Wasserstoff: Bundesregierung legt Importstrategie vor

Trotz zahlreicher Projekte, die zum Aufbau großer Elektrolyse-Kapazitäten in Deutschland und speziell in Niedersachsen beitragen, wird Deutschland in Zukunft auf Wasserstoff-Importe angewiesen sein, um den steigenden Wasserstoffbedarf für die Industrie, die Mobilität und den Kraftwerkssektor zu decken. Um diesen Prozess möglichst strukturiert anzugehen, wurde nun von der Bundesregierung die Importstrategie für Wasserstoff und Wasserstoffderivate vorgelegt.
Die wichtigsten Punkte auf einen Blick:
  • Die Bundesregierung geht im Rahmen der nun vorgelegten Importstrategie von einem Wasserstoff- bzw. Derivat-Bedarf von 95-130 TWh im Jahr 2030 aus, der nach Prognose der Bundesregierung zu ca. 50-70 % importiert werden muss.
  • Der Großteil der Wasserstoffimporte soll aus Kostengründen über Pipelinetransport erfolgen.
  • Bei Wasserstoffderivaten setzt die Bundesregierung auf eine Vielzahl von Produkten (Ammoniak, Methanol und synthetische Kraftstoffe per Schiff; synthetisches Methan per Erdgaspipeline).
  • Für die Diversifizierung der Lieferquellen kommen eine Vielzahl an Partnerländern und -regionen in Frage, mit denen bereits heute z.T. explizite Wasserstoffabkommen existieren (z.B. Norwegen, Namibia, Ägypten und andere).
  • Es soll eine Zertifizierung von Wasserstoffimporten geben, um Nachhaltigkeitsstandards und Transparenz über die Eigenschaften der gehandelten Wasserstoffprodukte sicherzustellen.
Mit der langersehnten Veröffentlichung der Wasserstoffstrategie wird ein weiterer Baustein für den Aufbau und Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft gelegt: So bietet die Strategie Abnahme- und Planungssicherheit für Akteure, die Exportprojekte in Partnerländern realisieren wollen und sendet auch ein Signal an die deutsche Wirtschaft: In Zukunft werden ausreichend Wasserstoff und Derivate für die Transformation zur Verfügung stehen.

Infrastruktur und Zertifizierungssystem aufbauen
DIHK-Energieexperte Sebastian Bolay sieht in der Importstrategie einen "wichtigen Schritt, damit der Wasserstoffmarkt Fahrt aufnehmen kann". Es sei positiv, dass die Bundesregierung alle Weltregionen in den Blick nehme: "Schließlich wissen wir heute nicht, welches Land wann und zu welchem Preis zum Exporteur wird."
Angesichts der weltweiten Knappheit von grünem Wasserstoff, der nach den strengen EU-Regelungen gewonnen wird, lobt der DIHK-Bereichsleiter zudem, "dass neben grünem auch CO2-armer Wasserstoff sowie Derivate einbezogen werden". Gemeint ist beispielsweise blauer Wasserstoff, der aus Erdgas, aber mit CO2-Abscheidung gewonnen wird.
Jetzt komme es darauf an, so Bolay, "die benötigte Infrastruktur in Deutschland und ein entstehendes Zertifizierungssystem aufzubauen, damit der Wasserstoff tatsächlich bei den Unternehmen ankommt".
Stand: 30.07.2024