Klimaschutz und CO2-Preise
Der Ausstoß von CO2 wird teurer. Verantwortlich dafür ist die kontinuierliche Verknappung der Zertifikate im europäischen CO2-Handel und die zusätzliche nationale CO2-Bepreisung seit 2021. Zusätzlichen Schub wird diese Entwicklung durch die von der EU geplante Reform des Emissionshandels bekommen. Damit steigt die Bedeutung klimafreundlicher Technologien.
Der europäische Emissionshandel EU-ETS
Zentrales Instrument für mehr Klimaschutz in Europa ist der europäische Emissionshandel kurz EU-ETS. Mit diesem weltweit größtem Handelssystem für CO2-Zertifikate sind gut 40 Prozent aller CO2-Emissionen in der EU abgedeckt. Aktuell erfasst der CO2-Handel in Europa die Energiewirtschaft sowie Anlagen des Industriesektors und die Luftfahrt. Zukünftig soll auch die Schifffahrt einbezogen werden.
Nach bisherigem Stand der europäischen Klimaziele sollten die Emissionen im EU-ETS bis 2030 um 43% im Vergleich zum Jahr 2005 gesenkt werden. Mit dem Green Deal wird das bestehende Klimaschutz-Zielniveau massiv gesteigert. Nun soll der CO2-Ausstoß im EU-ETS bis 2030 um 61% reduziert werden.
Diese Zielverschärfung hat für die Wirtschaft weitreichende Auswirkungen. Einerseits ist zu erwarten, dass die Kosten für die Energiebeschaffung ansteigen werden. Andererseits steigen die Herstellungskosten für CO2-intensive Produktionsverfahren, wie beispielsweise bei der Bereitstellung von Grundstoffen – Kosten, die in der Lieferkette weitergegeben und branchenübergreifende Preisanstiege zur Folge haben könnten.
Kurz erklärt: Wie funktioniert der CO2 Handel in Europa?
Der europäische Emissionshandel (EU-ETS) funktioniert nach dem Prinzip des sogenannten „Cap & Trade“. Die Obergrenze (Cap) legt fest, wie viele Emissionen insgesamt ausgestoßen werden dürfen. Die Emissionsberechtigungen in Form von Zertifikaten können dann auf dem Markt frei gehandelt werden (Trade). Hierdurch bildet sich ein Preis für den Ausstoß von CO2. Die pro Jahr maximal ausgegebenen Zertifikate verringern sich von Jahr zu Jahr – entsprechend der insgesamt maximal mögliche CO2-Ausstoß. Der CO2-Preis setzt für die Unternehmen den Anreiz, das Verbrauchsverhalten zu ändern oder in nachhaltige Technologien zu investieren, um weniger CO2-Zertifikate am Markt erwerben zu müssen.
Der europäische Emissionshandel (EU-ETS) funktioniert nach dem Prinzip des sogenannten „Cap & Trade“. Die Obergrenze (Cap) legt fest, wie viele Emissionen insgesamt ausgestoßen werden dürfen. Die Emissionsberechtigungen in Form von Zertifikaten können dann auf dem Markt frei gehandelt werden (Trade). Hierdurch bildet sich ein Preis für den Ausstoß von CO2. Die pro Jahr maximal ausgegebenen Zertifikate verringern sich von Jahr zu Jahr – entsprechend der insgesamt maximal mögliche CO2-Ausstoß. Der CO2-Preis setzt für die Unternehmen den Anreiz, das Verbrauchsverhalten zu ändern oder in nachhaltige Technologien zu investieren, um weniger CO2-Zertifikate am Markt erwerben zu müssen.
Um der Wirtschaft Planungssicherheit auf dem Weg zur Klimaneutralität zu geben und zu verhindern, dass Unternehmen in Staaten mit geringeren Klimaschutzstandards abwandern, müssen bisher nicht alle CO2-Zertifikate von Unternehmen am Markt gekauft werden. Vielmehr erfolgt in Abhängigkeit der Emissionsintensität einer Branche eine anteilige freie Zuteilung benötigter CO2-Zertifikate durch die Mitgliedsstaaten der EU. Im Ergebnis können so CO2-intensive Wirtschaftszweige ihre Produktion nach und nach in Richtung Klimaschutz umstellen, ohne im internationalen Wettbewerb stark benachteiligt zu werden.
Geplante Reform des Europäischen Emissionshandels
Ein wesentlicher Bestandteil des “Fit for 55”-Pakets ist die Reform des europäischen Emissionshandels:
Im bestehenden EU-ETS soll die jährliche Kürzung der ausgegebenen Zertifikate voraussichtlich ab 2024 deutlich höher ausfallen, was zu einem schnelleren Preisanstieg führen dürfte. Außerdem soll das Prinzip der freien Zuteilung abgelöst werden durch das CO2-Grenzausgleichssystem “CBAM” (Carbon Border Adjustment Mechanism).
Neben dem bekannten EU-ETS soll ein zweites europäisches Emissionshandelssystem “New EU-ETS” für die bisher nicht erfassten Sektoren Gebäude und Straßenverkehr eingeführt werden. Dies soll ähnlich aufgebaut sein, wie der zum 1. Januar 2021 in Deutschland eingeführte nationale Emissionshandel. Ob beide Systeme parallel laufen werden oder der nationale Emissionshandel im europäischen Emissionshandel aufgeht, kann zur Zeit noch nicht beurteilt werden. Im Gegensatz zum nationalen Emissionshandel soll vom New EU-ETS industrielle Prozesswärme nicht erfasst werden, so dass auch Unternehmen möglicherweise nur für ihren Fuhrpark und ihre Gebäude zusätzlich belastet werden.
Im Vergleich dazu erfasst der nationale Emissionshandel alle fossilen Brennstoffe – unabhängig vom Einsatz im Unternehmen. Welche finanzielle Belastung sich für Ihr Unternehmens daraus ergibt, können Sie mit dem CO2-Preisrechner der IHK abschätzen.
Was kommt auf Unternehmen zu?
Die Industrie und der produzierende Sektor müssen sich auf stark ansteigenden CO2-Preise einstellen. Erhebliche finanzielle Mittel werden für die Umrüstung etablierter Produktionsverfahren aufgewendet werden müssen. Eine Studie von Boston Consulting Group (BCG) und Prognos schätzt diese auf durchschnittlich 45 bis 70 Milliarden Euro pro Jahr in Deutschland. Für den Industriesektor prognostiziert die Studie Mehrinvestitionen im Umfang von insgesamt 230 Milliarden Euro bis 2050, um eine Reduzierung der Treibhausgase um 95 Prozent zu realisieren.
Vor besonderen Herausforderungen stehen Unternehmen, für deren Prozesse noch keine wirtschaftlichen CO2-armen technologischen Alternativen zur Verfügung stehen oder die einem starken internationalen Wettbewerb ausgesetzt sind. Im bestehenden europäischen CO2-Handel wird die Wettbewerbsfähigkeit durch eine teilweise freie Zuteilung sichergestellt, die schrittweise reduziert wird. Laut Bericht der Deutschen Emissionshandelsstelle vom Mai 2021 wurden 2020 in Deutschland noch gut 136 Millionen Zertifikate kostenfrei zugeteilt, was bei einem Preisniveau von 55 Euro einer Entlastung von etwa 7,5 Milliarden Euro entspricht, auf Niedersachsen entfielen davon knapp 13 Millionen Zertifikate im Wert von etwa 710 Millionen Euro. Die freien Zuteilungen werden in den kommenden Jahren sukzessive reduziert und könnten ab 2026 komplett durch eine Grenzausgleichsabgabe im Rahmen des “CBAM” (Carbon Boarder Adjustment Mechanism) ersetzt werden.
Was können Unternehmen tun?
Durch den Anstieg der CO2-Preise erhöht sich die Notwendigkeit Energie und Material effizient einzusetzen. Auch die stärkere Nutzung erneuerbarer Energien bis hin zur Eigenstromversorgung können Ansätze sein. Die deutsche Wirtschaft ist sich dessen bewusst: Das Beratungsunternehmen Roland Berger geht in einer Studie davon aus, dass sich das Geschäftsvolumen der europaweiten Nachfrage nach Energieeffizienz-Dienstleistungen bis zum Jahr 2025 auf 50 Mrd. Euro verdoppeln wird. Größter Teilmarkt sei das Engineering für Energieeffizienz-Technologien mit rund 40 Prozent.
Die Bundesstelle für Energieeffizienz beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BfEE) analysiert insbesondere den Markt für Energieeffizienz-Dienstleistungen. Für das Jahr 2019 benennt die BfEE ein realisiertes Marktvolumen für Energiedienstleistungen, Energieaudits und andere Energieeffizienzmaßnahmen wie vorzugsweise das Thema Contracting von rund neun Milliarden Euro in Deutschland.
Kleine und mittlere Unternehmen erhalten auf diesem Weg z. B. Unterstützung durch die Impulsberatungen der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen. Aber auch größere Unternehmen können in vielfältiger Weise gefördert werden.
Für manche Unternehmen kann es sinnvoll sein, ihr Engagement darüber hinaus im Rahmen einer CO2-Bilanz, einem externen Auditing nach ISO 14064 zur Reduktion von Treibhausgasen oder im Rahmen eines anerkannten Kodex wie dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) zu verdeutlichen. Eine kostenfreie Möglichkeit, eine CO2-Bilanz für das Unternehmen oder einzelne Produkte zu erstellen, bietet das Online-Tool: Ecocockpit.
Stand: 10.12.2021