und langfristig stehen Energieeffizienzmaßnahmen im Vordergrund und sollen von den Mitgliedsstaaten mit steuerlichen Anreizen gefördert werden. Damit will die Kommission einen Zielwert deutlich hinausgehend über den des „Fit for 55“-Pakets erreichen – als neues verbindliches EU-Effizienzziel bis 2030 sollen 13 % statt wie bisher vorgeschlagen 9 % (jeweils bezogen auf 2020) festgeschrieben werden.
Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energien
Kern der Pläne der EU-Kommission ist eine massive Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energien. Ihr Einsatz bei der Stromerzeugung, in der Industrie, im Gebäudesektor und im Verkehrswesen soll die Abhängigkeit von Importen fossiler Brennstoffe nachhaltig senken. Die Kommission schlägt daher vor, das Gesamtziel für erneuerbare Energien für 2030 im Rahmen des „Fit for 55“-Pakets von 40 Prozent auf 45 Prozent zu erhöhen. Erreicht werden soll dies u. a. durch:
- eine Verdoppelung der Photovoltaik-Kapazität bis 2025 und Installation von 600 GW bis 2030,
- die schrittweise gesetzliche Verpflichtung zur Installation von Solarzellen auf neuen Gebäuden,
- eine Verdoppelung der Einführungsrate von Wärmepumpen und Maßnahmen zur Integration von geothermischer und solarthermischer Energie in Fern- und Nahwärmesysteme,
- finanzielle Anreize, um die Produktion von Biomethan bis 2030 auf 35 Milliarden Kubikmeter zu steigern,
- die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren im Bereich der erneuerbaren Energien sowie
- einen schnelleren Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft.